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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition)
Autoren: Ben Winters
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hat jemand ein Graffito geschmiert, LÜGEN LÜGEN ALLES LÜGEN , in fast zwei Meter hohen Lettern.
    Es tut mir leid, dass ich Ritchie Michelson das Leben schwer mache. Streifenpolizisten hatten es schon zum Zeitpunkt meiner Beförderung ziemlich schwer, und in den vierzehn Wochen seither ist es für sie bestimmt nicht leichter geworden. Ja, Cops haben einen sicheren Job und verdienen jetzt mit die besten Gehälter im Land. Und ja, in Concord hat die Kriminalität dieses Jahr gegenüber den Vergleichsmonaten im Vorjahr in den meisten Kategorien nicht übermäßig zugenommen, bis auf ein paar Ausnahmen; durch das SSVE -Gesetz ist es jetzt illegal, in den Vereinigten Staaten von Amerika Schusswaffen aller Art herzustellen, zu verkaufen oder zu kaufen, aber es ist schwer, dieses Gesetz durchzusetzen, besonders im Staat New Hampshire.
    Trotzdem spürt man in den misstrauischen Augen der Bürger auf der Straße die ganze Zeit das Gewaltpotenzial, und es fordert von den Streifenpolizisten im aktiven Dienst einen ebenso langsamen, zermürbenden Tribut wie von Soldaten im Krieg. Wäre ich also Ritchie Michelson, wäre ich garantiert ein bisschen müde und ausgebrannt, und hin und wieder läge mir sicher auch eine schnippische Bemerkung auf der Zunge.
    Die Ampel an der Warren Street funktioniert, und obwohl ich Polizist bin und keine anderen Autos an der Kreuzung stehen, halte ich, trommle mit den Fingern aufs Lenkrad und warte auf Grün, starre auf die Straße und denke über diese Frau nach, die es so eilig hatte und keinen Mantel trug.
    »Schon das Neueste gehört?« Detective McGully, groß und laut, hat die Hände zu einem Megafon gewölbt. »Wir haben das Datum.«
    »Was soll das heißen, ›wir haben das Datum‹?« Detective Andreas schießt von seinem Stuhl hoch und schaut McGully verblüfft an, mit offenem Mund. »Wir kennen das Datum schon längst. Jeder kennt das gottverdammte Datum.«
    Das Datum, das jeder kennt, ist der 3. Oktober, von heute an noch sechs Monate und elf Tage. Dann wird eine Kugel aus Kohlenstoff und Silikaten – Durchmesser: sechseinhalb Kilometer – mit der Erde zusammenstoßen.
    »Nicht das Datum, an dem die Riesenfrikadelle Land erreicht«, sagt McGully und schwenkt ein Exemplar des Concord Monitor . »Das Datum, an dem die Genies uns sagen, wo sie einschlägt.«
    »Ja, hab ich gesehen«, nickt Detective Culverson, der mit seiner eigenen Zeitung an seinem eigenen Schreibtisch sitzt; er liest die New York Times . »Neunter April, glaube ich.«
    Mein Schreibtisch steht in der hintersten Ecke des Raumes, beim Papierkorb und dem kleinen Kühlschrank. Mein Notizbuch liegt aufgeschlagen vor mir, und ich gehe noch einmal meine Beobachtungen am Tatort durch. Es ist ein blaues Buch, wie College-Studenten es für ihre Prüfungen benutzen. Mein Vater war Professor, und als er starb, fanden wir ungefähr fünfundzwanzig Schachteln mit den Dingern auf dem Dachboden, dünne, rotkehlcheneierblaue Bücher. Ich benutze sie immer noch.
    »Neunter April? So bald schon?« Andreas sackt wieder auf seinen Stuhl und produziert dann sein eigenes Echo, ein geisterhaftes Gemurmel. »So bald schon.«
    Culverson seufzt kopfschüttelnd, während McGully leise kichert. Das hier ist alles, was vom Dezernat für Erwachsenenkriminalität in der Criminal Investigations Division des Concord Police Department übrig geblieben ist: vier Männer in einem Raum. Zwischen August letzten Jahres und heute hat es bei der Erwachsenenkriminalität drei Frühpensionierungen, ein plötzliches, ungeklärtes Verschwinden und dazu noch Detective Gordon gegeben, der sich bei einer Festnahme wegen häuslicher Gewalt die Hand brach, sich krankmeldete und nicht mehr wiederkam. Die unzureichende Antwort auf diese Woge der Zermürbung bestand darin, dass Anfang Dezember ein Streifenpolizist befördert wurde. Ich. Detective Palace.
    Personalmäßig haben wir noch ziemliches Glück. Die Jugendkriminalität hat nur noch zwei Mann, Peterson und Guerrera. Post-, Telefon- und Internetkriminalität ist zum 1. November vollständig aufgelöst worden.
    McGully schlägt den heutigen Concord Monitor auf und fängt an, laut vorzulesen. Ich denke über den Zell-Fall nach und arbeite meine Notizen durch. Keine Anzeichen für Gewaltverbrechen oder Kampf//Handy?//Ligatur: Gürtel, goldene Schnalle .
    Ein schwarzer Gürtel aus hübschem italienischem Leder mit der Gravur »B&R«.
    »Der 9. April ist das entscheidende Datum, sagen Astronomen vom Harvard-Smithsonian
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