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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock
Autoren: Colin Dexter
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dem Mord selbst nichts zu tun haben konnte. Im Obduktionsbericht steht, daß Sylvia irgendwann zwischen sieben und acht getötet wurde. Soviel Kaltblütigkeit, sie umzubringen und sich anschließend mehr als zwei Stunden an die Theke zu stellen – keine 30 Meter von der Stelle entfernt, wo das Opfer lag, hätte er nicht aufgebracht. Sie hätte ja jeden Moment gefunden werden können. Nein, wenn er der Täter wäre, hätte er gemacht, daß er wegkam, soviel ist sicher. Das war übrigens für mich zunächst ein Problem – wieso die Leiche nicht viel schneller entdeckt wurde. Aber dafür haben Sie dann ja gleich eine Erklärung geliefert.«
    Es tat Lewis gut zu hören, daß er auch etwas zum Fortschritt der Ermittlungen beigetragen hatte. Er wußte sofort, worauf Morse anspielte. Noch am Abend der Tat hatte er alle Fahrer, die ihren Wagen auf dem Hof des Black Prince abgestellt hatten, gründlich befragt, insbesondere den Mann, neben dessen Rover die Leiche des Mädchens gelegen hatte. Er hatte ausgesagt, daß bei seiner Ankunft alle Parkplätze auf dem Hof besetzt gewesen waren, so daß er sein Auto auf der Straße hatte stehenlassen müssen. Im absoluten Halteverbot. Deshalb hatte er die ganze Zeit über die Einfahrt im Auge behalten und war sofort, als er einen Wagen wegfahren sah, nach draußen gegangen, um sein Auto in die freigewordene Lücke einzuparken. Er hatte rückwärts hineingesetzt, sonst hätte er im Lichtkegel seiner Scheinwerfer die Tote sicher sehen müssen. Da sie neben der Beifahrerseite lag, bemerkte er sie auch beim Aussteigen nicht.
    »Im Laufe unserer Ermittlungen stießen wir dann auf Crowther, oder besser gesagt, auf das Ehepaar Crowther«, fuhr Morse fort. »Bestimmte Dinge werden wir jetzt wohl nie mehr erfahren; beide waren uns gegenüber ja bis zum Schluß nicht ganz offen. Aber eins läßt sich wohl mit Sicherheit behaupten. Margaret hielt Bernard für den Mörder von Sylvia Kaye. Ob dies der ausschlaggebende Grund für ihren Selbstmord war, weiß ich nicht, es hat jedoch bestimmt zu ihrer Entscheidung wesentlich beigetragen. Doch das ist nur die eine Seite. Umgekehrt glaubte nämlich auch Bernard, daß seine Frau die Mörderin sei. Das erklärte viel von seinem Verhalten. Vor allem war mir jetzt ganz deutlich, warum er uns um keinen Preis die ganze Wahrheit erzählen konnte, obwohl das seinem Charakter von Grund auf widersprach. Sein Schweigen und seine falschen Aussagen dienten ja nicht allein dazu, seine Geliebte zu schützen, sondern er hätte uns seiner Ansicht nach in dem Moment, wo er uns alles, was er wußte, mitgeteilt hätte, geholfen, seine eigene Frau des Mordes zu überführen. Ach, Lewis, wenn die beiden sich doch bloß ausgesprochen hätten! Daß sowohl Margaret als auch Bernard annahmen, der jeweils andere habe das Verbrechen verübt, beweist doch nur, daß sie beide unschuldig waren. Man verdächtigt nicht einen anderen einer Tat, die man selbst begangen hat! Und wenn Bernard auch nur einmal richtig nachgedacht hätte, wäre ihm klargeworden, daß Margaret mit dem Mord unmöglich etwas zu tun haben konnte. Wir wissen von ihr, daß er sie auf der Heimfahrt überholte, das heißt, Margaret mußte vor ihm in Woodstock losgefahren sein.«
    »Es sei denn, er hat unterwegs noch einmal angehalten. Vielleicht ist er irgendwo etwas trinken gegangen.«
    »Daran habe ich nicht gedacht«, sagte Morse. Er war einen Moment lang verblüfft. »Es ist aber auch nicht weiter wichtig. Ich komme jetzt zum nächsten Punkt. Die Schlüsselfigur in diesem Fall war Miss X, das Mädchen, das mit Sylvia zusammen in Bernard Crowthers Wagen eingestiegen war. Wir wußten über sie nicht besonders viel. Die wesentliche Information gab uns ziemlich zu Anfang Mrs. Jarman. Sie wollte gehört haben, wie Sylvia zu ihr sagte: ›Morgen früh wirst du mit mir zusammen darüber lachen.‹ Mrs. Jarman ist übrigens nach wie vor fest davon überzeugt, daß die Äußerung genau so gefallen ist. Ich bin gestern abend bei ihr vorbeigefahren, und sie hat es mir noch einmal bestätigt. Sylvia und das andere Mädchen hätten sich also normalerweise am nächsten Morgen wiedergesehen. Das brachte uns auf die Idee, daß es sich bei ihrer Begleiterin möglicherweise um eine Kollegin von ihr handelte, und wir begannen, uns die Mädchen bei Town and Gown, wo sie gearbeitet hatte, genauer anzusehen. Und tatsächlich fällt uns dort ein sehr merkwürdiger Brief in die Hände, der in verschlüsselter Form die Botschaft
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