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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen
Autoren: Leo P. Ard
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winkte ihnen freundlich zu.
     
    Eine halbe Stunde später stand der Lieferwagen auf dem Parkplatz einer Apotheke. Sarah hatte ihr Sprachzentrum wieder im Griff und Bastians geschundene Hand notdürftig verbunden. Ihr selbst waren leichte Kopfschmerzen und ein Eisbeutel im Nacken als Erinnerung an den Schlag geblieben.
    Krischka war für die nächsten Stunden mit K.-o.-Tropfen außer Gefecht gesetzt worden und träumte vielleicht vom Kosovo.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Bastian, nachdem Sarah ihm von ihrem Lauschangriff berichtet hatte. »Das Ultimatum läuft in einer Stunde ab.«
    »Wir haben nicht viele Bataillone, die wir in die Schlacht führen können.« Sarah rieb sich den Nacken.
    »Was ist mit Liebisch und seinen Leuten?«, fragte Bastian.
    »Er hat das Massaker bei der Fabrikruine angerichtet. Hast du das schon vergessen?«
    »Wahrscheinlich auf Eberweins Anweisung. Ich glaube, er wusste nicht, wessen Knecht er war.«
    Sarah zuckte mit den Achseln. »Na gut. Wir haben keine Wahl.«
    Bastian startete den Motor.
     
    Zehn Minuten später saßen sie in seinem Büro. Liebisch war um Jahre gealtert. Seine Augen waren trübe wie nach einer durchzechten Nacht, seine Arme hingen schlapp über der Armlehne seines Stuhls, als hätte er gerade fünfzig Liegestütz absolviert.
    »Was auch immer Sie wollen, ich bin nicht mehr Ihr An-sprechpartner«, erklärte er mit müder Stimme. »Ich habe um meine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand gebeten. Heute ist mein letzter Arbeitstag.«
    Bastian wollte etwas sagen, aber der Kriminalrat ließ ihn mit einer Handbewegung stumm bleiben. »Keine Sorge. Meine letzte Amtshandlung war ein Gespräch mit dem Polizeipräsidenten in Ihrer Sache. Mit großer Wahrscheinlichkeit können Sie demnächst wieder in Ihren alten Abteilungen Dienst tun. Das war ich Ihnen schuldig.«
    »Warum mussten Günther und Boris Wollweber sterben?« Sarah suchte den Blick des Kriminalrats, doch der starrte auf einen Fleck auf seinem Schreibtisch, den seine übergeschwappte Kaffeetasse hinterlassen hatte. Der Fleck sah aus wie Italien. Mit dem Zeigefinger vergrößerte Liebisch Sizilien und schwieg.
    Sarah war nicht bereit, das Schweigen zu akzeptieren. »Das war keine Notwehr. Es gab keine Gegenwehr. Die Männer wurden liquidiert.« Sie zog ein Papiertaschentuch hervor und beseitigte Italien. »Wie hat Eberwein Sie dazu gekriegt?«
    Liebisch wischte seinen Finger an seiner Hose ab. »Vor zwei Jahren kam meine Frau bei einem mysteriösen Verkehrsunfall ums Leben. Ich hatte sofort den Verdacht, dass Wollweber dahintersteckte. Aber es gab keine Beweise. Gestern erzählte mir Eberwein, dass man in München einen von Wollwebers Leuten geschnappt habe, der zugeben würde, meine Frau im Auftrag von Wollweber umgebracht zu haben.«
    Bastian und Sarah tauschten einen Blick.
    »Was nicht stimmt?«, fragte Bastian.
    Liebisch nickte. »Ich habe mich in München erkundigt. Es gab keine Festnahme, kein Geständnis, nichts.«
    Bastian rückte seinen Stuhl näher an den Schreibtisch heran. »Sie haben sich von Eberwein manipulieren lassen. Wenn es Sie tröstet: Sie waren nicht der Einzige.«
    »Das reicht nicht für einen Freispruch. Schon gar nicht von mir selbst.«
    Bastian schaute auf die Uhr. Für Selbstmitleid und Katzenjammer war keine Zeit. »Herr Kriminalrat. Wir haben einen Therapievorschlag.«
     

73.
     
    In einem der Schneideräume des Berliner Studios starrten Intendant Alt und ein Techniker auf einen Monitor. Der Techniker korrigierte Farben und Töne des Bildmaterials zu einer sendefähigen Fassung. Aus fünf Minuten Rohmaterial würde eine dreiminütige Dokumentation entstehen, die die Republik verändern sollte. In einer Stunde würden sie den Film in die Zentrale überspielen, wo die Nachrichtenredaktion in den Startlöchern stand, um alles Weitere in die Wege zu leiten.
    »Wir sind jetzt bei 3.18«, sagte der Techniker.
    »Vielleicht nehmen wir den Schwenk auf den Verteidigungsminister raus. Ich bin dem Kerl noch einen Gefallen schuldig.« Alt lehnte sich im Stuhl zurück. »Lass nochmal laufen!«
    Der Techniker drückte die Starttaste.
    Auf dem Bildschirm blieb es schwarz. Nur eine Schrift erschien: Außenshot Schloss Hardenberg.
    »Ich habe zwanzig Sekunden eingeplant.«
    »Wir nehmen das Material von der Klausurtagung aus den Nachrichten vom Juni. Da gibt es eine Totale mit dem ganzen Kabinett vor dem Eingang. Die Redaktion hat es schon rausgesucht.«
    Nun wurde der Monitor hell und zeigte
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