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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord
Autoren: Arnold Kuesters
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aus zog sich ganz langsam ein feines Lächeln über das Gesicht. Als es die Augen erreicht hatte, öffnete van den Hövel leicht die Lippen. »Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu, wenn die kleinen Babys schlafen, drum schlaf auch du.« Die nächste Zeile summte er nur noch.
    Frank war mit einem Mal total erschöpft. »Bringt ihn weg.«
    Die Vernehmungen hatten noch Stunden gedauert. Erst weit nach Mitternacht waren sie beendet. Schließlich hatte van den Hövel sein Geständnis unterschrieben und war in seine Zelle gebracht worden. Es war nur noch eine Formsache, daß der Haftrichter am nächsten Tag Untersuchungshaft anordnete.
    Die Presse, die lokalen wie die überregionalen Blätter, Hörfunk und Fernsehen überschlugen sich mit Sensationsberichten. RTL brachte sogar einen Schwerpunkt mit Liveberichten aus Nettetal. Dort hatte der Kölner Sender vor dem Lambertiturm ein provisorisches Studio aufgebaut. Die Moderatorin vor Ort, eine schlanke Blondine, hatte allerdings mehr mit der beißenden Kälte und dem Wind zu tun, der durch den Ortskern und ihre Haare fegte, als daß sie tiefgreifende Analysen zum Tatgeschehen und der psychischen Befindlichkeit einer Kleinstadt hatte liefern können. Viel mehr, als in näselndem Ton und mit betroffenem Blick die Frage aufzuwerfen, wie ein solcher Verbrecher, wie ein solches Monster jahrzehntelang unbehelligt als ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft mitten unter den schockierten und bedauernswerten Mitmenschen in Nettetal hatte leben können, viel mehr war ihr während ihrer Livesendung nicht gelungen.
    »Nettetal hat seit gestern ein anderes Gesicht«, das hatte sie wirklich gesagt. Auch nachdem sich Frank zum dritten Mal den aufgezeichneten Beitrag angesehen hatte, mußte er den Kopf schütteln über soviel Dummheit und Arroganz. Woher nahm die dumme Kuh nur das Recht, so über diese Stadt zu urteilen?
    Es war der Vormittag des Heiligen Abends. Das Präsidium war bis auf die Leitstelle und die Kriminalwache leer. Frank saß in seinem Büro und räumte seinen Schreibtisch auf. Er hatte sich lange Zeit genommen für seinen Abschlußbericht. Bei der Durchsuchung der Jagdhütte hatten die Kollegen in einem Ofen eine Menge Papierreste gefunden, die von Heikes Aufzeichnungen sein konnten, van den Hövel hatte die belastenden Tagebücher nicht sorgfältig genug verbrannt. Die Spezialisten waren sicher, einen Teil der insgesamt drei Tagebücher wieder lesbar machen zu können. Auf van den Hövels Grundstück hatten Leichenspürhunde an einem Haufen gehäckselten Holzes angeschlagen. Eine erste Untersuchung hatte ergeben, daß an einigen Holzchips Blutreste klebten, die eindeutig Heike zuzurechnen waren. Derzeit wurde der Haufen Holzstückchen für Holzstückchen untersucht, um möglichst viele Reste des Baseballschlägers sicherzustellen. Außerdem wollten die Kollegen mit ihren Hunden sämtliche Fahrzeuge kontrollieren. Es würde zwar schwer werden, aber möglicherweise ließen sich ja noch verwertbare Spuren vom Transport der Leiche finden.
    Frank konnte zufrieden sein. Der Fall war gelöst, van den Hövel würde zur Verantwortung gezogen. Nun kam es auf seinen Anwalt an und die Gutachter, ob van den Hövel wegen Heimtücke und niederen Beweggründen zu lebenslanger Haft verurteilt würde oder ob er wegen eingeschränkter Schuldfähigkeit mit einer vergleichsweise geringen Gefängnisstrafe davonkam. Auch wenn sich Frank sonst über die Winkelzüge der Anwälte ärgerte, diesmal war es ihm egal, wie hoch die Strafe ausfallen würde, van den Hövel hatte sich mit dem Tod von Heike längst selbst bestraft. Bis zu seinem Tod würde er unter Qualen an seine Tat denken müssen. Und niemand würde ihm helfen können.
    Als Frank eher oberflächlich durch den Ausschnittdienst blätterte, den die Pressestelle den einzelnen Dienststellen regelmäßig zur Verfügung stellte, um die Kollegen mit Berichten über wichtige juristische Neuerungen oder Entwicklungen auf dem Gebiet der Strafverfolgung auf dem Stand der Diskussion zu halten, fiel sein Blick auf die Fotokopie eines Artikels, der weiter hinten in dem Pressespiegel abgeheftet war.

    Regierung will Sexualstrafrecht verschärfen
    BERLIN (dpa). Die Bundesregierung will den Kampf gegen den sexuellen Mißbrauch von Frauen, Kindern und behinderten Menschen verschärfen. Dazu sollen künftig auch Verwandte und Nachbarn verpflichtet werden, Fälle von sexuellem Missbrauch anzuzeigen, wenn sie davon Kenntnis erhalten. Das
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