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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall
Autoren: Gail Ranstrom
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durfte nicht aufhören zu reden. „Wie ist es denn?“
    „So, dass er die Schuld tragen muss. An dem Tag, da er Maeve auf das Schiff nach Italien führte, brachte er sie um. Und jetzt wird er hängen, weil er auch Sie ermordet hat.“
    Alethea bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Fast hatte sie den Glockenstrang erreicht. „Ich? Was habe ich getan, Sir Martin? Ich habe Maeve nicht einmal gekannt.“
    „Ja, aber Sie entschieden sich für McHugh. Ich gab Ihnen jeden Grund, mich zu wählen. Ich habe Sie sogar gebeten, mich zu heiraten. Das wäre schön gewesen, Sie für mich zu haben. Es hätte gut gepasst, das Einzige zu besitzen, an dem McHugh jemals etwas lag, so wie er mir das Einzige nahm, das ich je wollte.“
    Alethea überlief eine Gänsehaut. Er wollte sie töten, und sie wusste, er versuchte es nicht zum ersten Mal. Neben dem Kamin stehend, drehte sie sich zu ihm um, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie tastete zum Glockenstrang hin und hoffte, er würde es nicht bemerken.
    „Sie vermuten, dass McHugh mich will, Sir Martin. Ich habe noch keinen Beweis dafür gefunden, dass er auch nur einen Moment des Unbehagens empfinden müsste, wenn ich sterben müsste. Es ist ihm gleich.“
    Seymor lachte, und zum ersten Mal registrierte Alethea darin eine Spur von Wahnsinn. „Wirklich, Miss Lovejoy, Sie sind keine gute Lügnerin. Glauben Sie, mir wäre nicht aufgefallen, wie er Sie betrachtet, wenn Sie nicht hinschauen? Die Art, wie er lächelt, wenn Sie lächeln? Er ist hingerissen. Jeder, der Augen im Kopf hat, würde dem zustimmen.“
    „Wenn das wahr wäre, Sir Martin, hätte er mir nicht gesagt, dass er mich nicht mehr sehen will.“
    „Hm. Na schön. Auf die Gefahr hin, vulgär zu wirken – ich habe gestern vor der Tür gelauscht. Ich hörte Sie stöhnen und ihn anflehen. Sie waren so sehr miteinander beschäftigt, dass keiner von Ihnen merkte, wie ich das Schloss aufbrach und Sie beobachtete.“
    Alethea wurde heiß vor Empörung. Er hatte sich in ihr Leben gedrängt und die Schönheit des Augenblicks zerstört. Wie konnte er es wagen?
    „Sie haben ihn umschlungen wie eine Hafendirne. Ganz und gar nicht wie eine Lady. Nein, nur wie eine Dirne.“
    Endlich hatte sie die Schnur hinter sich zu fassen bekommen. Sie zog einmal, dann noch einmal. Von unten klang ein leises Läuten zu ihnen herauf, und Alethea hoffte, dass er es nicht mitbekam. Leider legte er den Kopf schief.
    „Was war das?“
    „Was?“, entgegnete sie unschuldig und hoffte, er würde weitersprechen und sich nicht auf sie konzentrieren.
    Er zuckte die Achseln und kehrte dann wieder zu seinem Thema zurück. „Aber nachdem ich Sie so gesehen hatte, entschied ich mich, meine Pläne zu ändern. Statt Sie einfach nur zu töten, würde ich Sie zuerst besitzen. Als Ausgleich dafür, dass Maeve ihm gehört hatte.“
    „Aber dafür ist es jetzt zu spät, Sir Martin. Rob ist im Gefängnis. Mein Tod kann ihm nicht vorgeworfen werden, denn er sitzt hinter Schloss und Riegel.“ Wieder zog sie an der dünnen Schnur, als er zu einer Antwort ansetzte, in der Hoffnung, dass seine Stimme das Geräusch übertönte.
    „Dann sind Sie noch gar nicht informiert? Nein, natürlich nicht. Vor mehr als einer Stunde wurde McHugh freigelassen. Wenn man Ihre Leiche findet, meine Liebe …“ Er erhob sich und schob eine Hand in seine Jacke, um einen gefährlich aussehenden Dolch hervorzuziehen, der bereits Blutflecken aufwies. Das Kaminfeuer spiegelte sich in der Klinge wider. „McHughs Dolch wird bei unseren Leichen gefunden werden. Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie, aber ich bin sicher, mir wird noch etwas einfallen.“ Mit einem irren Lächeln trat er auf sie zu.
    Die Zeit lief ihm davon! Rob fluchte leise und feuerte den Fahrer an: „Schneller!“
    Die schwarze Kutsche rutschte über das Eis, als sie um eine enge Kurve bog, und eines der Hinterräder schlug gegen die Mauer des gegenüberliegenden Gebäudes.
    „Er fährt, so schnell er nur kann“, rief Lord Barrington Rob über das Poltern der Räder hinweg zu. „Noch schneller, und wir werden auf dem Pflaster zerschmettert.“
    Rob antwortete darauf nicht. Er wusste, Barrington hielt ihn für verrückt, aber das war jetzt nicht wichtig. Jetzt kam es nur noch darauf an, Alethea zu finden.
    Als er in Mrs. Forbushs Haus eingetroffen war, hatte ihm Graces Butler mitgeteilt, dass die Damen zum Maskenball bei Reginald Hunter gegangen waren, Lady Sarahs Bruder. Aber dort waren nur
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