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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Veränderungen an meiner Erscheinung vorgenommen habe, werde ich morgen im ›Claridge‹ auftreten können, so wie früher, bevor ich die Nummer – entschuldigen Sie, Watson, mein Englisch scheint für immer verdorben zu sein –, bevor ich die Rolle dieses Amerikaners übernahm.«
      »Aber Sie hatten sich doch schon von der Arbeit zurückgezogen, Holmes. Wir hörten, daß Sie wie ein Eremit auf Ihrer kleinen Farm in den South Downs inmitten Ihrer Bienenvölker und Bücher leben.«
      »So war es, Watson. Und hier ist die Frucht meines Müßiggangs, das magnum opus meiner späten Jahre!« Er nahm den Band vom Tisch und las den ganzen Titel vor: ›Handbuch der Bienenzucht, mit einigen Beobachtungen über die Abtrennung der Königin‹.
      »Das habe ich ganz allein verfaßt. Sie sehen hier den Ertrag von gedankenschweren Nächten und arbeitsreichen Tagen, an denen ich die kleinen Arbeitsgruppen der Tiere beobachtete, wie ich zuvor die Unterwelt von London im Blick behielt.«
      »Aber wie ist es gekommen, daß Sie wieder zu arbeiten angefangen haben?«
      »Darüber habe ich mich oft selbst gewundert. Dem Außenminister hätte ich ja noch widerstehen können, aber als sich dann auch der Premierminister herabließ, unter mein bescheidenes Dach zu treten… Tatsache ist, daß der Gentleman auf dem Sofa ein bißchen zu gut war für unsere Leute. Er ist eine Klasse für sich. Einige Sachen liefen verkehrt, und niemand verstand, warum das schief lief. Auf einige Agenten fiel Verdacht, andere wurden sogar verhaftet, aber es mußte offensichtlich eine geheime Kraft hinter alledem stehen, bei der die Fäden zusammenliefen. Man hat mich arg bedrängt, damit ich mich der Sache annehme. Es war unbedingt nötig, an den Mann im Hintergrund heranzukommen. Das Ganze hat mich zwei Jahre gekostet, Watson, und in der Zeit hat es mir nie an Aufregung gefehlt. Wenn ich Ihnen sage, daß ich meine Pilgerschaft in Chicago begann, in Buffalo als Mitglied in eine geheime irische Organisation aufgenommen wurde, in Skibbareen der Polizei beträchtliche Ungelegenheiten bereitete und dadurch die Aufmerksamkeit eines Unteragenten von Bork erweckte, der mich als brauchbaren Mann empfahl, dann werden Sie wohl einsehen, daß das Ganze eine komplizierte Sache war. Er hat mich mit seinem Vertrauen beehrt, was nicht verhindern konnte, daß die meisten seiner Pläne auf niederträchtige Weise fehlschlugen und fünf seiner besten Agenten im Gefängnis landeten. Ich habe sie beobachtet, Watson, und sie gepflückt, wenn sie. reif waren. – Nun, Sir, ich hoffe, Ihnen geht es nicht schlecht?«
      Die letzte Bemerkung galt von Bork, der nach manchem Luftschnappen und Augenzwinkern still dagelegen und Holmes’ Erklärung gelauscht hatte. Jetzt brach er in einen wilden Strom deutscher Beleidigungen aus, und sein Gesicht zuckte leidenschaftlich. Holmes fuhr, während sein Gefangener fluchte und schimpfte, mit der ersten schnellen Durchsicht der Dokumente fort.
      »Obwohl es der Musikalität entbehrt, ist das Deutsche doch die ausdrucksvollste aller Sprachen«, stellte er fest, als von Bork vor lauter Erschöpfung innehielt. »Aber, hallo!« fügte er hinzu, als er sich eine Pause an einer Ecke genau angesehen hatte, ehe er sie in den Koffer legte, »das wird noch einen Vogel in den Käfig bringen. Ich wußte nicht, daß der Zahlmeister ein solcher Schurke ist, obwohl ich schon lange ein Auge auf ihn hatte. Mr. von Bork, Sie haben sich für viel zu verantworten.«
      Der Gefangene hatte sich unter Schwierigkeiten auf dem Sofa hochgesetzt und starrte mit einem Blick, in dem Verwirrung und Haß gemischt waren, den Mann an, der ihn in diese Lage gebracht hatte.
      »Ich werde es Ihnen heimzahlen, Altamont«, sagte er langsam und mit Bedacht, »und wenn ich mein ganzes Leben dransetzen muß: Ich werde es Ihnen heimzahlen.«
      »Die schöne alte Leier«, sagte Holmes. »Wie oft habe ich sie in alten Tagen gehört. Sie war die Lieblingsweise des verstorbenen und beweinten Professors Moriarty. Colonel Sebastian Moran hat sie auch geträllert. Und doch lebe ich noch und züchte in den South Downs Bienen.«
      »Du verdammter Doppelverräter!« schrie der Deutsche; er zerrte an seinen Banden, und in den wütenden Augen stand Mord.
      »Nein, nein, so schlimm ist es nicht«, sagte Holmes lächelnd. »Meine Worte haben Sie doch wohl darüber belehrt, daß es einen Mr. Altamont aus Chicago nie wirklich gab. Ich war es unter dem Namen – und
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