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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl
Autoren: David Weber
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Elizabeth. »Aber bleiben wir doch noch einen Augenblick bei dieser Überlegung, den Sollys die taktischen Aufzeichnungen zukommen zu lassen. Besteht wirklich eine ernstzunehmende Chance, dass sie daraus die richtigen Schlüsse ziehen werden? Pat? Wie sehen Sie das?«
    Elizabeth schaute Admiral Givens an. Die Chefin des Office of Naval Intelligence verzog die Lippen zu einem unglücklichen Lächeln, das beinahe schon eine Grimasse darstellte.
    »Eure Majestät, leider fällt das in die Kategorie ›das weiß niemand‹. Es ist schlichtweg unmöglich, ihre Reaktion auf diese Aufzeichnungen zu prognostizieren. Ganz offensichtlich hat Crandall aus dem, was Byng widerfahren ist, nicht die richtigen Schlüsse gezogen. Aber ich denke, wir sind uns einig, dass sie die Weisheit auch nicht gerade mit Löffeln gefressen hatte. Außerdem ist die Schlacht von Spindle wohl ein deutlich größeres Ausrufezeichen als das, was sich vor New Tuscany ereignet hat. Andererseits ist Chicago von Spindle viel weiter entfernt als Meyers von New Tuscany. Und wahrscheinlich sind deren sogenannte Auswertungsexperten schon seit so langer Zeit dermaßen von der Wirklichkeit abgeschnitten, dass niemand den Bürokraten, die wirklich das Sagen haben, erzählt haben wird, wie miserabel die militärische Leistungsfähigkeit der SLN tatsächlich aussieht. Angenommen natürlich, einer von besagten Experten würde ihnen das überhaupt sagen wollen .«
    »Warum sollten sie das denn nicht wollen?«, fragte Elizabeth nach. »Das ist doch deren Job, oder nicht? Und es ist ihre Navy, die gewaltig einen auf den Deckel kriegt, wenn sie Mist bauen!«
    »Warum haben High Ridges und Janaceks Auswerter den beiden nicht erzählt, was wirklich passiert, Eure Majestät?«, gab Givens traurig zurück und klang dabei beinahe schon sanft. »Angesichts der Datenbanken, die Admiral Gold Peak vor New Tuscany in die Hände gefallen sind, bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass jeder in der Liga seinen Vorgesetzten immer nur genau das erzählt, was diese Vorgesetzten hören wollen – und dass schon seit so langer Zeit, dass keiner von denen überhaupt noch weiß, wie man eine unschöne Wahrheit überhaupt verpacken soll. Und wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich das sogar verstehen kann. Zumindest ein bisschen.«
    »Wie bitte?«
    Elizabeth wölbte eine Augenbraue, und Givens schüttelte den Kopf.
    »Eure Majestät, jeder Auswerter ist immer versucht, sich für die Arbeitshypothese zu entscheiden, von der er weiß, dass sein Vorgesetzter sie am liebsten hören will – oder seine Regierung, oder diejenigen, die letztendlich das politische Vorgehen festlegen. Jemandem etwas anderes zu sagen, sorgt schließlich nicht dafür, dass besagter Auswertungsexperte sich sonderlich großer Beliebtheit erfreuen wird. Aber es ist noch nicht einmal zwangsläufig eine Frage der Selbstsucht, ob man vermeiden möchte, allzu große Wellen zu schlagen. Manchmal begreift ein solcher Experte auch einfach, was seine Vorgesetzten überhaupt bereit sind zu hören – also vermeidet man Wahrheiten, die dafür sorgen würden, dass man besagten Experten nicht mehr zuhört oder sie gar feuert. Schließlich weiß jeder Experte genau: Wenn man ihn entlässt, dann wird er durch jemand anderen ersetzt, der noch weniger willens sein wird, sich dem allgemeinen Konsens entgegenzustellen. Natürlich kann auch einfach geistige Trägheit eine Rolle spielen. Echte Denkfaulheit eben. Das geschieht sogar noch deutlich häufiger, als jeder Mitarbeiter im Nachrichtendienst zuzugeben bereit sein wird. Aber viel häufiger ist da noch etwas anderes: Selbst vollkommen ehrliche, stets hart und sauber arbeitende Auswerter bauen nach Strich und Faden Mist, weil sie sich bestimmte Denkgewohnheiten zugelegt haben. Weil sie bereit waren, dass sich bei ihnen eine ganz bestimmte Sicht der Dinge festsetzt – meistens sind sie sich dessen noch nicht einmal bewusst. Und dann schieben ihre internen Wahrnehmungsfilter alles beiseite, was dazu führen würde, die gewohnte Interpretation infrage zu stellen.
    Um ehrlich zu sein, ist das wohl das Hauptproblem der Liga. Und das ist passiert, weil die Liga es eben geschafft hat, trotzdem weiterhin zu existieren. Das hat denen nicht so zugesetzt, wie Jurgensens Fehleinschätzung beim ONI, als Theisman seinerzeit Unternehmen Donnerkeil gestartet hat. Die Liga ist so riesig und so mächtig, dass die Sollys zumindest in gewissem Maße in der Lage waren, tatsächlich das
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