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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition)
Autoren: Ben Winters
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Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts«, liest McGully aus dem Monitor vor. »Zusammen mit unzähligen anderen Astronomen, Astrophysikern und engagierten Amateuren verfolgen die dortigen Experten, wie Maia, der gewaltige Asteroid mit dem offiziellen Namen 2011 GV 1, unablässig auf uns zukommt …«
    »Himmel noch mal«, stöhnt Andreas wütend und mit Leichenbittermiene, springt erneut auf und geht mit schnellen Schritten zu McGullys Schreibtisch. Er ist ein kleiner, reizbarer Bursche Anfang vierzig mit einem dicken Schopf schwarzer Löckchen, wie ein Engelchen. »Wir wissen, wie er heißt. Gibt’s überhaupt noch jemanden auf dem Planeten, der das alles nicht längst weiß?«
    »Immer mit der Ruhe, Kumpel«, sagt McGully.
    »Ich find’s einfach zum Kotzen, dass sie einem immer wieder dieselben Informationen auftischen, jedes Mal. Als wollten sie’s einem richtig reinreiben oder so.«
    »So werden Zeitungen nun mal gemacht«, sagt Culverson.
    »Ja, zum Kotzen.«
    »Trotzdem.« Culverson lächelt. Er ist der einzige Afroamerikaner im Ermittlungsteam. Tatsächlich ist er der einzige Afroamerikaner bei der gesamten Polizei von Concord und wird manchmal liebevoll »der einzige Schwarze in Concord« genannt, obwohl das streng genommen nicht zutrifft.
    »Schon gut, schon gut, dann überspring ich das eben.« McGully klopft dem armen Andreas auf die Schulter. »Wissenschaftler haben … überspring ich auch … einige Meinungsverschiedenheiten, die jetzt weitgehend bereinigt sind, wie zum Beispiel … blabeldisabel. Hier: ›An dem besagten Datum im April, nur fünfeinhalb Monate vor dem Einschlag, wird man anhand der bis dahin aufgezeichneten Deklinations- und Rektaszensionspunkte bis auf vierundzwanzig Kilometer genau festlegen können, wo Maia auf die Erdoberfläche treffen wird.‹«
    McGullys Stimme klingt am Ende ein wenig gedämpfter, sein lauter Bariton wird leiser, und er stößt einen tiefen, langen Pfiff aus. »Vierundzwanzig Kilometer.«
    Ein Schweigen folgt, erfüllt von den kleinen, metallische n Geräuschen des Heizkörpers. Andreas steht an McGullys Schreibtisch und starrt auf die Zeitung, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Culverson nimmt in seiner gemütlichen Ecke einen Stift zur Hand und fängt an, lange Linien auf ein Blatt Papier zu zeichnen. Ich schließe das blaue Buch, lege den Kopf in den Nacken und richte den Blick auf einen Punkt an der Decke, unweit des muschelförmigen Beleuchtungskörpers mitten im Raum.
    »Tja, das wär’s im Wesentlichen, meine Samen und Spermien«, sagt McGully, wieder in gewohnter Lautstärke, und schlägt die Zeitung schwungvoll zu. »Danach geht’s um die ganzen Reaktionen und so weiter.«
    »Reaktionen?«, schreit Andreas und schlägt wütend nach der Zeitung. »Was für Reaktionen? «
    »Na ja, ihr wisst schon, der kanadische Premierminister sagt, ich hoffe, das Ding kommt in China runter«, sagt McGully lachend. »Und der chinesische Präsident sagt: ›Jetzt hört mal, ihr da in Kanada, ist nicht böse gemeint oder so, aber wir sehen das anders.‹ Ihr wisst schon. Blablabla.«
    Andreas knurrt angewidert. Ich beobachte das alles irgendwie, aber eigentlich denke ich nach, den Blick auf die Lampe gerichtet. Ein Mann betritt mitten in der Nacht ein McDonald’s und hängt sich im Behindertenlokus auf. Ein Mann betritt ein McDonald’s, es ist mitten in der Nacht …
    Culverson hebt feierlich sein Blatt hoch, und man sieht, dass es mit Gitterlinien überzogen ist, eine große, simple Tabelle, X-Achse und Y-Achse.
    »Das offizielle Asteroidenlotto des Concord Police Departments«, verkündet er mit ausdrucksloser Miene. »Eure Einsätze bitte.«
    Ich mag Detective Culverson. Es gefällt mir, dass er sich immer noch wie ein richtiger Detective anzieht. Heute trägt er einen Dreiteiler, eine metallisch schimmernde Krawatte und ein dazu passendes Einstecktuch. Viele haben sich mittlerweile ganz und gar der Bequemlichkeit hingegeben. Andreas hat beispielsweise ein langärmeliges T-Shirt und legere Jeans an, McGully einen Trainingsanzug der Washington Redskins.
    »Wenn wir schon sterben müssen«, schließt Culverson, »sollten wir vorher noch ein paar Dollar von unseren Brüdern und Schwestern vom Streifendienst einsammeln.«
    »Klar, aber …« Andreas schaut sich nervös um. »Wie sollen wir das vorhersagen?«
    »Vorhersagen?« McGully versetzt Andreas einen Klaps mit dem zusammengerollten Monitor . »Wie sollen wir das Geld einsammeln, du
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