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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord
Autoren: Arnold Kuesters
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Bundesjustizministerium erklärte gestern, eine entsprechende Novelle des Strafgesetzbuches sei in Vorbereitung.
    Der »Bild am Sonntag« sagte Justizministerin Brigitte Zypries (SPD): »Wer erfährt, daß ein Kind mißbraucht wird oder mißbraucht werden soll, muß dies melden – dem Jugendamt oder der Polizei. Wer das unterläßt, muß damit rechnen, wegen Nichtanzeige einer Straftat belangt zu werden. Dies kann in schweren Fällen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.« Zypries verwies darauf, daß Menschen im Umfeld von Opfern sexueller Straftaten oftmals Kenntnis von den Vorgängen hätten oder sie ahnten. »Trotzdem unternehmen viele nichts dagegen.«
    Für eine Verschärfung des Sexualstrafrechts dürfte es im Bundestag eine breite Mehrheit geben. So hatte die Union im Dezember ihre Forderungen bekräftigt, den Missbrauch von Kindern auch rechtlich verschärft zu bekämpfen.

    Ungerührt warf Frank die Kopien in den Papierkorb. Für Heike kam die Initiative um viele Jahre zu spät. Dann warf er den alten, fast abgelaufenen Jahreskalender hinterher, den er in jedem Jahr von der Polizeigewerkschaft mit den besten Wünschen zum Fest geschickt bekam.
    Zu spät! Er mußte an Ecki denken und sprang auf. Meine Güte! Sein Kollege hatte ihn am 1. Weihnachtstag zum Essen eingeladen, und er hatte noch nicht einmal ein Geschenk. Zuerst hatte er nicht so recht gewußt, ob er die Einladung annehmen sollte oder nicht. Dann hatte er aber an seine Alternativen gedacht. Und allein in der Wohnung hocken und sich vor lauter Herzschmerz vollaufen zu lassen, daraufhatte er auch keine Lust.
    Wenn er sich beeilte, konnte er in einer Buchhandlung vielleicht noch ein Buch finden, das er verschenken konnte. Das sah dann wenigstens nicht ganz so nach einem Verlegenheitsgeschenk aus. Und vielleicht schaffte er es sogar noch bis zu Saturn. Auch wenn es ihm schwerfiel, würde er für seinen Freund auch in der Volksmusikecke nach Neuheiten stöbern. Und in der Bluesabteilung konnte er bei der Gelegenheit ja auch noch mal nachsehen. Da steht bestimmt auch ein kleines Geschenk für mich, dachte Frank vergnügt. Er griff nach seiner Ledeijacke und drehte sich noch einmal um. Sein Büro wirkte aufgeräumt, mit ruhigem Gewissen konnte er den Jahreswechsel begehen.
    Er hatte die Tür schon hinter sich abgeschlossen und war im Begriff, das Gebäude zu verlassen, als er sein Telefon klingeln hörte. Zuerst wollte er es einfach überhören und dachte, wofür haben wir die Kriminalwache? Die werden sich schon um den Anrufer kümmern. Er hatte schließlich Weihnachten.
    Frank ließ es klingeln, bis er fast am Treppenhaus war. Dann siegte sein Pflichtbewußtsein und er ging seufzend zurück in sein Büro. Widerwillig nahm er den Hörer auf.
    »KK 11, Borsch?«
    Frank wurde blaß, sein Herz begann zu rasen. Lisa! Lisa wollte ihn sehen.
    Er stotterte in den Hörer. »Ja, nein, ja, ich kann vorbeikommen. Ja, jetzt sofort. Nein, kein Problem, ich, ja, ich … ich freue mich. Ja, bis gleich.«
    Frank warf den Hörer auf den Apparat und rannte zur Tür. Vor lauter Nervosität und Freude verhedderte er sich mit seinem Schlüssel im Schloß. »Scheiße. Na, komm’ schon!«
    Er hastete über den Flur und rannte die Treppen hinunter. Ein Kollege, der zufällig aus dem Fenster der Leitstelle sah, mußte lachen, als Frank mit seinen glatten Schuhen über das Kopfsteinpflaster schlidderte und beinahe vor seiner Autotür in die Knie gegangen wäre.
    Frank war mehr mechanisch den Weg zu Lisas Wohnung gefahren, ohne auf den Verkehr zu achten. Er vergaß sogar, den CD-Player einzuschalten. Ihm gingen so viele Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, daß er sich kaum auf die Fahrt konzentrierte. Mehrfach wurde er durch das wilde Hupen anderer Autofahrer aufgeschreckt. Mit quietschenden Reifen hielt er vor dem alten Mietshaus. Er drückte die Gartenpforte auf und schellte bei Lisa Sturm. Er mußte einen Augenblick warten, bis der Türsummer ging. Frank stürzte die Treppen hoch und klingelte. Mehr unbewußt strich er sich übers Haar und prüfte den Sitz seines Kragens.
    Ihm schien die Zeit schier endlos lang, bis sich die Wohnungstür einen Spalt öffnete.
    »Ja?«
    »Lisa, ich …« Frank wurde auf einmal schlecht. Hoffentlich hatte sie es sich nicht schon wieder anders überlegt.
    Lisa machte die Tür weit auf. Sie lachte ihn an. »Dummkopf, komm’ rein.« Sie hatte wieder ihren Bademantel an und ein Badelaken wie einen Turban auf ihr
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