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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall
Autoren: Gail Ranstrom
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die Glocke.“ Mit langen Schritten durchquerte Renquist den Raum und drehte Seymour die Hände auf den Rücken, ohne auf dessen Schreie zu achten. „Dann rannte ich die Treppen hoch. Hat jemand ein paar Stricke?“
    Rob deutete mit einer Kopfbewegung auf den Glockenstrang. In seinen Armen stöhnte Alethea und bewegte sich ein wenig, während sie verständnislos das Durcheinander um sie herum betrachtete.
    Renquist grinste. „Die richtige Verwendung, oder? Alles in Ordnung, Miss Lovejoy?“, erkundigte er sich, während er den Glockenstrang um Seymours Handgelenke wickelte.
    Alethea zögerte und nickte dann. Rob blickte auf ihre Taille, und sein Unbehagen wuchs. „Lass mich das ansehen, Alethea.“
    „Nun, dann werde ich Seymour zu einem Arzt bringen, ja? Sie tragen Sorge für Miss Lovejoy, McHugh?“
    „Brauchen Sie einen Arzt, Miss Lovejoy?“, fragte Renquist.
    Sie schaute an ihrem Kleid hinab und schüttelte den Kopf. „Es ist Sir Martins Blut. Hätte er nicht vorgehabt, mir zuerst Gewalt anzutun, hätte ich keine Chance gehabt.“ Sie öffnete die Faust und ließ ihr kleines Messer in Robs Hand fallen.
    Seine Besorgnis ließ nach, und blinde Wut bemächtigte sich seiner. Über die Schulter hinweg wandte er sich an Barrington. „Schaffen Sie ihn aus meiner Reichweite, ehe ich den Kerl umbringe.“
    Seymour murmelte kaum verständlich vor sich hin. „Alles erledigt, alle sind fort. Du kannst jetzt ruhen, Maeve …“
    Barrington riss ihn herum und stieß ihn zur Tür. „Kommen Sie morgen in mein Büro, McHugh, dann klären wir das. Gütiger Himmel, der Mann ist verrückt.“
    „Miss Lovejoy?“, sagte Mr. Renquist und kniete neben ihr nieder, ehe er Rob misstrauisch musterte. „Soll ich Sie nach Hause bringen?“
    Wieder schüttelte Alethea den Kopf. „Danke, Mr. Renquist, aber McHugh wird mich begleiten. Marie wartet gewiss auf Sie.“
    Er nickte. „Es überrascht mich, dass sie nicht hinter mir herlief, als sie den Schuss hörte. Ich sollte besser gehen und ihr mitteilen, dass Ihnen nichts passiert ist. Morgen reden wir weiter.“ Er erhob sich und verschwand über die geheime Treppe nach unten. Mit leisem Klicken schloss sich die Kammertür hinter ihm.
    Rob strich Alethea das Haar aus dem Gesicht, und suchte nach irgendeiner Spur einer Verletzung. Als er das Blut auf ihrem Kleid gesehen hatte, war er überzeugt gewesen, Seymour hätte sie erstochen. Er hatte den Schmerz am eigenen Leibe gespürt, und ein Teil von ihm wäre mit ihr gestorben. Er durfte sie nicht verlieren. Und er würde sie nie wieder aus den Augen lassen.
    „Rob!“ Seufzend hob sie ihm ihr Gesicht entgegen, senkte die Lider – eine Aufforderung zum Kuss.
    Zorn, Enttäuschung, Furcht und Liebe mischten sich in seinem Innern zu einem Aufruhr der Gefühle. Er wusste, er könnte es nicht wagen, dieser Aufforderung Folge zu leisten, sonst würde er sie gleich hier nehmen, auf dem Boden inmitten all dieser Unordnung, vor der Tür, die aus den Angeln gehoben war. So war es immer mit Alethea – drängend, heftig, unkontrollierbar. Er brauchte einen Moment – die Zeit, sich zu fassen und sein Verlangen nach ihr zu beherrschen.
    Er stand auf und zog Alethea auf die Füße. Dann drehte er den umgestürzten Tisch und den intakten Stuhl herum und holte die Tarotkarten und ein kleines Buch mit handgeschriebenen Notizen. Beides legte er auf den Tisch.
    Alethea nahm das Buch und warf es ins Feuer. „Tante Henriettas Notizen“, erklärte sie und beobachtete, wie die Seiten sich einrollten und schwarz färbten. „Jetzt ist jeder in Sicherheit.“
    Alle, nur sie nicht. Ein Skandal lauerte am Horizont. Innerhalb von zwei Tagen würde es niemanden in ganz London geben, der die schmutzige Geschichte nicht kannte. Aber das war es wert. Der Mörder war gefasst, McHugh war reingewaschen und Tante Henrietta gerächt.
    Rob räusperte sich und riss Alethea damit aus ihren Gedanken. Er hielt die Tarotkarten in der Hand und begann, die Karten in einem sinnlosen Muster anzuordnen. „Ich sehe für Ihre Zukunft Veränderungen, Miss Lovejoy“, raunte er geheimnisvoll.
    Sie dachte an das letzte Mal, da er ihr die Zukunft voraussagt hatte, und nickte. Sie konnte nur beten, dass seine Prophezeiung diesmal anders ausfallen würde. „Das sehe ich auch, Lord Glenross.“
    „Ich erkenne einen Umzug“, fuhr er fort.
    „Little Upton“, stimmte sie zu.
    „Nein. Nein, alles deutet weiter nach Norden. Heide. Berge, die mit Tannen und Heide bedeckt sind. Ja, ich
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