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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
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bequem machte wie einer, der eine lange Nachtwache vor sich weiß.
      »Nun?« rief von Bork gespannt und lief dem Besucher entgegen.
      Als Antwort schwenkte der Mann ein kleines Paket in braunem Papier triumphierend über dem Kopf.
      »Sie können mir heute abend gratulieren, Mister«, rief er. »Endlich bringe ich den fetten Braten.«
      »Die Signale?«
      »Wie ich schon telegraphierte. Den ganzen Kram bis ins letzte: Flügeltelegraph, Scheinwerfer-Code, Marconi – natürlich eine Kopie, nicht das Original; das wäre zu gefährlich gewesen. Aber es ist die richtige Ware, Sie können sich darauf verlassen.« Er schlug dem Deutschen mit ro her Vertraulichkeit auf die Schulter, daß der zusammenzuckte.
      »Kommen Sie rein«, sagte er. »Ich bin allein im Haus. Ich habe nur darauf gewartet. Natürlich ist eine Kopie besser als das Original. Wenn das Original fehlte, würden sie alles ändern. Sie glauben, mit der Kopie geht es in Ordnung?«
      Der Iro-Amerikaner hatte das Arbeitszimmer betreten, warf sich in den Lehnsessel und streckte die langen Glieder. Er war ein großer, hagerer Mann von sechzig Jahren mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen und einem kleinen Spitzbart – alles in allem der Karikatur von Uncle Sam ähnlich. Eine halb aufgerauchte, am Mundstück durchnäßte Zigarre hing im Mundwinkel, und als er sich niedergelassen hatte, riß er ein Streichholz an und setzte sie wieder in Brand.
      »Soll’s abgehn?« fragte er, nachdem er sich umgeschaut hatte. »Sagen Sie bloß, Mister«, fügte er hinzu, sein Blick fiel auf den Safe, vor dem jetzt der Vorhang weggezogen war, »Sie verwahren die Papiere in dem Dings da.«
      »Warum nicht?«
      »Mensch, in so einem komischen Ding! Und die denken, daß Sie irgend so’n Spion sind! Mann, ein Halunke von Yankee würde Ihnen das mit einem Büchsenöffner knacken. Wenn ich gewußt hätte, daß jeder Brief von mir in so was rumliegt, dann hätte ich mich selber für ‘ne Nappsülze halten müssen, Ihnen auch nur noch eine Zeile geschrieben zu haben.«
      »Jeder Halunke würde sich an diesem Safe die Zähne ausbeißen«, antwortete von Bork. »Durch das Metall kommen Sie mit keinem Werkzeug.«
      »Und was ist mit dem Schloß?«
      »Das ist ein doppeltes Kombinationsschloß. Sie wissen, was das bedeutet?«
      »Keine Ahnung«, sagte der Amerikaner.
      »Gut denn: Sie brauchen sowohl ein Kennwort wie eine Zahlenkombination, um das Schloß zu öffnen.« Von Bork erhob sich und zeigte auf einen doppelten Ring um das Schlüsselloch. »Der äußere ist für die Buchstaben, der innere für die Zahlen.«
      »Na gut, ist ja fein.«
      »Vor allem doch nicht so einfach, wie Sie es sich vorgestellt haben. Ich habe das vor vier Jahren anfertigen lassen. Was glauben Sie, welches Wort und welche Zahlenkombination ich gewählt habe?«
      »Das geht über mein Kapee.«
      »Nun, ich habe ›August‹ und ›1914‹ gewählt. So einfach.«
      Auf dem Gesicht des Amerikaners malten sich Überraschung und Bewunderung.
      »Meine Güte, das ist smart! Da haben Sie sich was Schönes ausgedacht.«
      »Ja, ein paar von uns hätten das Datum sogar damals schon voraussehen können. Und jetzt ist es da, und morgen früh mache ich den Laden zu.«
      »Na, mir scheint, Sie müssen sich für mich auch was ausdenken. Ich bleib nicht ganz allein in diesem gottverdammten Land. Wie ich es sehe, stellt sich John Bull in einer Woche oder noch früher auf die Hinterbeine und wird sich ganz schön wild aufführen. Das würde ich mir lieber jenseits vom großen Teich ansehen.«
      »Aber Sie sind doch amerikanischer Bürger.«
      »Jack James war auch ein amerikanischer Bürger, und doch reißt er jetzt seine Zeit in Portland ab. Einem britischen Bullen können Sie nicht damit imponieren, daß Sie sagen, Sie sind amerikanischer Bürger. Hier gelten britisches Gesetz und Ordnung, sagt der nur. Übrigens, Mister, da wir gerade bei Jack James sind: Sie scheinen ja nicht gerade viel zu tun, um Ihre Männer zu decken.«
      »Was meinen Sie damit?« fragte von Bork scharf.
      »Na, Sie sind der Arbeitgeber, oder sehe ich das falsch? Da müssen Sie doch auch drauf sehen, daß die Leute nicht auf die Nase fallen. Aber sie fallen auf die Nase. Und haben Sie schon mal einen wieder aufgehoben? James, zum Beispiel…«
      »Es war James’ eigene Schuld. Das wissen Sie. Er war zu eigensinnig für die Arbeit.«
      »James war ein Dummkopf – das
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