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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
Autoren: Michael Cordy
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hier?« Im Türrahmen stand seine Tante, die Kopfhörer noch um den Hals.
    Er zuckte mit den Achseln und war plötzlich ein wenig verlegen. » Ich habe mir Sorgen gemacht, also bin ich hergekommen, um nach dir zu sehen. Ich hab zwei Mal angerufen, aber du bist nicht ans Telefon gegangen.«
    Sie klopfte gegen ihre Kopfhörer. » Ich habe gearbeitet.« Sie seufzte. » Du musst aufhören, dir immer solche Sorgen um mich zu machen, Nathan. Ich habe Howard nicht letzte Woche verloren, sondern schon vor vielen Jahren. Meine Zeit der Trauer fängt nicht gerade erst an, sie ist hoffentlich bald zu Ende.«
    » Ich weiß, aber …«
    » Bitte, kein psychiatrisches Fachchinesisch. Mir geht es gut, wirklich.«
    Er lächelte. » Ich wollte nur helfen.«
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. » Ich weiß. Und dafür liebe ich dich.«
    Fox zeigte ihr das Manuskript, das er vom Regal über dem Schreibtisch seines Onkels genommen hatte. » Was ist das?«
    Sie warf einen kurzen Blick darauf und seufzte. » Das ist das letzte Paper, das Howard geschrieben hat, bevor er krank wurde. Ich musste ihm versprechen, dass ich versuchen würde, es in der Archaeology unterzubringen aber …« Sie verzog das Gesicht.
    » Aber was?«
    » Es ist sogar noch brisanter als alles, was er sonst geschrieben hat, und ich hatte Angst, dass man es als ein Produkt seiner Krankheit abtun würde.«
    Er las noch einmal die Überschrift. » Worum geht es da?«
    » Kennst du das Gefühl, dass man manchmal, wenn man einen Raum oder ein Gebäude betritt, eine bestimmte Atmosphäre spürt?«
    Er ließ den Blick durch das Arbeitszimmer seines Onkels gleiten. » Ja.«
    » Howard war davon überzeugt, dass all die antiken Stätten, die er im Laufe der Jahre besucht hatte, jeweils ihr eigenes Fluidum besaßen, ein Echo ihrer individuellen Geschichte. Das Kolosseum in Rom, zum Beispiel, oder – aus neuerer Zeit – Auschwitz pulsieren förmlich vor Leid und Elend. An heiligen Orten oder Orten des Lernens dagegen herrscht eine ruhigere, friedlichere Atmosphäre. Die Vertreter der Transkommunikationstheorie wollen dieses Phänomen wissenschaftlich erforschen und erklären.«
    » Tatsächlich?« Fox hatte sich mittlerweile an die ganz eigene Form von Fachchinesisch seines Onkels gewöhnt. » Transkommunikation?«
    » Wie heißt es so schön? Wände haben Ohren. Die Vertreter der Transkommunikationstheorie gehen davon aus, dass sie außerdem auch eine Erinnerung haben, und zwar indem sich die Stimmen der Vergangenheit unsichtbar, aber unauslöschlich in ihre subatomare Struktur geprägt haben – wie eine Tonbandaufnahme.« Sie nahm ihm das abgegriffene Manuskript aus der Hand und legte es wieder ins Regal. Dann bedeutete sie ihm, ihr in ihr eigenes Arbeitszimmer zu folgen. » Als Alzheimer mir Howard wegnahm, erschien dieses Paper mir wie eine letzte Verbindung zu seinem gesunden Verstand. Je öfter ich es las, desto mehr wünschte ich mir, meine wissenschaftlichen Kenntnisse einzusetzen, um seine bizarre These zu stützen. Ich wollte beweisen, dass dieser Artikel vom letzten Blitz seines brillanten Geistes zeugt und nicht von den ersten Anzeichen seines Wahnsinns.«
    In ihrem Arbeitszimmer übergab sie ihm ein sauber getipptes Manuskript mit derselben Überschrift. » Also habe ich sein Paper überarbeitet und versucht, seine Theorien mit handfesten wissenschaftlichen Fakten zu untermauern. Die Idee von Transkommunikation gibt es schon seit einigen Jahrzehnten, aber mit unserem zunehmenden Wissen über Quantenphysik und der neusten akustischen Technologie können wir diese Echos vielleicht schon bald erklären und befreien.« Sie lächelte, als sie die Skepsis in seinem Gesicht sah. » Ich weiß, dass es verrückt klingt, Nathan, aber lies es. Danach kannst du mir sagen, dass es Unsinn ist. Nur keine Hemmungen.«
    Fox brauchte kein Psychiatriestudium, um zu sehen, dass seine Tante Howards Artikel weniger aus wissenschaftlichem Interesse als aus Liebe überarbeitet hatte. » Es ist nicht wirklich mein Thema.«
    » Das macht nichts, Nathan. Du bist verdammt clever, und ich würde gerne deine Meinung hören.« Sie gab ihm noch einen Kuss, dann scheuchte sie ihn davon. » Und jetzt sieh zu, dass du zur Arbeit kommst. Ich weiß, dass du viel zu tun hast.«

5
    Zwei Stunden später saß Nathan Fox irgendwo in der Wildnis von Oregon, Auge in Auge mit einem mutmaßlichen Mörder. » Ihr verdammten Seelenklempner«, schnaubte George Linnet, » ihr glaubt wohl, bloß weil ihr
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