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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler
Autoren: Jason Dark
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Jahren bei seinen Fällen untergekommen.
    Talin wollte ihn treffen.
    Nicht in einem Büro, sondern in einer Wohnung, die nahe dem Gorki-Park lag, versteckt in einer kleinen Seitenstraße. Die Hausnummer kannte Wladimir, und als er in die schmale Straße einbog, da blieb er für einen Moment stehen, denn in der engen Schlucht zwischen den Häusern ballte sich die Dunkelheit.
    Er spürte den Druck im Magen. Unter dem dunklen Staubmantel mit dem Innenfutter tastete er nach seiner Waffe und lockerte sie. Straßen wie diese eigneten sich ideal als Überfallorte, besonders dann, wenn so wenig Lichter brannten, wie es hier der Fall war.
    Er wartete, entdeckte keine verdächtigen Bewegungen und setzte seinen Weg fort.
    Vielleicht war die Straße früher einmal mit Pflastersteinen völlig bedeckt gewesen, das aber war vorbei, denn jetzt zeigte sie Löcher, als hätten Menschen die Steine herausgerissen, um sich damit Schlachten zu liefern.
    Alles war möglich in dieser Stadt. Und dennoch liebte Wladimir sie. Er wollte Moskau und auch sein geliebtes Rußland nicht aufgeben und es den Verbrecher-Kartellen überlassen. Er würde kämpfen, denn Mütterchen Rußland war es einfach wert.
    Die Mafia war nicht das russische Volk, sie war nur ein Geschwür, das irgendwann ausgemerzt sein würde.
    Die enge Gasse nahm ihn auf. Häuser warfen keine Schatten, sie waren einfach da, denn sie vermischten sich mit dem dunklen Grau des Bodens.
    Hier und da parkte ein Fahrzeug am Rand. So dicht an den Häusern, daß die seitlichen Karosserien fast über das Gestein schrammten.
    Hauseingänge waren wie Nischen, die später als Flure in andere Welten zu führen schienen. Wladimir hörte nur wenige Laute. Die meisten Geräusche stammten aus irgendwelchen Radios oder Fernsehern.
    Normale, menschliche Stimmen flatterten nicht an seine Ohren.
    Talin hatte ihm keine Hausnummer angegeben, sondern nur das Haus beschrieben. Es war ein schmaler, dunkler Bau auf der rechten Seite, der allerdings bis zur ersten Etage einen hellen Anstrich zeigte. Eine Mischung aus weißer und gelber Farbe. Er war nicht zu übersehen, hatte Talin mitgeteilt.
    Golenkow vertraute ihm. Er ließ seine Blicke an der rechten Häuserzeile intensiver entlangwandern als an der linken, und er brauchte nicht mehr weit zu gehen, denn das helle Schimmern fiel ihm schon auf. Es war noch nicht Mitternacht, und Wladimir wunderte sich darüber, daß ihm in der Straße bisher kein Mensch begegnet war. Sie war wie ausgestorben, als hätte sich hier die Lungenpest ausgebreitet.
    Vor dem Haus blieb er stehen.
    Eine dunkle Tür war nicht ganz geschlossen. Wladimir schob sie mit dem Fuß auf und hörte, wie das Ende kratzend über den Boden schleifte.
    Der Flur vor ihm stank. Der Geruch nach altem Fett, Schweiß und Kohl hing zwischen den Wänden fest. Wladimir wollte weitergehen, als er abrupt stehenblieb und sofort die Augen schloß, weil der starke Strahl einer Taschenlampe direkt sein Gesicht erwischte und dabei die Augen auch nicht ausgelassen hatte.
    Eine Falle? War er wie ein Blinder hineingetappt? Hatte er sich von dieser Person namens Talin leimen lassen?
    In Moskau war es gefährlich, und Wladimir mußte mit allem rechnen, auch mit einer Kugel, die sein Leben ausgelöscht hätte.
    Sekunden vergingen. Die Zeit dehnte sich. Wladimir atmete aus und hörte das Flüstern von mindestens zwei Stimmen, das seine Ohren erreichte. Der nächste Befehl war lauter gesprochen und galt ihm ganz allein. »Keine Bewegung, Freund! Hände an die Wand! Du weißt ja, wie das geht.«
    »Was soll das?«
    »Die Fragen stellen wir hier!« antwortete der zweite Mann.
    Trotz seiner nicht beneidenswerten Lage war Wladimir beruhigt. Er kannte eine derartige Prozedur. Es gab immer mehr Menschen in Moskau, die sich eine private Leibgarde hielten, und Talin schien ebenfalls zu dieser Gruppe zu gehören. Er wollte auf Nummer Sicher gehen, und Wadimir erlebte wenig später, als ihn flinke Hände abtasteten, seine Waffe an sich nahmen und die erste Männerstimme ihm vor seinem Protest erklärte, daß er die Pistole zurückbekommen würde.
    »Hoffentlich.«
    »Du kannst dich wieder hinstellen!«
    Das tat Wladimir auch. Er reckte sich, und als er den Kopf nach links drehte, um mehr von seinen ›Freunden‹ zu sehen, da hatten sie sich wieder zurückgezogen. Sie standen am Beginn einer Treppe und leuchteten ihn von zwei Seiten an.
    »Geh hoch bis zur ersten Etage.«
    Golenkow schirmte die Augen mit der Hand ab. »Gut, und
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