Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
seiner Handarbeit. Er strickte einen Wollanzug für Frau von Schmidt. Wenn die Katze eines nicht leiden konnte, dann war es Kälte. Es war jedoch ein sehr kalter Januar, und in den nächsten Tagen sollte es sogar schneien! Bis dahin wollte Lillis Vater mit dem Wollanzug unbedingt fertig sein. Denn selbst in Lillis altem Babystrampler, den Frau von Schmidt momentan bei Ausflügen nach draußen trug, fror sie manchmal.
    »Was sind das denn für feine Blinki-Dinger?«, hörte Lilli Bonsai nun schnuffen. Dann klirrte es leise. Lilli blickte zum Boden. Mit der Schnauze schob der Hund eine der großen Schrauben vor sich her, die Oma eben noch fein säuberlich neben den Stuhlteilen aufgereiht hatte. Oma bemerkte es offensichtlich nicht, da sie gerade wieder zum Fernseher guckte. »Die Dinger rollen voll gut«, wuffte der Hund und schob die Schraube schwanzwedelnd durch das halbe Wohnzimmer.
    Frau von Schmidt, die inzwischen auf der Sitzfläche des Bürostuhls thronte, sah dem Hund einen Augenblick lang nachdenklich zu, dann miezte sie: »Oh, was für eine famose Idee!« Entzückt wackelte sie mit dem Kopf. »Herr von Bonsais messerscharfer Verstand ist einfach unübertroffen.«
    Bonsai schob die Schraube fröhlich mit der Schnauze vor sich her. »Cool«, hechelte er. »Das Blinki-Ding rollt nicht nur gut, es klirrt auch total schön.«
    Die Katze, die ihrerseits natürlich kein Hundisch verstand, beobachtete Bonsai angetan. »Wie geistreich! Herr von Bonsai stiehlt die Befestigungsstecker! Ohne diese Stecker kann das schnöde Möchtegern-Möbel bestimmt nicht zusammengebaut werden, und ich muss nicht weiter unter seinem betrüblichen Anblick leiden.« Sie seufzte sichtlich gerührt. »Etwas derart Ritterliches hat noch nie jemand für mich getan.«
    »Ha!«, bellte Bonsai. »Volle Lotte unters Sofa gepfeffert! Echt scharf.« Schwanzwedelnd lugte er unter das Sofa, unter dem die Schraube gerade verschwunden war. »Die Dinger gehen voll ab. Ich hol mir noch so ein Teil.«
    Lilli wollte ihm das gerade verbieten, als das Telefon klingelte. Ihr Herz machte einen Sprung. Das war bestimmt der Anruf, auf den sie die ganze Zeit gewartet hatte! Ihre Mutter nahm ab. »Susewind«, flötete sie mit Berufsstimme. »Fitzgerald, hallo! Ja, ich habe den Termin schon bestätigt …«
    Lilli ließ enttäuscht die Schultern sinken. Wohl nur ein Kollege ihrer Mutter. Frau Susewind war eine viel beschäftigte Fernsehmoderatorin. Sie hatte eine eigene politische Talkshow und arbeitete oft auch am Sonntagnachmittag.
    »Das war ein Foul!«, rief Lillis Oma.
    »Quatsch, das war total harmlos!«, entgegnete Herr Susewind. Beide starrten wie gebannt auf den Bildschirm.
    Lilli schnitt eine kleine Grimasse. Wenn endlich der Anruf käme, müsste sie nicht hier sitzen und Fußball gucken …
    »Uh, klirrt das schön!«, hörte Lilli Bonsai nun wieder schnuffen. Er hatte offenbar eine weitere Schraube geklaut und rollte diese nun voller Begeisterung über das Parkett. Dabei umschiffte er gekonnt den Flokati-Teppich. »Super, wie ich das mache«, hechelte er. Schon verschwand auch diese Schraube unter dem Sofa.
    »Mein Ritter scheint wild entschlossen, den Bau dieser Prunklosigkeit zu verhindern«, schnurrte Frau von Schmidt und erhob sich. »Ich werde ihm mit meiner glasklaren Geisteskraft und meiner kolossalen Schneidigkeit beistehen. Gemeinsam können wir die Geschmacklosigkeit besiegen!« Geschickt schlug sie mit der Pfote nach einer Schraube. Diese sauste daraufhin pfeilschnell über den Parkettboden und verschwand unter dem Sofa.

    Bonsai staunte nicht schlecht. »Schmidti! Du kannst ja voll gut Blinkis wegpfeffern!«
    »Für Stil und Kunstverstand!«, tönte die Katze und schoss eine weitere Schraube unter das Sofa.
    »Krass!« Bonsai hüpfte begeistert auf der Stelle. »Mach noch einen rein, Schmidti!«
    »Jetzt ist es aber gut!«, rief Lilli und wollte die beiden zurechtweisen. Doch ihre Stimme ging in dem Jubelgeschrei ihres Vaters und ihrer Oma unter, die sich in diesem Moment über ein weiteres Tor freuten.
    »Seid bitte leise!«, mahnte Lillis Mutter, die noch immer telefonierte. Lilli hoffte, dass sie bald auflegen würde. Sonst wäre besetzt, wenn der Anruf kam, auf den sie wartete.
    »Jetzt muss ich mich aber mal auf dieses triste Ding hier konzentrieren«, sagte Lillis Oma, die die ganze Zeit mehr ferngesehen als am Stuhl gearbeitet hatte, und nahm den Schraubenzieher zur Hand.
    »O nein!«, hörte Lilli Frau von Schmidt zischen. »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher