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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen
Autoren: Leo P. Ard
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ihre Gefühle verletzt und ihren Verstand beleidigt.
    Mit einer aufgefrischten Portion Wut im Bauch betrat sie das Vorzimmer des Staatssekretärs, bereit, die schicke Sekretärin mit einem markigen Spruch in ihre Schranken zu weisen. Doch der Platz der Sekretärin war verwaist.
    Erhobenen Hauptes schritt sie zur Tür, die zu Eberweins Reich führte, und ballte die Faust, um sie gegen das Mahagoni zu donnern.
    Doch dann hörte sie Stimmen. Sie hielt inne und presste ihr Ohr an die Tür.
     
    Eberwein schaltete den Monitor aus und nahm die DVD aus dem Player. »Was sagt der Experte?«
    Reinhard Alt faltete die Hände vor seinem Bauch. »Die Schwenks sind unsauber, da sind auch ein paar Wackler, das Ganze muss optisch aufgehellt werden, der Ton schnarrt. Unsere Techniker werden mich zum Teufel wünschen. Wenn ich aber bedenke, dass Grieser die Aufnahmen heimlich gemacht hat - Kompliment.«
    Der Intendant lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Gut angetrailert und gut beworben könnte es unsere Nachrichtensendung auf über fünfzig Prozent Marktanteil bringen. Das hatten wir zuletzt am 11. September.«
    »Kannst du auch mal an was anderes denken als an deine Marktanteile?!«
    Der Intendant lachte. »Um etwas anderes geht es dir doch auch nicht. Warum hast du dich sonst auf das Spiel mit Wollweber eingelassen und ihn liquidieren lassen? Weil du jetzt seinen Markt übernehmen kannst.«
    »Was in deinem Sinne ist«, stellte Eberwein fest. »Schließlich bist du mit zwanzig Prozent beteiligt.«
    »Was ist, wenn das Kabinett nicht zurücktritt?«, fragte Alt.
    »Sie haben keine Alternative. Gutachter werden bestätigen, dass das Material echt ist. Welcher Wähler will von einer Regierung vertreten werden, die Wasser predigt und Wein trinkt?«
    »Und was kommt danach?«
    »Vorgezogene Neuwahlen. Jede andere Regierung ist besser als die, die wir jetzt haben. Vor allem mit mir als neuem Innenminister.«
    Alt lachte immer mehr und Eberwein fiel in das Lachen ein.
    »Wenn der Film in die Abendnachrichten soll, muss ich jetzt los, damit die Techniker ihren Job machen können«, gluckste der Intendant schließlich. Er streckte die Hand aus.
    Eberwein zögerte. »Zuverlässige Leute?«
    »Ja. Und ich werde sie nicht aus den Augen lassen.«
    Eberwein drückte Alt die DVD in die Hand. »Vielleicht kriegst du dafür den Grimme-Preis.«
    »Ich werde ihn Grieser aufs Grab legen.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Noch mit einem Lächeln auf den Lippen, wandten sich Eberwein und Alt um.
    Sarah schaute die beiden Männer mit eiserner Miene an.
    Während der letzten Minuten vor der Tür war ein Schauer nach dem andern durch ihren Körper gegangen.
    Sie hatte weglaufen wollen, irgendwohin, in eine Oase des Vergessens und Verdrängens, aber ihre Beine hatten vergessen, wie man sich fortbewegt. Also hatte sie den Dialog bis zu seinem zynischen Ende verfolgt. Und bevor ihr Gehirn eine Error-Meldung hatte abschicken können, hatte ihre Hand die Türklinke ergriffen und ihre Füße trugen sie in den Raum.
    Jetzt stand sie da und wusste, dass »Guten Tag« eine unsinnige Begrüßung war.
    »Guten Tag«, sagte Sarah.
    Die beiden Männer starrten sie an wie eine Marienerscheinung.
    »Frau Kutah«, sagte Eberwein und seine Stimme war belegt wie eine Käsestulle. »Das ist aber eine Überraschung.«
    Der Staatssekretär wandte sich an den irritierten Alt. »Kommissarin Kutah von der Soko Fleisch. Ich habe dir doch von ihr erzählt.«
    Alt nickte und versenkte die DVD in seiner Jackentasche.
    »Das ist Herr Alt. Intendant von...«
    »Ich weiß!«, unterbrach Sarah.
    Sie war sich immer noch nicht im Klaren darüber, wie ihr Auftritt verlaufen sollte. Sollte sie sagen, dass sie gelauscht hatte? Sollte sie ihren ursprünglichen Plan umsetzen und Eberwein die Leviten lesen? Das schien ihr angesichts der Ungeheuerlichkeiten, die sie vernommen hatte, banal und unpassend.
    Während sie nach einer Lösung suchte, schuf Eberwein Fakten. »Sie haben gelauscht, nicht wahr?«
    Sarahs Schweigen war ihm Antwort genug.
    »Jetzt haben wir ein Problem.«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Wir haben kein Problem. Sie haben ein Problem.«
    Eberwein lächelte. »Mein Problem ist gelöst. Darf ich Ihnen Herrn Krischka vorstellen?«
    Der Trick ist so alt wie das Buch Mose, dachte Sarah. Dann traf sie der Knauf einer Smith & Wesson in den Nacken und ihr Gehirn spendierte einen malerischen Sonnenuntergang.
     

72.
     
    Bastian gab seinem
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