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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord
Autoren: Arnold Kuesters
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sehen können. Nur soviel, daß er sicher war, einen zweiten Blick riskieren zu können, denn er hatte nur den Hinterkopf eines Mannes gesehen, der mit dem Rücken zum Fenster saß. Erneut schob Ecki sich nahe an den Rahmen. Diesmal ließ er sich mehr Zeit, um die Szene im Zimmer zu betrachten. Was er sah, ließ ihm den Atem stocken.
    van den Hövel saß in einem tiefen Sessel. Von ihm war nicht viel mehr als sein Kopf und sein rechter Arm zu sehen, der das doppelläufige Gewehr hielt, das neben dem Sessel mit dem Kolben auf dem Boden stand, van den Hövels ganze Aufmerksamkeit galt dem Fernseher, in dem ein Film lief, der mit einer Amateurkamera aufgenommen worden sein mußte. Zumindest ließen die schlecht belichteten Aufnahmen darauf schließen. Ecki brauchte eine ganze Weile, bis ihm mit Erschrecken klar wurde, was er dort sah.
    Die Videokamera, die den Film aufgenommen hatte, war auf den ersten Blick fest an einem Platz in einem Wohnzimmer installiert gewesen. Im Hintergrund war jedenfalls eine dunkle Schrankwand zu sehen. Auf der linken Seite ragte ein Glastisch mit einem goldfarbenen Gestell in die Szene. In der Mitte des Bildes war ein ungefähr zehn, elf, zwölf Jahre altes Kind zu sehen, das verlegen in das Objektiv sah. Es war ein blondes Mädchen, das nur Hemd und Höschen anhatte. Sie trat von einem Bein auf das andere und zog ständig am Stoff ihrer Unterwäsche, so als schämte sie sich. Mehrfach sah sie an der Kamera vorbei. Offenbar gab ihr jemand Anweisungen, denn sie begann sich um sich selbst zu drehen und machte dabei ungelenke Verrenkungen. Mal schob sie ihren Po ins Bild, mal reckte sie ihren Oberkörper in die Kamera. Wieder sah sie auf einen Punkt neben dem Objektiv, diesmal ängstlicher, dann schüttelte sie den Kopf. Plötzlich zuckte sie zurück, als würde sie angeschrieen. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Wieder zog sie unbeholfen an ihrem Unterhemdchen, bis sie begann, es auszuziehen.
    Ecki wendete sich ab und drehte sich mit dem Rücken zur Wand. Er atmete tief ein. Er konnte nicht glauben, was er dort sah. Was geschah dort mit dem Kind? Das Mädchen mußte im gleichen Alter sein wie seine Nichte Nicole. Das waren keine harmlosen Familienaufnahmen, das war Kinderpornografie.
    Ecki zwang sich, wieder hinzusehen. Er konnte gerade noch erkennen, wie ein Mann mit dem Rücken zur Kamera stand und das Mädchen bei der Hand nahm. Er mußte die Kleine hinter sich herziehen, so sehr hatte sie ihren kleinen Körper auf dem Platz vor der Kamera steif gemacht.
    Ecki erkannte den Mann sofort. Es war van den Hövel, wenn auch etliche Jahre jünger und schlanker. Auch das Haar war voller. Das Mädchen war Heike. Daran bestand überhaupt kein Zweifel mehr.
    van den Hövel selbst hatte auch nicht mehr als seine Unterhose an. Er zog seine Tochter vor sich zu Boden. Die Kleine hatte ihren Widerstand aufgegeben und kniete nun nackt vor ihrem Vater. Ihre dünnen Ärmchen umschlangen schlaff die haarigen Beine ihres Vaters.
    In Ecki stieg heiße Wut auf. Die Pistole brannte in seiner Hand. Das konnte doch nicht wahr sein: der Vater machte kinderpornografische Aufnahmen von seiner eigenen Tochter und saß nun mehr als ein Dutzend Jahre später vor den Bildern von damals. Was war der Mann nur für ein mieses Schwein.
    Ecki wollte brüllen vor Schmerz und Wut und konnte dabei nur mühsam den Impuls unterdrücken, das Fenster einzuschlagen, um dem Spuk ein Ende zu machen. Er biß sich mit einem unterdrückten Heulen in seine geballte linke Faust, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Er machte einen Schritt zurück und zog sich hinter die Hausecke zurück. Er mußte Frank erreichen.
    Er schaltete das Funkgerät wieder ein und rief seinen Freund. Frank meldete sich. Ecki war verstört; er merkte nicht, daß Frank schon längst neben ihm stand.
    »Was ist los, Ecki, du bist ja leichenblaß?«
    »van den Hövel sitzt da drin und sieht sich Kinderpornos an. Pornos, die er mit seiner Tochter gedreht hat. Heike und er als Hauptdarsteller.«
    Ecki mußte würgen, ihm war kotzeschlecht.
    »Ich habe es geahnt.«
    »Was hast du geahnt? Daß van den Hövel seine Tochter vor laufender Kamera mißbraucht? Du willst doch nicht behaupten, daß du das gewußt hast.« Ecki zischte ihn an.
    »Nein, natürlich nicht. Nur weiß ich seit gestern, was das Motiv für den Mord an Heike und wer der Täter sein könnte.«
    Ecki sah ihn fragend an.
    »Ich erzähl’s dir später. Laß’ uns erst van den Hövel
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