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Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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Sonntagnachmittag
    »Ich fürchte, ich kann das neue Möbelstück nicht genehmigen«, miaute die orange getigerte Katze und betrachtete mit schief gelegtem Kopf den Bürostuhl, den Oma Susewind gerade zusammenbaute. »Leider werden Sie dieses Objekt wieder entfernen müssen, Madame von Susewind.«
    Liliane Susewind, genannt Lilli, saß neben der Katze auf dem Sofa. Es war für sie das Normalste auf der Welt, dass sie ihr Miauen verstehen konnte, denn Lilli hatte eine besondere Gabe: Sie konnte mit Tieren sprechen.
    »Was missfällt Ihnen denn an dem Stuhl, Gnädigste?«, fragte Lilli höflich. Höflichkeit war im Gespräch mit Frau von Schmidt – so hieß die vornehme Katzendame – absolut unentbehrlich.
    Frau von Schmidt schnupfte pikiert. »Das ist doch offensichtlich. Dieses Möchtegern-Möbel hat einfach keinen Stil!«, näselte sie verdrießlich. »Es ist viel zu glatt. Zu schlicht. Zu trist! Prunklos geradezu! Etwas derart Langweiliges kann ich hier einfach nicht dulden.«
    Lilli seufzte leise. Frau von Schmidt betrachtete sich gern als die Alleinherrscherin des Hauses, dabei wohnte sie noch nicht einmal hier! Eigentlich gehörte sie nämlich den Sturmwagners, ihren Nachbarn. Doch in Lillis Nähe fühlte sich die Katze am wohlsten, und deshalb kam sie jeden Tag zu ihnen herüber oder übernachtete sogar im Haus der Susewinds.
    Nun sagte Lillis Oma: »Königin Schmidti hat anscheinend was zu mosern.«
    »Schmidti –«, Lilli stockte und verbesserte sich schnell: » Frau von Schmidt findet den Stuhl doof. Äh … prunklos. Trist!«
    Oma lachte. »Hätten wir ihn doch besser in Gold gekauft anstatt in Schwarz!« Sie lehnte sich zurück und betrachtete ihr halbfertiges Werk. »Ich könnte eine Handvoll Konfetti drüberwerfen …«
    Lilli grinste ihre Oma an, und die grinste zurück. Oma kniete auf dem Boden und hatte die Einzelteile des Bürostuhls sowie ihr Werkzeug vor sich ausgebreitet. Sie war eine exzellente Handwerkerin und würde den Stuhl, der für das Arbeitszimmer von Lillis Mutter bestimmt war, garantiert in null Komma nichts montiert haben. »Trist …«, brummelte Oma und machte sich wieder an die Arbeit.
    Lillis Mutter, die vor ihrem Laptop am Esstisch saß und E-Mails las, blickte auf. »Was ist Mist?«
    »Der Stuhl«, erklärte Lilli. »Nein! Also … Mist ist, dass er trist ist.«
    Ferdinand Susewind, Lillis Vater, lachte. Er saß neben Lilli auf dem Sofa, guckte ein Fußballspiel im Fernsehen und strickte dabei. Offenbar hörte er ihnen mit halbem Ohr zu.
    Die Katze mischte sich nun wieder ein. »Trist, ja! Das ist er ja auch! Nur ein Geschmacksbanause würde das nicht erkennen.« Leichtfüßig sprang sie von der Sofalehne, lief mit flinken Schrittchen zu der Sitzfläche des Stuhls, die flach auf dem Boden lag, und tippte sie abfällig mit der Pfote an. »Die ganze Aufmachung ist mau! Mehr als mau: Doppelt mau. Sie ist mau mau!«
    »Ich glaub, Schmidti ist wegen dem Stuhldings schlecht drauf«, ließ sich da Lillis Hund Bonsai vernehmen. Der kleine Mischling mit dem weißen Zottelfell lag auf Lillis Schoß, aber nun hüpfte er hinunter und trippelte mit seinen kurzen Beinchen zu der Katze. »Hey, Schmidti!« Er stupste Frau von Schmidt aufmunternd mit der Schnauze an. »Ist doch halb so wild. Ich könnte das Teil markieren, dann ist es der Knaller!«
    »Niemand markiert hier irgendwas!«, sagte Lilli streng, denn mit markieren meinte Bonsai anpieseln .
    »War ja nur ein Scherz!«, beruhigte Bonsai sie. »Entspann dich, Lilli. Ich hab alles voll im Griff.« Freundschaftlich leckte er über Frau von Schmidts Nase.
    Der Katze schien das sehr zu gefallen, denn sie begann zu schnurren. »Wirklich sehr zuvorkommend von Ihnen, Herr von Bonsai. Sie sind der einzige Zottelträger der Welt, der wahrhaft Manieren und Anstand besitzt!«
    Das verstand Bonsai natürlich nicht, denn er war ein Hund und sprach nur Hundisch. Doch das genüsslich vorgereckte Kinn der Katze verriet ihm auch so, dass sein Schlecken gut bei ihr ankam.
    »Tooor!«, schrie plötzlich Lillis Vater. Lillis Oma auf dem Boden und Lillis Mutter am Esstisch schauten auf und sahen sich die Zeitlupenwiederholung des Tors an.
    »Das war Abseits!«, rief Oma.
    Lilli hatte keine Ahnung, was Abseits war. Sie interessierte sich nicht besonders für Fußball. Sie saß an diesem Sonntagnachmittag im Wohnzimmer, weil sie auf einen Anruf wartete und ihr Handy kaputt war.
    »Ist nicht gepfiffen worden, Glück gehabt!« Lillis Vater widmete sich wieder
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