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Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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macht weiter! Die Geschmacklosigkeit nimmt wieder ihren Lauf! Was sollen wir nur tun?«
    Bonsai spitzte die Ohren. »Aufgepasst!«, kläffte er. Im nächsten Augenblick flog ein Vogel am Fenster vorbei. Blitzschnell sauste der Hund los, sprang auf einen Sessel und von dort aus auf die Fensterbank. Aufgeregt bellte er dem Vogel nach: »Ey! Flugfritze! Das hier ist mein Revier, also hau ab, du Lappen!« Der Vogel war natürlich schon längst fort. Bonsai schnaufte noch einmal nachdrücklich. Dann schien er zu überlegen, womit er soeben beschäftigt gewesen war. Offenbar hatte er es jedoch vergessen. Seufzend ließ er sich auf der Fensterbank nieder, legte den Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen.
    Frau von Schmidt starrte den Hund auf der Fensterbank entsetzt an. »Um Himmels willen!«, stieß sie hervor. »Wenn Herr von Bonsai unsere Mission aufgibt, kann das nur heißen, dass wir keinerlei Chance mehr haben.« Die Katze zog bestürzt die Lefzen zurück. »Er würde sich nie und nimmer beugen, wenn es nicht gänzlich aussichtslos wäre!«
    Lilli hätte der Katze Bonsais Verhalten erklären können, aber es war ihr eigentlich ganz lieb, dass Frau von Schmidt sich anscheinend endlich mit dem Bürostuhl abfinden wollte.
    Lillis Oma setzte nun ein Teil nach dem anderen zusammen und schaute dabei immer wieder zum Fernseher. Kurz darauf war sie fertig. »Dein Stuhl kann jetzt in Betrieb genommen werden, Regina!«, informierte Oma ihre Schwiegertochter, die mittlerweile nicht mehr telefonierte.
    »Gut!«, erwiderte Lillis Mutter und kam zu ihnen herüber. »Es ist wirklich lieb von dir, dass du ihn mir –«
    Sie wurde von erneutem »Tooor!«-Geschrei unterbrochen. Lillis Vater und Oma klatschten sich vor Freude auf die Schenkel und sahen sich gemeinsam mit Lillis Mutter die Wiederholung in Zeitlupe an. Lilli fand allerdings, dass dieses Tor genauso langweilig war wie die anderen.
    Auf einmal hörte sie ihre Mutter kreischen. »Ahhh!«
    »Ich glaub, mein Schwein pfeift!«, rief Lillis Oma.
    Da sah Lilli es auch. Frau von Schmidt war es gelungen, den Moment, in dem alle abgelenkt waren, vollauf zu nutzen: Sie hatte ihre Krallen mehrmals über das weiche Leder des Stuhls gezogen! Die Sitzfläche war nun völlig ruiniert, und an den Seiten hingen lange Fetzen herunter.
    »Das gibt’s doch gar nicht!«, stöhnte Lillis Vater.
    Frau Susewinds Gesicht färbte sich knallrot. »Lilli! Sag … der … Katze«, presste sie hervor, »dass ich … sie umbringen werde!«
    Lilli machte ein betroffenes Gesicht.
    Frau von Schmidt leckte sich mit Künstlermiene die Pfote und betrachtete ihr Werk. »Meisterhaft, nicht wahr?«, säuselte sie. »Durch die aparten Streifen im Sitzbereich entsteht ein fulminanter Gegensatz zur schlichten Glätte der Lehne, und die prachtvollen neuen Läppchen an den Seiten sind ein überaus imposanter Blickfang!« Sie seufzte tief. »Jetzt kann ich das Stück genehmigen. Denn es handelt sich nun nicht mehr um ein Möbelstück, sondern um ein Kunstwerk!«
    Lillis Mutter schnaubte wie ein wütender Stier durch die Nase. »Sag der Katze, dass … dass ich sie braten werde!«
    »Hrrg«, nuschelte Lilli.
    Frau von Schmidt ließ derweil zufrieden den Schwanz am Fuß des Stuhls entlangfahren. »Für meine unbeschreibliche Verschönerung des tristen Sitzgebildes können Sie mir durch eine kleine Leckerei danken, Madame. Vielleicht ein Stück Käse. Oder ein Fischstäbchen.«
    »Meine Mutter ist ganz und gar nicht begeistert von Ihrer … Verschönerung, Gnädigste«, erklärte Lilli, denn ihre Mutter sah aus, als ob sie aus Frau von Schmidt ein Fischstäbchen machen wollte.
    »Nenn sie nicht Gnädigste!«, zischte Frau Susewind. »Sie ist eine Verbrecherin!«
    Die Katze wurde nun auf den Tonfall von Lillis Mutter aufmerksam. »Warum regt Ihre Vorfahrin sich derartig auf?«, fragte sie säuerlich. »Hat denn hier niemand Sachverstand?« Ihre Ohren zuckten ärgerlich zurück. »Ich verbitte mir jegliche Kritik! Das schadet meinen sensiblen Nerven.« Mit hochgereckter Nase wandte sie sich ab und stolzierte hinternwackelnd davon.
    Lillis Mutter stand mit puterrotem Gesicht da und öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen. Doch es kam nur heiße Luft heraus.
    »Also, trist ist das Ding nun nicht mehr«, sagte Oma Susewind und zuckte die Achseln.
    Lillis Mutter fand das nicht witzig. »Stell den Stuhl in den Abstellraum zu den anderen Sachen für den Sperrmüll.«
    »Wir haben ihn doch gestern erst gekauft!«, wandte
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