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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen
Autoren: Leo P. Ard
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anvertraut hatte.
    Nachdem er vergeblich versucht hatte, Sarah in ihrem Hotelzimmer zu erreichen, war er zum Kempinski gefahren. Doch sie hatte das Hotel schon verlassen. Auf ihrem Handy meldete sich nur die Mailbox, wahrscheinlich lag es immer noch mit einem leeren Akku in ihrem Zimmer. An wen konnte er sich noch wenden?
    In seiner Verzweiflung hatte er Rippelmeyer angerufen. Zu Bastians Überraschung erklärte sich sein Expartner ohne Umschweife bereit, zum Krankenhaus zu fahren und vor Harders Zimmer zu wachen.
    Ein wenig beruhigt war er in das Internetcafe gegangen, um die Informationen, die ihm der Anwalt gegeben hatte, zu überprüfen.
    Kaum hatte er die ersten Abfragen in das weltweite Netz geschickt, war der nächste Schlag erfolgt: Rippelmeyer meldete sich und teilte mit, dass sein Job überflüssig geworden war. Harder war seinen Verletzungen erlegen.
    Bastian konnte es nicht glauben. Die Ärzte, die ihn mit ihrer Visite von Harders Krankenbett vertrieben hatten, hatten den Zustand des Anwalts als »stabil« bezeichnet und ihm eine hohe Überlebenschance eingeräumt.
    Bastian machte sich Vorwürfe. Vielleicht hätte er das Krankenhaus nicht verlassen sollen. Harder hatte gewusst, dass ihn der Bergmann zum Abschuss freigegeben hatte, und um sein Leben gefürchtet. Nur deshalb hatte er sich einem Polizisten anvertraut, den er nur vom Hörensagen kannte.
    Bastian setzte sich wieder an den Computer und zwang sich, seine Arbeit fortzuführen. Er klickte sich durch zu der Homepage des Bochumer Gymnasiums, auf das Eberwein gegangen war, und rief die Namensliste dessen Jahrgangs auf.
    Wieder entdeckte er die gleichen Namen: Bruno Eberwein, Werner Schulze, Reinhard Alt.
    Ein Link führte ihn auf die Seite eines nichtkommerziellen Vereins, der sich das Ziel gesetzt hatte, alte Schulfreunde zusammenzuführen. Eberweins Klasse hatte sich vor drei Jahren in Bochum getroffen. Die offenbar unausgelastete, rührige ehemalige Klassensprecherin hatte darüber einen kleinen Bericht verfasst, der sich las wie >Mein schönstes Ferienerlebnis<.
    Ein Foto zeigte Eberwein zusammen mit Alt und Schulze.
    Bastian zog das Bild mit der Maus neben einen Artikel der WAZ, in dem über die Ermordung eines Fleischdealers berichtet wurde.
    Es bestand kein Zweifel. Eberweins Schulfreund Schulze war der >Pate von Wattenscheid< gewesen!
    Der Anwalt hatte ihn nicht angelogen. Jahrelang hatte Harder Freund und Feind glauben lassen, dass er der Bergmann sei, obwohl er in Wirklichkeit seine Aufträge von Eberwein bekommen hatte. Doch der Bergmann hatte dem Anwalt Diskretion und Treue nicht gedankt und Harder geopfert.
    Mit dem offiziellen Tod des Bergmanns war nun ein Kapitel zu Ende gegangen, Eberwein schrieb längst an dem nächsten.
    Bastian googelte den Namen Reinhard Alt und fand eine Biografie, die anlässlich seiner Ernennung zum Intendanten einer großen Rundfunkanstalt verfasst worden war. Alt hatte nach dem Studium und einer journalistischen Ausbildung zunächst als Hörfunkreporter gearbeitet und war dann zum Fernsehen gewechselt. Er hatte diverse TV-Magazine betreut und sich zum Programmdirektor hochgearbeitet. Seit zwei Jahren stand er an der Spitze des Senders.
    Ein Foto von der feierlichen Inthronisierung zeigte ihn mit einem Champagnerglas und Eberwein an seiner Seite.
    Bastian ging in den Toilettenraum und steckte seinen Kopf unter den Wasserhahn. Sein Schädel brummte. Was konnte er mit diesen Informationen anfangen? Wer würde ihm glauben, dass der Staatssekretär der Bergmann war?
    Die kalte Dusche brachte keine Lösung. Bastian trocknete sich mit Papiertaschentüchern ab und kehrte zurück zu seinem Computer.
    Das Handy, das neben seinen Notizen lag, meldete ihm eine neue Nachricht. Bastian hörte seine Mailbox ab.
    »Hier ist Sarah. Wo steckst du? Ich rufe aus einer Telefonzelle an. Ich bin auf dem Weg zu Eberwein und werde ihm ein paar klare Worte sagen. Das ist bestimmt auch in deinem Sinne. Bis dann.«
    Fluchend kramte Bastian seine Sachen zusammen.
     

71.
     
    Sarah zückte ihren Dienstausweis und passierte die Kontrolle am Eingang des Innenministeriums. Nachdem sie nun auch das Kapitel Imogen abgeschlossen hatte, fühlte sie sich endlich etwas besser. Sie war sich sicher, dass es ihr nach einer Aussprache mit Eberwein noch besser gehen würde.
    Sie würde ihm die Meinung geigen. Er hatte Bastians und ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um seine eigene Karriere zu beschleunigen. Er hatte sie angelogen und benutzt. Er hatte
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