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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl
Autoren: David Weber
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damit abfinden. Im Augenblick war es Honor ziemlich egal, wie Younger damit umging.
    »Ich habe mitnichten gesagt, Manticore werde die Ergebnisse der Volksabstimmungen nicht anerkennen. Ich habe gesagt, Manticore werde diese Ergebnisse so lange nicht anerkennen, bis wir nicht selbst Gelegenheit hatten, uns zu vergewissern, dass diese Ergebnisse stichhaltig, korrekt, offen und ehrlich erzielt wurden. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass dies einer der Punkte ist, an dem ich, als Repräsentantin des Sternenimperiums, ihnen nicht die Zugeständnisse einräumen kann , die Sie verlangen. Daher kann ich nur annehmen, Sie bringen diese Forderung lediglich vor, um Zeit zu schinden. Ich erlaube mir anzumerken, dass Sie das tun, obwohl ich noch vor Beginn dieser Verhandlungen ausdrücklich darauf hingewiesen habe, es sei mir nicht gestattet, diese Verhandlungen unbegrenzt in die Länge zu ziehen. Wird nicht innerhalb einer akzeptablen Zeitspanne ein Konsens erzielt, wird das Sternenimperium die Kampfhandlungen gegen die Republik wieder aufnehmen.«
    Younger zog eine indignierte Miene und öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern, doch Honor hob die rechte Hand, den Zeigefinger geradewegs auf den Representative gerichtet, um ihn zum Schweigen zu bringen. Dann sprach sie mit dem gleichen ruhigen Tonfall weiter.
    »Es könnte viele Gründe geben, weswegen Sie das Bedürfnis haben, hier für unnötige Verzögerungen zu sorgen. Einschließlich möglicherweise der Annahme – der fälschlichen Annahme, das versichere ich Ihnen! –, Manticore könne gerade angesichts des Konfliktes mit der Liga so verzweifelt auf eine Beilegung des Konfliktes mit der Republik drängen wollen, dass wir, wenn diese Verhandlungen sich nur genug in die Länge ziehen lassen, bereit seien, auch von unseren wesentlichen Forderungen abzurücken – beispielsweise der ... Klärung unserer Differenzen hinsichtlich der diplomatischen Vorkriegs-Korrespondenz. Sollten Sie darauf hoffen, Mr. Younger, darf ich vielleicht auf eines hinweisen: Ich bin mir recht sicher, dass Präsidentin Pritchart nicht der gleichen Ansicht ist.«
    Honor blickte nicht einmal zu Pritchart hinüber, doch sie spürte, wie die Präsidentin in ihrem Sessel kaum merklich erstarrte. Nicht, weil Honor unrecht gehabt hätte, sondern weil Pritchart erstaunt war, wie genau dieser manticoranische Admiral ihre eigene Einschätzung der Lage erkannt hatte.
    »Ich vermute, Sie wissen sehr wohl, dass die Präsidentin der Ansicht ist – und das völlig zurecht –, meine Anweisungen würden lauten, lieber ganz ohne Friedensvertrag nach Manticore zurückzukehren als mit einem schlechten Friedensvertrag, Zeitbeschränkungen hin oder her. Das wiederum bringt mich zu der Annahme, Sir, dass Sie hier eine innenpolitische Angelegenheit ansprechen, weil sie hoffen, die Präsidentin werde Ihnen zugestehen, was immer Sie auch von ihr wollen, nur damit Sie hier nicht unsere Zeit verschwenden. Ob diese Hoffnung berechtigt ist oder nicht, vermag ich gewiss nicht zu sagen. Aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass es mir eine Verschwendung Ihrer Zeit scheint, mit dem Geigenunterricht anfangen zu wollen, wenn das Haus bereits in hellen Flammen steht. Vor diesem Hintergrund denke ich, dass es ratsam ist, wir unterbrechen diese Verhandlungen vorübergehend, statt hier weiter wertvolle Zeit zu verschwenden. Während dieser Unterbrechung können Sie ja mit Präsidentin Pritchart darüber sprechen, was Sie denn nun eigentlich wollen.« Youngers Gesicht war zunehmend rot angelaufen. Sein Zorn loderte in Honors Verstand wie ein Schweißbrenner. Doch er wusste sich gut zu beherrschen. So bedachte er sie in seiner lodernden Wut nur mit einem finsteren Blick, statt den Mund zu öffnen und mit seinem Zorn allen Anwesenden deutlich zu zeigen, wie genau sie ihn durchschaut hatte. Einen Moment lang hielt Honor seinem Blick unverwandt stand, dann schaute sie doch zu Pritchart hinüber.
    Mit ihren Topasaugen blickte die Präsidentin sie lobenswert gefasst an, obwohl ihre Lippen vielleicht doch ein wenig zitterten. Sicher war sich Honor nicht, doch sie spürte bei der havenitischen Präsidentin ein bemerkenswertes Gemisch an Emotionen: Verärgerung, Frustration und – ganz besonders, geradezu überwältigend – Belustigung.
    »Ich denke, unter diesen Umständen ist eine Unterbrechung der Verhandlungen wirklich angebracht«, sagte Pritchart, nachdem sie kurz geschwiegen hatte, um sich sicher sein zu können, dass ihre Stimme
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