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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie
Autoren: Unbekannter Autor
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großartigen Resultaten, und viele Arbeiter machten sie sich zu eigen. Aber sowie die Sabotageaktionen um sich griffen, ordneten die Sozialisten die Beendigung des Streiks an. Viele Organisatoren des Streiks, unter ihnen Durruti, verloren ihre Arbeitsplätze. Die Gewerkschaft der Anarchisten, die Confederacion Nacional del Trabajo, begann damals zu wachsen. Ein großer Teil des spanischen Proletariats sympathisierte mit ihr und schloß sich ihr an. Durruti ging in den Grubendistrikt von Asturien, eine Hochburg der Sozialdemokraten, und er kämpfte dort gegen neutrale und reformistische Gewerkschaftler für die anarchistische Linie der CNT. Er kam auf die schwarze Liste, verlor von neuem seine Arbeit und mußte nach Frankreich emigrieren.
    V. de Rol

    Ich habe Ascaso und Durruti die Anfangsgründe des Anarchis mus beigebracht. Als ich Durruti das erste Mal sah, schien er mir sehr schüchtern. Er hatte noch keine eigenen Ideen. Er kam aus Leon und meldete sich bei unserm Syndikat in San Sebastian. Er wollte von uns Arbeit als Mechaniker haben, und wir schickten ihn in eine Fabrik. Nach wenigen Tagen kam er wieder und beklagte sich, daß die Gewerkschaft dort nicht den Mut habe, sich gegen den Unternehmer durchzusetzen. Er wolle es nun auf eigene Faust mit ihm aufnehmen, falls das Syndikat damit einverstanden sei. Das Syndikat war nicht einverstanden damit, denn es konnte und wollte wegen seiner Schwäche noch nichts unternehmen und warnte Durruti davor, sich zu opfern. Daraufhin verließ er diesen Arbeitsplatz. In San Sebastian hat er begonnen, sich unsere Ideen, wenn auch mehr gefühlsmäßig, anzueignen.
Das „waren die Anfänge Durrutis...
    Manuel Buenacasa

    Das erste Exil
    Er ist dann nach Paris gegangen und hat dort als Monteur gearbeitet. Berliet oder Breguet hieß die Fabrik, glaube ich.
Er war nicht allein, andere Genossen aus Leon haben ihn begleitet, einer besonders, den wir Bruder Lustig nannten; den haben später die Faschisten umgebracht. Dort in Frankreich haben sie viel gelernt. Als sie wieder nach Spanien kamen, kannten sie den Klassenkampf in- und auswendig. Das hat Durruti sehr gefallen, das war etwas für sein Temperament und für seine Art, die Zukunft zu sehen. Durruti ist bei den Anarcho-Syndikalisten in Paris in die Schule gegangen, an Ort und Stelle.
    Florentino Monroy

    In Paris arbeitete er drei Jahre lang als Mechaniker. Seine spanischen Freunde hielten ihn über die Lage in unserm Land auf dem laufenden und berichteten ihm: daß die anarchistische Bewegung sich immer weiter ausbreitete; daß in der CNT bereits über eine Million Arbeiter organisiert waren; daß eine republikanische Erhebung sich vorbereitete; daß viele den Sturz der Monarchie kommen sahen; daß die Regierung und die Bourgeoisie Banden von Revolverhelden, die sogenannten Pistoleros, aufgestellt hatten, um die Anführer der Anarchisten, der CNT und der Republikaner des linken Flügels zu liquidieren... Den Revolutionär Durruti ließen diese Nachrichten nicht ruhen.
Er kehrte heimlich über die französische Grenze nach Spanien zurück. In San Sebastian schloß er sich den anarchistischen Kampfgruppen an, die Aktionen gegen die Monarchie vorbereiteten. Dort traf er auch Francisco Ascaso, Gregorio Jover und Garda Oliver.
    Aiejandro Gilabert

    Mr. Davis mit der weißen Nelke
    Ich bin die Erinnerung an Durruti nie losgeworden, wie er, das wird 1920 gewesen sein, nach Matallana del Torio kam; das liegt im Norden der Provinz Leon. Er arbeitete dort als Mechaniker bei der Compafiia Minera Anglo-Hispana. In diesem Grubendorf, das in den Bergen liegt, gab es damals schon eine organisierte Arbeiterbewegung, die von den Sozialisten beherrscht war. Als er ankam, war gerade ein Arbeitskonflikt ausgebrochen, und er wurde in das Streik-Komitee gewählt. Ich kam an der Hand meines Vaters in das Dorf, der Anarchist war und die Arbeiter in seinem Sinn agitiert hat.
Er stieg auf eine Mauer und redete auf die Menge ein. Die Arbeiter beschlossen, zur Fabrikleitung zu gehen. Als der Zug vor den Büros der Bergwerksgesellschaft eintraf, weigerte sich der Direktor, ein englischer Ingenieur, Davis hieß er, glaube ich, die Abordnung der Streikenden zu empfangen. Mr. Davis war ein zierlicher Herr, immer sehr elegant gekleidet, eine weiße Nelke im Knopfloch, etwas schwach auf der Brust, ich glaube, er litt an der Schwindsucht. Er hatte von Durruti gehört, vielleicht hatte er Angst, jedenfalls ließ er durch den Amtsdiener, der vor der Tür stand,
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