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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
Autoren: Michael Cordy
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erklärte: » Bisher gibt es noch keine Hinweise auf die Identität der geheimnisvollen Retterin, die elf Mädchen aus ihrem Gefängnis im Haus eines Menschenhändlerrings in Portland befreit hat. Obwohl ihre Brandwunden und Verletzungen gut verheilen, soll sie zur weiteren Behandlung in eine psychiatrische Klinik überwiesen werden. Alle Versuche, die Identität der Frau mithilfe von Fingerabdrücken, Odontogrammen oder DNA -Abgleichen hier oder im Ausland zu ermitteln, sind bislang gescheitert. Falls Sie diese Frau kennen, melden Sie sich bitte unter der folgenden Telefonnummer …«
    Fox schaltete den Fernseher aus und rief noch einmal, diesmal lauter. » Samantha? Samantha!« Nichts.
    Er ging durch die einzelnen Zimmer des Hauses, vorbei an Fotos von seinen Eltern und seiner Schwester und an vollgestopften Bücherregalen. Das Haus war immer schon voller Bücher gewesen. Der Wasserkessel auf dem Herd in der Küche war noch warm und die Terrassentüren, die hinaus in den Garten führten, waren verschlossen. Doch kein Zeichen von Samantha.
    Er stieg die Treppe hinauf in den ersten Stock. Oben angekommen blickte er zu den beiden Schlafzimmern am Ende des Korridors. Das Zimmer auf der rechten Seite gehörte seiner Tante, das auf der linken war einst sein Zimmer gewesen. Auf dem Weg dorthin kam er an zwei weiteren Türen vorbei, die in die beiden Arbeitszimmer führten. Er warf einen Blick in den vorderen Raum und lächelte erleichtert. Seine Tante saß an ihrem Schreibtisch, klein und zierlich wie ein Vögelchen, auf den Ohren zwei riesige Kopfhörer, deren Kabel zu einem schwarzen iPod führten, und schaute durch die dicken Gläser ihrer Lesebrille auf ein locker gebundenes Manuskript. Während sie Kaffee aus einem riesigen Becher schlürfte, bewegte sich ihr blassbrauner, mit silbernen Strähnchen durchzogener Bob im Takt zu dem Musikstück, das sie gerade hörte und das, so wie er Samantha Quail kannte, von Tschaikowski bis U2 alles sein konnte. Auch nach all den Jahren erinnerte sie ihn noch immer an seine zierliche Mutter. Fox hatte seine Körpergröße von seinem Vater geerbt, ebenso wie die beiden anderen Vermächtnisse, die er sich seit seiner Kindheit hartnäckig bewahrt hatte: seinen Nachnamen und den britischen Akzent. Mit ihrer Vorliebe für Kaftane und leuchtende Farben offenbarte Professor Samantha Quail ihre Wurzeln als vollwertiges Mitglied der Hippie- und Flower-Power-Generation. Für die Kaschmirjacken und Tweedröcke, die man normalerweise auf den Universitätsfluren sah, hatte sie sich noch nie erwärmen können.
    Fox beschloss, sie nicht zu stören, und ging weiter ins angrenzende Zimmer. Obwohl niemand mehr dort gearbeitet hatte, seit ihr Mann an Alzheimer erkrankt war, hatte Samantha alles so belassen, wie es war. Fox konnte noch immer den Virginia-Pfeifentabak seines Onkels riechen und seine Anwesenheit im Raum spüren. Howard Quail war Professor für Ältere Geschichte und Archäologie gewesen, wie die Artefakte in den Vitrinen und die Unmengen von Büchern und Zeitschriften – viele davon von ihm selbst geschrieben – in den vollgestopften Regalen unschwer erraten ließen. Howards provokante und kontroverse Theorieansätze hatten nicht nur seine eigene akademische Karriere beeinflusst, sondern auch die seiner brillanten Ehefrau. Wäre Howard nur ein bisschen weniger rebellisch gewesen, dann würde Samantha heute wohl Quantenphysik an einer der Eliteuniversitäten des Landes unterrichten statt an der Portland State. Doch Fox vermutete, dass Samantha, selbst wenn Harvard oder das MIT ihr tatsächlich ein Angebot gemacht hätten, wohl geblieben wäre, wo sie war – als großer Fisch in einem kleinen Teich. Während Fox an den Regalen entlangschritt und Howards Bücher über die Vergangenheit betrachtete, musste er daran denken, wie ironisch es doch war, dass der Autor dieser Titel in den letzten Monaten vor seinem Tod jeglichen Bezug zur Gegenwart verloren hatte, ja nicht einmal mehr seinen eigenen Namen kannte.
    Fox nahm einen flachen steinernen Briefbeschwerer vom Tisch. Er war etwa so groß wie ein Buch, glatt poliert und in einem kräftigen Rotbraun gefärbt. Sein Onkel hatte ihm einmal erklärt, dass es ein Teil eines Maya-Opfersteins war. Man hatte das Opfer darauf festgehalten und ihm das Herz herausgeschnitten, um den Göttern zu huldigen. Fox legte den Stein wieder an seinen Platz und griff nach dem silbernen Fotorahmen, der daneben stand. Der kleine Junge auf dem Bild trug einen
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