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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock
Autoren: Colin Dexter
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Zufall kam mir zu Hilfe. Als ich bei der Volkshochschule in Headington die Anwesenheitsliste für den Kurs Alte Geschichte nachprüfte, um zu sehen, ob Mrs. Crowther am 29. teilgenommen hatte, stieß ich auf den Namen Palmer. Mrs. Josephine Palmer. Das brachte mich ein wenig später auf die Idee, daß vielleicht …«
    »Auf so was würde ein normaler Mensch nicht kommen.«
    Er überging ihre Bemerkung und fragte: »Wann hat die Sache mit den Briefen angefangen?«
    »Im Sommer. Es war ja eigentlich ziemlich kindisch, aber es hat wohl seinen Zweck erfüllt. Das hat sie jedenfalls immer gesagt.«
    »Geben Sie mir Ihr Wort, Miss Coleby, keinem Menschen etwas von dem zu erzählen, was hier gesprochen wurde?«
    »Ja. Sie können sich auf mich verlassen. Ich glaube, das bin ich Ihnen wohl schuldig.«
    Morse erhob sich. »Lewis, bitte besorgen Sie einen Wagen für Miss Coleby. Wir haben sie lange genug aufgehalten.«
    Der Sergeant nickte, völlig verwirrt von dem, was er eben gehört hatte. Jennifer wandte sich ihm zu und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln.
     
    »Also, ich finde, Sie könnten mich ruhig etwas mehr auf dem laufenden halten, Sir.« Lewis war ärgerlich, er fühlte sich übergangen.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie haben doch behauptet, der Fall sei gelöst.«
    »Das ist er auch.«
    »Sie wissen also, wer Sylvia Kaye ermordet hat?«
    »Ich habe heute morgen den Haftbefehl erwirkt. Er wurde bereits vollstreckt. Hier, lesen Sie das.« Er gab Lewis Jennifer Colebys schriftliche Antwort von gestern. Es war nur eine Zeile. Einen Moment lang starrte der Sergeant verständnislos auf den Bogen und sah dann zu Morse hinüber.
    »Ja«, sagte dieser leise, »es stimmt, was da steht.«
    Lewis hätte jetzt viele Fragen gehabt, aber Morse wehrte ab. »Ich möchte jetzt allein sein, Lewis. Sie haben frei. Kümmern Sie sich zur Abwechslung mal um Ihre Familie. Ich werden Ihnen Montag alles erklären.«
    Sie verließen zusammen das Büro. Lewis holte sich seinen Mantel. Er hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Morse dagegen ging mitschleppenden Schritten zum Nordflügel hinüber, wo sich die Zellen befanden.
    »Möchten Sie hinein, Sir?« fragte der diensttuende Sergeant.
    Morse nickte. »Ich kann mir selbst aufschließen, Sie brauchen nicht mitzukommen.«
    »Wie Sie wünschen, Sir. In Zelle Nummer eins.«
    Morse nahm den Schlüsselbund, öffnete die schwere Eisentür und trat auf den dahinterliegenden Gang. Die Hände an die Gitterstäbe gelegt, sah er mit schmerzlichem Lächeln zu dem Mädchen auf der anderen Seite.
    »Hallo, Sue«, sagte er.

Kapitel 31 – Montag, 25. Oktober
     
    Frühmorgens war der Himmel strahlend blau gewesen, aber im Laufe des Vormittags hatte es sich bezogen. Die ersten Regentropfen schlugen gegen das Fenster, als Morse und Lewis sich zusammensetzten und der Inspector für den Sergeant zusammenfaßte, was ihn auf die Spur der Täterin geführt hatte.
    »Die entscheidende Person war Miss X«, begann er. »Wir wußten ungefähr, wie sie aussah, was sie angehabt hatte und wie alt sie war. Das war zwar besser als nichts, hätte uns aber nicht weit gebracht. Zum Glück war es jedoch nicht alles. Durch einen Satz Sylvias, den Mrs. Jarman gehört und uns berichtet hatte, wußten wir außerdem, daß sie und Miss X sich am nächsten Morgen sehen würden. Und das war, wenn ich jetzt zurückblicke, von allen Informationen, die wir im Laufe der Ermittlungen erhielten, die wesentlichste überhaupt. Auf Grund verschiedener Überlegungen kamen wir zu dem Schluß, daß es sich bei der Unbekannten um eine Arbeitskollegin handeln mußte. Das war natürlich zunächst nur eine Annahme. Genausogut hätte sie eine Bekannte sein können, mit der Sylvia am nächsten Tag zum Mittagessen verabredet war, oder jemand, den sie täglich im Bus traf. Es gab unendlich viele Möglichkeiten. Aber irgendwo mußten wir anfangen, und so begannen wir ganz pragmatisch erst einmal bei den Angestellten von Town and Gown . Als wir entdeckten, daß eine von ihnen, Jennifer Coleby, ganz offensichtlich etwas zu verbergen hatte, schien das unser Vorgehen zu rechtfertigen. Wir glaubten, Miss X gefunden zu haben, und das engte unser Blickfeld ein. Hätten wir unsere Ermittlungen auf andere Bereiche von Sylvia Kayes Leben ausgedehnt, so wären wir vermutlich schon früher daraufgestoßen, daß sie sich wegen eines gebrochenen Armes zweimal wöchentlich im Radcliffe-Krankenhaus zur Bewegungstherapie einfand, und zwar immer Dienstag und
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