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Der Lauf-Gourmet

Titel: Der Lauf-Gourmet
Autoren: Achim Achilles
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üppiges Abendbrot, gehört allerdings zu den ewigen Mythen der Ernährungswelt.
    ➍ Es gibt keine verbotenen Nahrungsmittel, aber unvernünftig große Portionen.
    ➎ Akzeptiere die bittere Wahrheit: Hüftgold geht nie am Stück, sondern so, wie es gekommen ist - Gramm für Gramm. Bei 10 Minuten gemächlichen Dauerlaufs verbrennt ein 60-kg-Läufer 81 Kalorien, sein 100-kg-Kollege 136 Kalorien; bei zügigem
Trab sind es schon 125 oder 208 Kalorien. Um eine Tafel Vollmilch-Nuss-Schokolade abzutrainieren, muss man also eine Stunde wetzen, für eine Bockwurst gut die Hälfte, für eine Salamipizza 90 Minuten.
    ➏ Es gibt kaum Genuss ohne Gewichtsrelevanz. Wer die Menge der aufgenommenen Kalorien kleinrechnet, die Summe der verbrauchten Energie aber schönfärbt, wird enttäuscht. Würde Spazierengehen mit Stöcken, Snackvorräten und Trinkfässern schlank machen, hätten Walker ein Problem weniger.
    ➐ Nahrungsergänzung mit Magnesium, Eisen oder Zink ist eigentlich nicht erforderlich, wird aber dennoch von fast allen eingeworfen. Gut so: Alles was brodelt, sprudelt oder britzelt, trägt zu gefühlter Leistungsverbesserung bei. In Wirklichkeit gehören Multivitamine, Aminos und geheimnisvolle Eingeborenenwurzeln zur Familie der Psychopharmaka.
    ➑ Wenn nichts mehr hilft, dann den alten Trick auf der Waage anwenden: Ziehe den Bauch ein, halte die Luft an und denke an einen Kolibri. Und schaue anschließend in den Backofen, wie weit der käsetriefende Auflauf gediehen ist.
    ➒ Es ist nicht peinlich, bei der Ausgabe der Finishershirts ein »XXL« zu verlangen. Die Dinger sind wirklich enger geworden über die Jahre.
    ➓ Der Hunger ist wie eine Ehefrau - immer da, vor allem dann, wenn man ihn am wenigsten braucht. Das Läuferleben ist leichter, wenn du lernst, mit beiden auskömmlich zu leben.
    Wie aber macht man den Hunger zu seinem Freund? Tapfer meditiere ich abends vor einem Glas Wurstwasser. Kühlschrank in Griffweite. Ich kann den Käseklotz riechen. Aber ich bin tapfer.
Und warte ein Viertelstündchen, bis ich die Tür aufreiße. Vielleicht greife ich diesmal aber auch zur Möhre.
    Vor jedem einzelnen Bissen steht der Läufer schließlich wieder vor der Entscheidung: Twiggy oder Vielfraß? Wasser oder Wodka? Stundenlanges Zaubern am Herd oder ratzfatz den Plastikfraß in die Mikrowelle?
    Ausgehend von den eigenen Stimmungsschwankungen nimmt dieses Buch Rücksicht auf launische Läufer: Für jede Gelegenheit des Läuferlebens gibt es schnelle und gemächliche, üppige, normale und praktisch kalorienfreie Mahlzeiten. Genießbar sind sie alle; davon hat sich Achilles in selbstlosen Versuchsreihen überzeugt. Klare Sache: Puls- und Eieruhr sind eben keine Gegensätze, sondern zwei Seiten ein- und desselben Läuferlebens.

1
    Der Läufertag
    Laufend und essend
zur Traumfigur

    +++ ACHIMS TAGEBUCH +++
    6 Uhr
Von Magengrummeln aufgewacht.
Gegessen: 4 gedachte Croissants.
Getrunken: eine Schale Yogi-Tee.
    +++++++++++++++++++++++

Der Feind in meinem Bier
    Als guter Ökologe fahre ich natürlich mit dem Auto zum Training. Ich will die Umwelt ja nicht mit übermäßig viel ausgeatmeter Läuferluft verpesten. Mona stellt unser Auto gern mit nahezu leerem Tank vor die Tür. Es ist eine Art Stresstest. Wer hat die besseren Nerven; wer fährt länger mit der blinkenden gelben Tanklampe an den Zapfsäulen vorbei? An Trainingstagen freue ich mich unbändig über das Blinklicht. Denn das Warngelb gibt mir einen Grund, rasch noch zur Tanke abzubiegen. Früher wurde hier mal Benzin verkauft. Inzwischen ist die Tankstelle eine exzellent sortierte Läuferverpflegungsstation, und die Tankerei vor allem ein lästiges Übel.
    Hätte mein Körper eine gelbe Lampe, sie würde ständig brennen. Das Auto hat Appetit auf Benzin, ich habe Appetit auf alles. Weil ja gleich Training ist, kann ich mir jetzt problemlos einen Schokoriegel, zwei Laugenbrezeln und ein Fläschchen Limo genehmigen, eventuell noch ein Eis dazu, aber nicht so ein kleines, das sofort wegschmilzt. Gewichtsprobleme? Ach was. Ich laufe mir den ganzen Kram ja gleich wieder runter.
    Das Problem dabei: Der Läufer neigt dazu, seine ganz eigenen, mathematisch durchaus heiklen Berechnungen anzustellen. Das Grundgesetz lautet: Aufgenommene Kalorien werden prinzipiell gedrittelt, abzulaufende Kalorien dagegen locker verdreifacht. Laugenbrezeln, Eis, Limo und Schokoriegel zum Beispiel machen gefühlte, na ja, sagen wir mal 270 Kalorien, auch wenn es in Wirklichkeit
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