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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler
Autoren: Jason Dark
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lächelte.
    Glück muß man haben. Zudem sah er es ebenfalls als einen glücklichen Zustand an, daß die Gegend um den Ort herum waldreich und einsam war. Aber nicht zu dicht bewaldet, es gab immer wieder Lücken, wo ein Hubschrauber aufsetzen konnte.
    Onopko lehnte sich zufrieden zurück, nachdem er den Piloten mit dem neuen Kurs vertraut gemacht hatte.
    Slatko wunderte sich, gab aber keinen Kommentar ab. Sollte er tatsächlich in diesem einsam liegenden Taigaort landen? Er konnte daran nicht glauben und wartete gespannt auf die nächsten Minuten, in denen sich auch sein Schicksal entscheiden konnte.
    Laubbäume huschten unter ihnen hinweg. Ihre Kronen zeigten bereits die starken Verfärbungen des Herbstes. Die Blätter leuchteten in zahlreichen Farben. Angefangen vom hellen Gelb bis hin zu einem tiefen Violett oder Rotbraun.
    »Da ist eine Lücke!« sagte Onopko. »Eine Lichtung. Ich denke, sie ist groß genug, um landen zu können.«
    Slatko nickte. Plötzlich schwitzte er wieder. Er sah sein Ende näher kommen. Wieder dachte er darüber nach, ob er die Maschine zum Absturz bringen sollte oder nicht. Er tat es nicht. Statt dessen verloren sie an Höhe, und die Baumwipfel rückten näher. Ein normaler Wind durchstrich sie zusammen mit dem Sturm der Rotorblätter. Die beiden sahen einen schmalen Flußlauf, der sich durch die Gegend schlängelte, sie sahen Wiesen in der Nähe und auch die Lichtung.
    »Landen!«
    »Hier unten?«
    »Ja.«
    Onopko hatte nicht mehr weiterfliegen wollen. Es war genau die richtige Entfernung zum Ort und auch zur Bahn.
    Von der Lichtung aus würde er die kleine Stadt zu Fuß erreichen können, um sich dann als blinder Passagier in den Zug zu schmuggeln.
    Daß eine Großfahndung nach ihm eingeleitet wurde, darüber brauchte er sich keine Gedanken zu machen. Offiziell gab es ihn nicht, er war ein Relikt aus der harten Zeit, und man wollte heute nicht mehr daran erinnert werden.
    Viele würden sogar froh sein, wenn er verschwunden war. Für einige aber würde es ein böses Erwachen geben, wenn der Lächler plötzlich wieder auftauchte.
    Die Helligkeit verschwand. Das noch immer dichte Laub der Bäume schluckte sie. Graues Dämmerlicht sickerte durch die Scheiben und erfüllte das Innere des Hubschraubers. Es verwandelte auch die Farbe der Gesichter und gab ihnen einen gespenstischen Glanz.
    Vom Boden her wurde Laub in die Höhe gewirbelt. Das dichte Gras senkte sich mit seinen Spitzen dem Boden entgegen. Noch ein letzter Ruck, dann berührten die Kufen des Hubschraubers den Untergrund. Er war doch etwas weich, besonders an der rechten Seite, denn zu ihr hin senkte sich die Maschine, kippte aber nicht um.
    Slatko stellte den Motor ab. Plötzlich sah er das Zittern seiner Finger. Er spürte auch überdeutlich den inneren Druck. Er stand kurz vor einer Explosion, sein Körper würde bald zerfetzt werden.
    Das geschah nicht. Es blieb bei der Einbildung und bei einem lauten Stöhnen des Mannes.
    »Steig aus!«
    Slatko hatte den Oberkörper nach vorn gebeugt und atmete geräuschvoll ein.
    So miserabel wie in dieser Minute war es ihm noch nie ergangen. Wenn man sich überhaupt mehr tot als lebendig fühlen konnte, so war dies bei ihm der Fall.
    Er öffnete den Ausstieg an seiner Seite und machte sich jetzt Vorwürfe, daß er nicht bewaffnet war. Eine Pistole hätte jetzt Wunder bringen können, doch als Pilot hatte er nie daran gedacht.
    Er sprang hinaus.
    Der Boden war so weich, als wollte er den Mann schlucken. Seine Schuhe versanken im Laub. Nur mehr wenige Blätter trudelten durch die Luft. Mit traurigen Bewegungen senkten sie sich dem Boden entgegen, als wären auch sie über das bevorstehende Schicksal des Mannes mehr als entsetzt. Eine kühle Luft umwehte ihn.
    Sie roch so, als hätte es in der Nacht zuvor schon Frost gegeben, aber die Blätter waren nicht von einer dünnen Schicht überzogen.
    Er drehte sich, als er Onopkos Tritte hörte. Sie schleiften durch das Laub und kamen ihm zugleich dumpf vor, als wäre ein Dampfhammer dabei, sich ihm zu nähern, um ihn zu zerstören. Er hatte nicht gesehen, wie der erste Wächter gestorben war, aber er konnte sich gut vorstellen, daß der Killer ihn erschlagen hatte.
    Onopko blieb in einer Entfernung vor Slatko stehen, als wollte er ihn zum Revolverduell auffordern. Beide starrten sich an, und der Pilot versuchte, in den Augen des anderen zu lesen, was ihm nicht gelang. Es gab keinen Ausdruck, nicht einen Funken von Gefühl, statt dessen sah er eine
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