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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler
Autoren: Jason Dark
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es auch, wenn auch noch nicht so perfekt. Andere hatten folgen sollen, aber die russische Wende war ihm dazwischengekommen.
    Die neuen Machthaber, demokratisch gewählte Volksvertreter, wollten mit einem wie ihm nichts mehr zu tun haben. Die würden sich noch wundern, da war sich Onopko sicher, denn sie hatten sich eine Laus in den Pelz gesetzt, sogar eine tödliche. Er würde sie alle finden, die an seiner Entstehung beteiligt gewesen waren, das schwor er sich, und es gab kein Versteck auf der Welt, wo sie sich vor ihm verkriechen konnten, denn auf eine rätselhafte Art und Weise war er trotzdem noch mit ihnen verbunden, und das wußten die anderen auch.
    Er fragte sich, was sie tun würden. Als ihm dieser Gedanke kam, fing er an zu kichern wie ein Teenager und preßte sogar seinen rechten Handballen gegen den Mund. Sein Verschwinden würde nicht geheimbleiben, die richtigen Personen würden schon informiert werden und in Panik geraten. Sie würden vor Angst vergehen, sein Verschwinden würde sie um den Schlaf bringen, sie würden zittern und darauf warten, daß er bei ihnen erschien. Er würde auch kommen, aber er würde sein wie das Jüngste Gericht. Niemand kannte den Zeitpunkt.
    Wenn er da war, dann war er da, dann würde er alles niedermachen.
    Er atmete wieder normal. Er hatte seinen Körper gegen den Stapel der Felle gelehnt. Die davon ausgehende Wärme tat ihm gut, und er spürte, wie die Müdigkeit in seine Knochen kroch.
    Ein Bett aus Fellen kam ihm gerade recht. Er kletterte auf den Stapel und hockte sich darauf. Dann ließ er seinen Körper zusammensinken und drückte sogar den Kopf nach vorn. Die Felle strömten noch einen strengen Geruch aus, der störte ihn nicht, denn die Augen fielen ihm wie von selbst zu.
    Er beherrschte das schnelle Einschlafen, denn das hatte er hinter den Zuchthausmauern gelernt. Jede Gelegenheit ausnutzen, die Augen schließen und sich erholen. Aber auch genau wissen, wann der Schlaf beendet war, das kam noch hinzu.
    Kein Bewohner in der einsamen Taigastadt bemerkte, welch eine Gestalt sich in seiner Nähe aufhielt. Hier ging alles seinen üblichen Gang, hier lebte man in den Tag hinein. Man handelte mit Stoffen und Fellen und wartete darauf, daß der Zug ankam, in dem die Händler saßen, die den Menschen ihre Waren abkauften. Sie schafften sie auf die Märkte der großen Städte.
    Wann der Zug hielt, konnte niemand so recht sagen. Verspätungen gab es immer wieder bei diesen langen Strecken von Ost nach West und umgekehrt, aber die Zeit war hier einfach eine Größe, die kaum existierte. Man wartete, man gab sich gelassen, irgendwie würde es schon laufen, und ans Ziel gekommen war man immer.
    Der Lächler erwachte!
    Urplötzlich war er wieder da. Er benötigte auch keine Übergangszeit, um zu wissen, wo er sich befand. Er war eben da, richtete sich auf und spürte unter sich die weichen Felle. Für einen Moment blieb er hocken, die Hände gegen sein Gesicht gepreßt. Die Einzelheiten seiner Befreiung und der anschließenden Flucht hatte er längst vergessen, ihm kam es jetzt darauf an, in die Zukunft zu blicken.
    Onopko kannte sich genau. Er war nicht grundlos erwacht. Es lag an seiner inneren Uhr, die ihn geweckt und ihm auf ihre Weise erklärt hatte, daß es jetzt soweit war, um den Weg fortzusetzen.
    Als angenehm empfand er die Dunkelheit um ihn herum. Kein Lichtschein drang durch die Ritzen.
    Er räusperte sich, bevor er von dem Fellstapel rutschte. Mit zwei Schritten hatte er die Tür erreicht, lauschte, war zufrieden, daß er nichts hörte, und schob sein rechtes Bein zuerst ins Freie. Das linke folgte, er war eingehüllt von einer kalten abendlichen Dunkelheit, und am Himmel waren keine Sterne zu sehen, weil Wolkenschichten die Gestirne verdeckten.
    Onopko lächelte, weil er diese idealen Bedingungen vorfand, und er bewegte sich nach links, denn dort schimmerten die Lichter des kleinen Bahnhofs.
    Da würde der Zug halten. Es dauerte sicherlich eine Weile, bis alle Geschäfte getätigt waren und sich die Wagenschlange wieder in Bewegung setzte.
    Von den beiden Hauptgleisen zweigten mehrere andere innerhalb des Bahngeländes ab. Gleise für Güterzüge, und in diesem Teil des Geländes gab es kaum Lampen.
    Der Zug würde bald eintreffen, denn auf dem Bahnsteig hatten sich bereits die Menschen versammelt, die ihre Waren feilboten.
    Sie standen da mit Karren und Kisten, eingepackt in warme Kleidung, denn die Temperatur war stark gesunken, sie näherte sich allmählich dem
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