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Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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Eisbärbecken, das Elefantenhaus! Sanft schwebten sie über den Zoo hinweg und dann über die angrenzende Straße. Die Menschen unten starrten zu ihnen herauf, und Lilli winkte ihnen übermütig zu.
    Höher und immer höher flogen sie, in den stahlblauen Himmel hinein! Unter ihnen zog das Stadtzentrum vorüber, das Kino, der Marktplatz, der Bahnhof und schließlich sogar ihre Schule, der Park und ihr Haus! Lilli hielt Yuki ganz fest, denn der kleine Pinguin zitterte vor Freude so sehr, dass Lilli ihm Halt geben musste.
    »Davon habe ich immer geträumt«, piepste er voller Staunen und Glück. »Genau so habe ich es mir vorgestellt. Genau so.«
    »Schau mal!«, rief Lilli und deutete auf ein paar Vögel, die an ihnen vorbeiflogen. »Wir sind mitten im Himmel.«
    Da vernahm Lilli ein leises Knacken. Es war kaum zu hören, aber Lilli zuckte trotzdem zusammen, denn es kam aus dem Schuhkarton, in dem Kentucky auf dem Gänse-Ei saß!
    »Oje!«, fiepte Kentucky. »Ich glaube, ich habe es kaputt gemacht!« Entsetzt wich er zurück. »Schatz!?«
    Herr Grimm-Hartmüller bemerkte Kentuckys Aufregung und stellte den Karton auf dem Boden ab.
    »O nein!«, quiekte Kasimir und begann, in Frau Essig-Steinmeiers Armen zu zappeln, so dass sie ihn gleich neben Kentucky absetzte. »Da ist ein Riss in dem Ei! Es ist kaputt!«

    Lilli schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, es ist nicht kaputt.« Aus dem Riss guckten kleine Federn hervor. »Euer Junges kommt zur Welt.«
    Kasimir und Kentucky blickten sie fassungslos an.
    »Die Gans schlüpft!«, rief Frau Essig-Steinmeier.
    Herr Grimm-Hartmüller sah sie ergriffen an und streckte seine Hand nach ihrer aus. Doch dann zog er sie schnell wieder zurück.
    Alle starrten nun auf das Ei.
    Da knackte es noch einmal, und ein kleiner Vogelkopf erschien zwischen den beiden Eierschalenhälften.
    »Ohhh! Da ist es!« Kasimir und Kentucky reckten aufgeregt die Köpfe vor. »Schatz, komm da raus! Du schaffst es!«, feuerten sie das Kleine an.
    Dieses strengte sich daraufhin sehr an und sprengte die Eierschale. Krink! machte es, und die Gans war geboren: ein flaumiger Piepmatz, der sich benommen schüttelte. Dann schaute die kleine Gans mit riesengroßen Augen in die Runde. Als ihr Blick auf Kentucky fiel, piepste sie: »Papa!«
    Kentucky quiekte vor Freude und war völlig aus dem Häuschen. »Kasi, komm näher!«, rief er aufgekratzt, und Kasimir beugte sich über den Schuhkarton. Als die Kleine Kasimir sah, piepste sie begeistert: »Noch mehr Papa!«
    Lilli lächelte. »Sie hat die beiden Papa genannt«, übersetzte sie.
    Frau Essig-Steinmeier fasste sich ans Herz. »Das ist … so schön«, stieß sie hervor.
    Herr Grimm-Hartmüller trat neben sie. »Evelyn …«, flüsterte er mit brüchiger Stimme.
    Frau Essig-Steinmeier wollte ihn zuerst nicht ansehen, aber dann tat sie es doch. »Everdorn«, sagte sie tränenerstickt. Sie nahm seine Hand.
    Herr Grimm-Hartmüller rang nach Luft. Lilli dachte schon, er hätte wieder Herzrasen, aber ganz offenbar war das Gegenteil der Fall, denn seine Augen strahlten so sehr, wie Lilli sie noch nie strahlen gesehen hatte. Und genau dieser Glanz übertrug sich nun auf Frau Essig-Steinmeier, deren Gesicht ganz weich und zart wurde. Mit einem Mal schluchzte sie auf und warf sich dem Direktor in die Arme. »Ich verzeihe dir!«, rief sie. »Ich kann nicht anders. Ich will immer noch deine Frau werden!«
    Herr Grimm-Hartmüller schien sein Glück kaum fassen zu können. Er drückte die Direktorin überschwänglich an sich und begann zu jauchzen und zu lachen. Vor Erleichterung, vor Freude, vor Glück!
    Lilli konnte diesem Lachen kaum widerstehen. Sie spürte ein Kitzeln im Bauch und begann zu grinsen. Jesahja grinste ebenfalls. Finn und Trixi auch.
    Da fing Lilli an zu lachen. Es kam ganz leicht aus ihr heraus, wie kleine Lachseifenblasen, die sich schillernd um sie herum verbreiteten und alle ansteckten. Ihre Mutter lachte, ihr Vater auch, ihre Oma! Jesahjas Eltern! Alle lachten, denn sie waren mitten im Himmel, und das Glück schien in blubbernden Blasen um sie herumzufließen. Herr Grimm-Hartmüller und Frau Essig-Steinmeier lachten mit Freudentränen in den Augen, und Lilli lachte und weinte mit ihnen. Und während sie lachte, erblühte die welke Rose, die die Direktorin im Knopfloch trug, zur schönsten und prachtvollsten Blume, die der Himmel je gesehen hatte.

Über Tanya Stewner
    Tanya Stewner wurde 1974 im Bergischen Land geboren und begann bereits mit zehn
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