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Der letzte Aufguss

Der letzte Aufguss

Titel: Der letzte Aufguss
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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»Alle vegetarisch! Heute
Morgen frisch gemacht. Extra für dich!«
    Es war ein Cucumber-Sandwich (gesalzene Butter, dünne Streifen
Salatgurke, Salz und eine Prise Zucker), ein Ei-und-Kresse-Sandwich
(Mayonnaise, kleingeschnittene, hartgekochte Eier, Salz, Pfeffer, frische
Kresse) und ein Grilled Portobello Mushroom-Sandwich (Mayonnaise, in der Pfanne
mit Olivenöl angebratene Pilze, Salz, Pfeffer, Zwiebeln, Käse).
    Diana ließ sich Zeit beim Probieren. Bei einigen Sandwiches nahm sie
auch das Oberteil ab, um die Inspektion innen fortzuführen. Schließlich setzte
sie den Teller wieder auf Deck und tupfte sich den Mund ab.
    Â»Der Rand ist schlampig abgeschnitten. Die Kresse ist nicht
gleichmäßig verteilt. Das Cucumber-Sandwich ist nicht genug zusammengedrückt,
und die Haftung lässt bei allen zu wünschen übrig. Ein gutes Sandwich muss man
problemlos essen können, ohne dass es auseinanderfällt. Und wo wir schon mal
dabei sind: Du trägst einen Socken falsch herum. Und das …«
    Â»Au!«
    Â»â€¦Â war ein graues Haar.«
    Â»Ich sehe«, sagte der Professor schmunzelnd, »Sie sind in guten
Händen. Diana wird Sie zu Ihrem Besten verändern. Ich hätte mir gewünscht, Sie
hätten sich schon viel früher getroffen. Zehn, fünfzehn Jahre früher.«
    Â»Wenn das mit dem Haareausreißen so weitergeht, wünsch ich mir das
aber nicht. Ich sag Ihnen: Sie ist \neine echte Alphamieze.«
    Diana gab ihm einen Kuss aufs Ohr – was Pit dazu brachte, ein
kleines glückliches Stöhnen von sich zu geben. »Aber fürs erste Mal und für
einen Deutschen: gar nicht schlecht!«
    Â»Dafür machst du mir gleich einen Kakao! Und ich darf zugucken.
Professore, Sie haben Diana noch nicht Kakao machen sehen. Ihr Po, also, der
bewegt sich dabei, unfassbar … Wobei, wenn ich so drüber nachdenke: vielleicht
sollten Sie das besser doch nicht sehen.«
    Tee und Liebe, dachte der Professor, schmecken heiß am besten. Und
er gönnte seinem Freund dieses Glück von Herzen.
    Â»Ich habe mich entschieden, hierzubleiben«, erklärte Pit. »Diana und
ich wollen zusammen ein Tea House eröffnen, das nur Bioprodukte verwendet. In
einer Universitätsstadt wie Cambridge müsste das eigentlich klappen. Es soll
auch Kleinigkeiten zu essen geben, Zitronenkuchen und Tiramisù zum Beispiel,
und ich würde gerne echte deutsche Bratkartoffeln anbieten. Das wird was! Und
in einer Ecke richten wir eine kleine Bücherei ein, wo jeder was Tolles zu
lesen findet. Ich finde, Diana hat was von einer Bibliothekarin. Einer
unglaublich schönen Bibliothekarin natürlich.«
    Â»Werden Sie denn ohne Fleisch auskommen? Wie soll Ihr Körper das
verkraften? Der ist doch nichts anderes gewöhnt.«
    Â»Einmal am Tag darf er Fleisch essen«, sagte Diana und tätschelte
Pit die Glatze. »Von einem Bauern aus der Nähe, der Piemonteser Fleischrinder
züchtet.«
    Â»Wie großzügig.«
    Â»Alles für die Liebe, Professore. Sie trinkt auch keinen Alkohol.
Also muss ich den für sie vernichten!« Pit lachte laut. »Und sie will drei
Mädchen! Das ist dann eine ganz schöne Menge Östrogen um mich herum. Aber
wissen Sie was? Man hört immer von Leuten, die vor lauter Liebe den Verstand
verloren haben. Aber es gibt auch viele, die vor lauter Verstand die Liebe
verloren haben. Doch ich werde das nicht zulassen. Das würde ich mir nie
verzeihen. Außerdem hat mich Colonia schon in ihr Herz geschlossen – die lässt
mich nicht mehr gehen.«
    Â»Colonia?«
    Â»Meine Katze«, erklärte Diana. »Sie ist mir zugelaufen, ich weiß
nicht woher. Auf jeden Fall hatte sie einen langen Weg hinter sich – genau wie
Pit. Es ist die liebste, liebste, liebste Katze, die ich je kennengelernt habe.«
Benno blickte sie mit großen Augen an. »Ja, und du bist natürlich der liebste,
liebste, liebste Hund, den ich je kennengelernt habe.« Sie kraulte ihn hinter
den Ohren. »Und Sie, Professor, was werden Sie als neuer Held der Stadt machen?«
    Â»Nun, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.«
    Das stimmte natürlich nicht. Er hatte in der Nacht noch lange wach
gelegen, um genau darüber nachzudenken. Ab sofort würden sie ihm in Cambridge
alles erlauben. Zum Beispiel die Umgestaltung des College-Gartens, in dem er
Rüben pflanzen würde statt Blumen.
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