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Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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Vormittag nicht zur Arbeit gehen, ebenso wenig wie Jesahjas Eltern. Sie hatten entschieden, dass es wichtiger war, zum Zoo zu fahren, die Tiere zurückzubringen und mit Frau Essig-Steinmeier über die Vorfälle der vergangenen Nacht zu sprechen. Deswegen mussten Lilli und Jesahja ausnahmsweise nicht in die Schule. Lillis Vater hatte mit Herrn Gümnich telefoniert, und dieser hatte sein Einverständnis gegeben.
    Als sie das Tor passierten, flammte Blitzlichtgewitter auf, und Lilli zog automatisch den Kopf ein.
    »Witter«, sagte Armstrong, der angeschnallt neben Lilli saß, die Nase gegen die Scheibe drückte und die vielen Reporter neugierig betrachtete.
    Lilli war es egal, dass man sie mit einem Affen, einem Hund, einer Katze, einem Otter, einem Pinguin und einem Leoparden im Auto fotografierte. Die meisten der Tiere steckten sowieso in Transportboxen und waren kaum zu sehen. Nur Yuki saß auf ihrem Schoß. Lilli vergrub ihr Gesicht in seinem dichten Gefieder und hoffte, Finn wäre nicht allzu sauer, dass die Tiere erst so spät zurückkamen. Inzwischen war es schon nach neun, und um zehn Uhr öffnete der Zoo seine Pforten …
    Wenig später parkten sie am Hintereingang des Zoos. Lilli holte ihren Generalschlüssel heraus und schloss die dicke Schutztür auf. Nachdem alle hindurchgegangen waren, knallte Lilli den Reportern, die sich schon wieder um sie geschart hatten, die Tür vor der Nase zu. Finn und Frau Essig-Steinmeier warteten schon auf sie und kamen ihnen entgegen. Lilli warf Finn einen entschuldigenden Blick zu, und Finn nickte, als hätte er damit gerechnet, dass nicht alles glatt gehen würde. Wichtiger schien es ihm zu sein, dass es den Tieren gutging. Deshalb untersuchte er nun jedes ganz genau. Lilli setzte Yuki dafür auf den Boden.
    Beim Anblick der Direktorin zuckte Lilli erschrocken zusammen. Frau Essig-Steinmeier war kreidebleich und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Im Knopfloch ihres Mantels ließ eine welke Rose traurig ihren Kopf hängen. Trotzdem begrüßte die Direktorin jeden mit einem zackigen Kopfnicken. Dann sagte sie: »Die Sonne scheint.«
    Lilli runzelte die Stirn. Es war tatsächlich ein sehr schöner Wintertag mit stahlblauem Himmel, aber …
    Da fügte Frau Essig-Steinmeier hinzu: »In meinem Herzen ist es jedoch dunkel.«
    Die Erwachsenen blickten unangenehm berührt zu Boden, nur Lillis Oma lächelte der Direktorin mitfühlend zu.
    Jesahja traute sich als Erster, etwas zu sagen. »Haben Sie meine E-Mail bekommen?«
    »Ja.« Frau Essig-Steinmeier straffte die Schultern. »Das alles war eine schlimme Überraschung. Mit weitreichenden Konsequenzen.« Sie holte tief Luft. »Ich habe mich von Everdorn getrennt.«
    Erneut trat Stille ein. Niemand schien zu wissen, was er sagen sollte.
    Schließlich fuhr die Direktorin fort: »Ich danke dir, Jesahja, dass du mir den Mitschnitt des Gesprächs zwischen Trina und Everdorn geschickt hast.« Ungeniert zog sie die Nase hoch. »Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass die beiden unter einer Decke stecken und etwas gegen dich planen könnten, Liliane.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Trina natürlich sofort entlassen. Eigentlich war sie ja noch gar nicht wieder eingestellt.« Ihr Blick richtete sich nach innen. »Wie kann man nur so hinterhältig sein?«, murmelte sie.
    Jesahja bemerkte: »Es geht um eine Million Euro.«
    Die Direktorin nickte nachdenklich. »Ja, es scheint, dass Geld auch den nettesten Menschen zu Dingen verführen kann, die man ihm nie zugetraut hätte.«
    Lilli ahnte, dass die Direktorin nun von Herrn Grimm-Hartmüller sprach. Mit niedergeschlagenem Blick drehte die sonst so resolute Frau die welke Rose in ihrem Knopfloch hin und her. »Ich hätte dich besser beschützen müssen, Lilli«, flüsterte sie. »Wenn ich nur geahnt hätte …«
    Lilli bekam einen dicken Kloß im Hals. »Sie können doch nichts dafür.«
    Frau Essig-Steinmeiers Unterlippe zitterte. »Ich war blind vor Liebe«, sagte sie mit solch trauriger Stimme, dass es Lilli das Herz zusammenzog. Ohne lange nachzudenken, nahm sie die Direktorin in den Arm.
    Diese drückte Lilli und atmete abermals tief durch. »Das heißt aber nicht, dass ihr einfach Tiere aus dem Zoo holen könnt, wie es euch gerade passt!« Frau Essig-Steinmeier richtete sich zu voller Größe auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Finn, Liliane, Jesahja« – sie warf jedem einen strengen Blick zu –, »das war extrem unverantwortlich von euch!«
    Finn zuckte
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