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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl
Autoren: David Weber
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»Aber zunächst einmal wird alleine schon die Tatsache, dass O’Cleary kapituliert hat, ihrer Glaubwürdigkeit gewaltig schaden – zumindest, was die Leute auf Alterde angeht. Nicht nur, dass sie ganz bestimmt in ihrem Verhalten Feigheit vor dem Feind sehen werden! Nein, irgendjemand wird ganz bestimmt vorbringen, es sei ihr daran gelegen, die Effektivität unserer Waffentechnologie in völlig unangemessenem Maße überzubetonen. Ich meine, wenn wir tatsächlich über ›Superwaffen‹ verfügen würden, dann ließe dass doch ihre feige Entscheidung, einfach zu kapitulieren, gleich viel besser aussehen, oder nicht?
    Und das ist nicht das Einzige, das all den Leuten in die Hände spielt, die O’Clearys Glaubwürdigkeit unterminieren wollen. Da ist auch noch unsere Bereitschaft, ihren Bericht tatsächlich nach Alterde zu befördern. Das an sich ist doch schon höchst verdächtig, meinen Sie nicht auch? Zweifellos haben wir doch unsere eigenen niederträchtigen Gründe, so etwas zuzulassen! Und dann ist da noch die Frage, warum gerade sie kapitulieren und diesen Bericht abfassen musste!«
    Äußerst nachdenkliches Schweigen senkte sich über den Konferenztisch.
    »Dann sind Sie also der Ansicht, es sei gar kein Selbstmord gewesen?«, fragte Elizabeth schließlich.
    »Im Augenblick neige ich weder zur einen noch zur anderen Annahme, Eure Majestät«, erwiderte Givens. »Eines muss ich allerdings sagen: Wäre ich ein solarischer Admiral, der es geschafft hat, in wirklich jeglicher Hinsicht falsche Entscheidungen zu treffen, sodass aufgrund meiner eigenen erbärmlichen Dummheit mehr als zwanzig Wallschiffe zerstört wurden, dann wäre die Versuchung, mir einfach einen Pulserbolzen durch den Kopf zu jagen, eindeutig da. Andererseits neigen die meisten, die sich tatsächlich einen Bolzen durch den Schädel jagen, nicht gerade dazu, sich in den Hinterkopf zu schießen. Außerdem hätte sie auch einen Überrangcode in das Medopaneel ihres Skinsuits eingeben können, um sich eine tödliche Überdosis zu verpassen. Dann wäre sie einfach friedlich eingeschlafen. Natürlich reden wir nicht gerne darüber, aber jeder Raumfahrer weiß doch, wie das geht – schließlich gibt es ja für uns reichlich unschöne Möglichkeiten abzutreten.«
    »Das klingt für mich aber ganz danach, als würden Sie das nicht für einen Selbstmord halten.«
    »Na ja, es besteht kein Zweifel daran, dass es ihr Pulser war, Eure Majestät, und dass er sich in ihrer Hand befand, als Admiral Gold Peaks Marines ihre Leiche entdeckt haben. Und dem Bericht des Admirals zufolge haben die Forensiker keinerlei Hinweise darauf gefunden, irgendjemand anderes könnte den tödlichen Bolzen abgefeuert haben. Bedauerlicherweise gibt es aber keine Zeugen, die selbst miterlebt haben, wie das passiert ist – und das ist an sich ja schon verdächtig. Und da jeder auf ihrer Flaggbrücke einen Skinsuit getragen hat, wäre selbst unter Idealbedingungen auch nicht mit forensisch nutzbaren Indizien zu rechnen.«
    »Aber wenn es kein Selbstmord war, wer hat sie dann umgebracht?«, fragte Grantville und legte nachdenklich die Stirn in Falten.
    »Von unserem Blickwinkel aus betrachtet, ist das eine gänzlich offene Frage«, erwiderte Givens. »Ich will jetzt nicht geheimniskrämerisch klingen, aber mir war der Gedanke gekommen, jemand anderes auf der Flaggbrücke – wahrscheinlich jemand aus ihrem Stab – könnte ebenfalls für Manpower tätig gewesen sein. Möglicherweise hatte er die Anweisung, dafür zu sorgen, dass Crandall keinerlei Möglichkeit hatte, mit uns über ihre Entscheidungen und die dahinterstehenden Gründe zu sprechen.
    Aber das Problem ist, dass unser Blickwinkel hier gar keine Rolle spielt. Entscheidend ist, wie sich das für Chicago darstellt. Und es ist durchaus wahrscheinlich, dass jemand auf Alterde auf die Idee kommt, Admiral Crandalls Ableben sei die Folge des Handelns eines ruchlosen Mantys.«
    »Aber ... warum?«, fragte der Premierminister in beinahe schon kläglichem Tonfall.
    »Na, um sicherzustellen, dass wirklich O’Cleary diese offizielle Depesche abfassen würde, Herr Premierminister! Ganz offensichtlich hat sie ihr Mäntelchen nach dem Wind gehängt, vielleicht weil wir sie bestochen haben, oder weil wir sie haben wissen lassen, ihr würde das Gleiche blühen, was Crandall widerfahren ist, wenn sie in ihrem Bericht nicht genau das schreiben würde, was wir wünschen. Dass Crandall trotz aller Schäden, die die Buckley erlitten hat, die
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