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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord
Autoren: Arnold Kuesters
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Aber van den Hövel wand sich unter ihr weg.
    »van den Hövel, Sie haben Ihre eigene Tochter umgebracht, nachdem Sie sie jahrelang mißbraucht haben. Was haben Sie nur getan?« Frank mußte sich beherrschen, um ihn nicht anzuschreien.
    Wie unter Schlägen war van den Hövel bei jedem Wort zusammengezuckt. Er wimmerte und strich immer wieder über das Foto seiner Tochter. Dann straffte er sich plötzlich und richtete sich auf. »Ich habe Heike geliebt. Sie konnte so lieb zu mir sein. Wenn wir zusammen gebadet haben, hat sie immer so fröhlich ausgesehen. Meine Tochter hat mich geliebt.«
    Im Gegensatz zu Böllmann konnte Frank nicht mehr an sich halten. Er schrie van den Hövel seine Verachtung ins Gesicht. Vor Schreck zuckte Böllmann zusammen. »Ihr Kind muß Höllenqualen ausgestanden haben. Der eigene Vater. Sie ist nie mit den düsteren Monstern fertig geworden, die sie jeden Tag gesehen hat und die ihr in jeder Nacht in ihren Träumen erschienen sind. Wissen Sie, was das für Qualen sind, wenn ein Kind keinen Schutz mehr findet im eigenen Haus, im eigenen Zimmer? Wenn niemand da ist, der ihr hilft? Sie Schwein, erst haben Sie aus Ihrem Kind einen seelischen Krüppel gemacht, und dann haben Sie sie erschlagen wie einen räudigen Hund!«
    »Lüge, alles Lüge. Meine kleine Mausi.« van den Hövel wand sich wieder unter Tränen auf seinem Stuhl. »Ich habe ihr doch noch helfen wollen. Habe ihr über das Haar gestrichen und gesagt, Mausi, Mausi, wach auf, es ist alles gut. Du mußt keine Angst mehr haben, dein Papa ist doch da. Aber sie hat nicht mehr geantwortet. Ich habe versucht, sie zu beatmen. Aber sie hat sich nicht mehr bewegt, sie hat mich einfach alleine gelassen. Was soll ich jetzt nur tun?«
    Frank war aufgesprungen und hatte van den Hövel über den Tisch am Kragen aus dem Stuhl gerissen. Ganz nahe brachte er sein wütendes Gesicht an van den Hövel heran und flüsterte: »Versuchen Sie jetzt nicht, den Gequälten zu spielen. Sie sind der Täter, van den Hövel, nicht das Opfer. Sie haben Ihre Tochter mißbraucht und erschlagen. Ich verachte Sie, van den Hövel. Sie und Ihr verlogenes Leben. Sie sind ein Monster, van den Hövel, das für immer weggeschlossen gehört. Ich wünschte, Sie würden in Ihrer Zelle elendig verrecken! Wissen Sie, was Sie erwartet, wenn Ihre Mitgefangenen erfahren, was Sie getan haben? Gnade Ihnen Gott, daß sie es nicht erfahren. Aber Sie werden keine Chance haben. Die Trommeln im Knast funktionieren gut. Ihre Mithäftlinge warten schon auf Sie. Dann werden Sie spüren, was es heißt, einen Menschen zu mißbrauchen. Und es wird weh tun, sehr weh. Und wissen Sie was? Ich habe kein Mitlied mit Ihnen, keine Sekunde.« Der ganze Frust, der ganze Schmerz der vergangenen Wochen, die Enttäuschungen brachen aus Frank heraus. Es ging nicht mehr allein um van den Hövel, es ging um mehr, es ging um seine eigene Existenz. Es war jetzt nur noch ein schmaler Grat zwischen Polizist und Täter. Frank war noch nicht fertig. »Und wissen Sie was? Ich bin davon überzeugt, daß Ihre Tochter ein Kind von Ihnen erwartet hat. Sie Schwein. Sie haben Ihre eigene Tochter geschwängert. Das werden wir Ihnen nachweisen, verlassen Sie sich darauf.«
    »Jetzt reicht es!« van den Hövels Anwalt drängte sich zwischen die beiden. »Herr Staatsanwalt, ich möchte Sie bitten, weisen Sie den Beamten auf die Konsequenzen hin, wenn er nicht sofort aufhört, meinen Mandanten weiter auf so ungehörige Weise unter Druck zu setzen. Herr Böllmann, ich bin entsetzt über die Art und Weise, wie die Polizei mit Verdächtigen umgeht.«
    »Herr Borsch, Herr Schuhmann hat recht. Mäßigen Sie sich. So geht das nicht. Ich kann Ihre Aufregung verstehen. Aber, Borsch, Sie sind Polizist, vergessen Sie das nicht! Sie haben eine Pflicht dem Verdächtigen gegenüber!«
    Frank hatte sich stöhnend auf seinen Stuhl zurückgeworfen und die Augen geschlossen. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefaßt hatte. Er öffnete die Augen und strich sich das Hemd glatt. Er sah auf den Tisch, als er langsam und leise sprach. »Herr van den Hövel, Ihre Tochter hat in den vergangenen Jahren Tagebuchaufzeichnungen gemacht, die sehr wichtig für uns sind. Können Sie uns, bitte, sagen, wo diese Bücher oder Aufzeichnungen sind?« van den Hövel schnappte immer noch nach Luft. Dann atmete er auf einmal völlig ruhig und faltete seine Hände, die er wie zum Gebet auf den Tisch legte. Er sah Frank offen ins Gesicht. Von seinen Mundwinkeln
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