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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler
Autoren: Jason Dark
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ihm klar, daß es die beiden anderen Männer nicht mehr gab und er jetzt mit dieser menschlichen Bestie allein war. Das Grinsen des anderen jagte ihm Angstschauer über den Körper.
    Er hatte in seinem vierunddreißigjährigen Leben schon einiges erlebt, was jedoch in seiner unmittelbaren Nähe geschehen war, das wollte er nicht begreifen, denn es war einfach unfaßbar.
    Angefangen bei der Befreiung von den Handschellen bis hin zu den beiden Morden.
    Das Lächeln blieb, aber die Augen lächelten nicht mit. Sie waren eiskalt, böse und nur darauf fixiert, durch Blicke entsprechende Befehle zu geben.
    Onopkos Mund zog sich wieder zusammen. Sein Gebiß verschwand. Er blähte die Nasenflügel auf, als er atmete. Der Pilot betrachtete den Kopf, wo das rote Gehirn und der Streifen verschwunden waren. Der Killer sah wieder normal aus.
    »Du hast gesehen, was geschehen kann?«
    Verdammt, das habe ich gesehen, dachte der Mann. Sprechen konnte er nicht, deshalb nickte er.
    »Wunderbar.« Onopko redete wie eine Maschine. Aus seinen Worten war kein Gefühl herauszuhören. »Du willst doch nicht, daß es dir ebenso ergeht wie den beiden – oder?«
    »N… nein…«
    »Das ist gut, sogar sehr gut, mein Freund. Deshalb wirst du genau tun, was ich von dir verlange. Denk daran, es gibt hier oben nur uns beide, und ich bin es, der zu bestimmen hat. Du scheinst ein guter Mann zu sein, der auch Nerven hat. Andere hätten sicherlich vor Schreck die Maschine in den Sumpf fallen lassen, das hast du nicht getan, und deshalb freut es mich, wenn wir zusammenarbeiten können.«
    Wenn du wüßtest, dachte der Pilot. Wenn du wüßtest, was ich hier durchmache.
    »Wie heißt du?«
    Der Mann war so überrascht, daß er zunächst keine Antwort geben konnte. Erst als Onopko ihn hart anfaßte, erwachte er aus seiner Lethargie. »Ich bin Slatko.«
    »Gut, Slatko, machen wir weiter.«
    »Was denn?«
    Onopko grinste für einen Moment, schaute nach draußen und stellte fest, daß sich die Oberfläche des Sumpfes nicht mehr bewegte. Die beiden Wächter hatten ihr Grab gefunden, was auch gut war.
    »Wir werden jetzt von hier verschwinden.«
    »Und wohin?«
    Der Lächler nahm auf dem Sessel des Co-Piloten Platz. »Das will ich dir sagen. Ich möchte weg von diesem Sumpf. Du kennst dich hier in der Gegend aus?«
    »Nicht sehr gut, aber…«
    »Kennst du dich aus?« Der Lächler zischte die Frage. Der Pilot duckte sich, als hätte er einen Schlag abbekommen. Dann sah er die knochige Faust vor seinem Gesicht erscheinen. Um das Gelenk saß die Handschelle straff wie ein Armreif.
    »Ich… ich… versuche es.«
    »Schön.« Die Hand wurde wieder zurückgezogen. »Ich will nicht viel von dir, auch nichts Unmögliches. Ich verlange nur, daß wir aus diesem Sumpfgebiet herauskommen.«
    Slatko nickte. »Ist schon klar«, murmelte er. »Ich… ich… habe verstanden.«
    »Dann flieg los!«
    Der Angesprochene saugte die Luft ein. Er hatte das Gefühl, nicht mehr auf seinem Sessel zu hocken, sondern in einem luftleeren Raum zu schweben. Seine Augen brannten, die Knie zitterten, und auf der Gesichtshaut lag der kalte Schweiß. Er überlegte. Einen genauen Kurs hatte ihm Onopko nicht angegeben, der Killer wollte einfach nur weg, und Slatko erinnerte sich daran, daß sie am nördlichen Rand des Sumpfgeländes entlangfuhren. Jenseits davon gab es einen breiten Damm, auf dem die Schienen der Transsibirischen Eisenbahn entlangliefen, das Land dahinter war trocken und nur dünn besiedelt.
    Slatko konnte sich vorstellen, daß Onopkos Ziel ungefähr in dieser Richtung lag. Dem Killer dauerte es zu lange. Er sprach davon, daß er Slatko des Genick brechen würde, wenn sie nicht bald starteten.
    »Ich muß überlegen.«
    »Im Norden ist die Bahn.«
    Der Pilot zitterte, als er erfuhr, über welche Ortskenntnisse dieser Mensch verfügte. Er konnte keine Tricks anwenden. Durch ein Nicken gab er sein Einverständnis bekannt, bevor er für eine Kursänderung sorgte und auch dafür, daß die Maschine wieder an Höhe gewann.
    Unter ihnen glitt das Land hinweg. Malerisch, einsam und düster. Ein gewaltiger Sumpf, der von den Einheimischen die Todesschüssel genannt wurde. Wer einmal in sie hineinfiel oder sich in ihr verirrte, war verloren. Die Luft war nicht überall klar. Nebelinseln wanderten dahin und reichten bis zum Hubschrauber hoch. Von den wirbelnden Rotorblättern wurden sie zerrissen.
    Onopko saß unbeweglich auf seinem Sitz. Er hatte sich nicht angeschnallt, er starrte
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