Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
nun ist er weg.«
      »Wer sind Sie aber dann?«
      »Es ist wirklich unerheblich, wer ich bin, aber da Sie die Sache zu interessieren scheint, Mr. von Bork, möchte ich Ihnen sagen, daß ich heute nicht zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Mitglied Ihrer Familie mache. In der Vergangenheit hatte ich ziemlich viel in Deutschland zu tun, und mein Name ist Ihnen wahrscheinlich vertraut.«
      »Ich möchte ihn erfahren«, sagte der Preuße finster.
      »Ich bin es gewesen, der die Trennung zwischen Irene Adler und dem verstorbenen König von Bohemia betrieben hat zu der Zeit, als Ihr Vetter Heinrich kaiserlicher Gesandter war. Ich war es auch, der den Grafen von und zu Grafenstein, den älteren Bruder Ihrer Mutter, vor der Ermordung durch den Nihilisten Klopman bewahrt hat. Ich war es…«
      Von Bork richtete sich verwirrt auf.
      »Dann kommt nur einer in Frage!« rief er.
      »Sehr richtig«, sagte Holmes.
      Von Bork stöhnte und sackte auf dem Sofa zusammen.
      »Und die meisten Informationen sind über Sie gelaufen!« rief er. »Was für einen Wert besaßen sie dann überhaupt? Ach, was habe ich da bloß angestellt! Ich bin ruiniert, für immer!«
      »Die Nachrichten waren sicherlich ein bißchen unzuverlässig«, sagte Holmes. »Es würde einige Zeit brauchen, das zu überprüfen, und Sie haben nicht viel Zeit. Ihr Admiral wird finden, daß die neuen Kanonen beträchtlich größer sind, als er erwartet hat, und die Kreuzer vielleicht ein bißchen schneller.«
      Verzweifelt griff sich von Bork an die Kehle.
      »Es gibt zweifellos eine Menge weiterer Details, die gewiß bei passender Gelegenheit ans Licht kommen. Aber Sie besitzen einen Vorzug, der in Deutschland sehr rar ist, Mr. von Bork: Sie sind ein Sportsmann, und Sie werden es mir sicherlich nicht übelnehmen, wenn Sie feststellen müssen, daß Sie, der Sie so viele Leute ausgetrickst haben, schließlich selber ausgetrickst worden sind. Sie taten das Beste für Ihr Land, wie ich für das meine. Was könnte natürlicher sein? Und übrigens«, fügte er, nicht unfreundlich, hinzu, indem er dem niedergeschlagenen Mann die Hand auf die Schulter legte, »ist das hier besser, als Opfer eines unedleren Schicksals zu werden. Die Papiere sind jetzt verpackt, Watson. Wenn Sie mir bei unserem Gefangenen zur Hand gehen würden, könnten wir sofort nach London aufbrechen.«
      Es war keine leichte Aufgabe, von Bork von der Stelle zu bewegen, denn er war stark und verzweifelt. Schließlich nahm jeder der Freunde einen Arm, und sie führten ihn ganz langsam über die Terrasse, auf der er mit so stolzer Zuversicht geschritten war, nachdem er wenige Stunden zuvor die Gratulation des berühmten Diplomaten entgegengenommen hatte. Er wehrte sich ein letztes Mal, wurde aber, noch immer an Händen und Füßen gebunden, auf den Rücksitz des kleinen Automobils verfrachtet. Sein kostbarer Reisekoffer wurde neben ihn hineingepreßt.
      »Ich nehme an, daß Sie es so bequem haben, wie es die Umstände zulassen«, sagte Holmes, als die letzten Vorbereitungen zur Abfahrt getroffen waren. »Nähme ich mir zuviel heraus, wenn ich mir erlaubte, eine Zigarre anzuzünden und sie zwischen Ihre Lippen zu stecken?«
      Aber alle Versuche, die Lage des Deutschen einigermaßen angenehm zu gestalten, waren verschwendet.
      »Ich nehme an, Sie sind sich bewußt, Mr. Sherlock Holmes«, sagte er, »daß die Behandlung, die Sie mir angedeihen lassen, ein kriegerischer Akt wäre, wenn Ihre Regierung sich hinter Sie stellen sollte.«
      »Und was ist mit Ihrer Regierung und der Art, in der sie an diesem Land gehandelt hat?« sagte Holmes und klopfte auf den Koffer.
      »Sie sind Privatmann. Sie haben gegen mich keinen Haftbefehl. Ihr ganzes Vorgehen ist völlig ungesetzlich und empörend.«
    »Völlig«, sagte Holmes.
    »Entführung eines deutschen Untertanen.«
    »Und Diebstahl seiner Privatpapiere.«
    »Sie kennen also Ihre Lage, Sie und Ihr Kom
    plize. Wenn ich um Hilfe rufen würde auf dem Weg durch das Dorf…«
      »Mein lieber Herr, wenn Sie töricht genug sein sollten, so etwas zu tun, würden Sie wahrscheinlich das allzu dürftige Register der Namen unserer Dorfgaststätten um eine Inschrift bereichern, indem Sie für das Wirtshausschild ›Zum baumelnden Preußen‹ sorgten. Der Engländer ist eine geduldige Kreatur, aber gegenwärtig ist sein Temperament ein bißchen entflammt, und es wäre gut, ihn nicht zu sehr zu reizen. Nein, Mr. von Bork, Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher