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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
Autoren: Michael Cordy
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Ärztin und eilte zu ihr. » Wem sollen wir helfen?«
    Die junge Frau ließ sich wieder zurück aufs Bett fallen. » Dem Mann mit dem Messer in der Brust. Sehen Sie denn nicht das Blut? Bitte, tun Sie doch was! Er stirbt.«
    Jordache blickte auf das leere Bett. » Da ist niemand«, sagte die Ärztin.
    Verstört schüttelte die junge Frau den Kopf. Selbst voller Schmutz und Ruß besaß sie eine ätherische Schönheit, die nicht von dieser Welt zu sein schien. » Was geschieht mit mir?«, flüsterte sie.
    Die Ärztin leuchtete in ihre Augen und untersuchte ihren Kopf. » Sie halluzinieren. Sie haben ein Trauma über der linken Schläfe erlitten. Die Kugel hat Sie nur gestreift, aber Sie waren eine Zeit lang bewusstlos und stehen noch immer unter Schock. Sie müssen schreckliche Dinge erlebt haben.«
    Jordache trat näher. Die Augen der jungen Frau leuchteten wie von einer Lampe erhellt. Ihre Kleidung war einfach, wahrscheinlich selbst genäht: ein Oberteil aus Baumwolle, eine weite Jacke und dunkelblaue Jeans. Das einzig Auffällige war das silberne Medaillon um ihren Hals. An seiner Seite befand sich ein kleiner Verschluss, und der Detective fragte sich, was sich wohl in dem Schmuckstück befand. Wer war dieses Mädchen? Woher hatte sie von den anderen dort unten im Keller des Hauses gewusst? Und woher hatte sie bloß den Mut genommen, allein und nur mit einer Axt bewaffnet dort hineinzugehen? Als sie sah, dass er ihr Medaillon betrachtete, umklammerte sie es hastig und drückte es an die Brust, als hinge ihr Leben davon ab. Er lächelte. » Ich bin Detective Karl Jordache. Ich bin hier, weil ich Ihnen helfen möchte. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    » Nicht jetzt …«, begann die Ärztin.
    Die junge Frau legte ihr eine schwarze Hand auf den weißen Ärmel. » Bitte«, bat sie mit ihrer rauen, kratzigen Stimme, » darf ich etwas fragen?«
    » Sicher«, antwortete Jordache und lehnte sich vor, bevor die Ärztin etwas einwenden konnte. » Schießen Sie los.«
    Die junge Frau legte nachdenklich die Stirn in Falten, überlegte einen kurzen Moment und stellte dann exakt die Frage, die Jordache ihr hatte stellen wollen: » Wie lautet mein Name, Detective? Wer bin ich?« In ihrem Blick flackerte nackte Angst. Jordache kannte diesen Blick. In ihm leuchtete die Erkenntnis, dass sie sich selbst verloren hatte und den Weg zurück zu der Person, die sie einst war, nicht kannte. » Helfen Sie mir«, flehte sie. » Bitte, helfen Sie mir.«

4
    Zehn Tage später
    Seit der Beerdigung seines Onkels Howard war fast eine Woche vergangen, und Fox hatte seine Tante an diesem Morgen bereits zwei Mal versucht anzurufen, einmal aus seiner Wohnung im Nordwesten von Portland und einmal aus dem Auto auf dem Weg zu ihrem Haus. Samantha lag niemals noch nach sechs im Bett, und es war fast halb neun. Als er seinen alten verbeulten Porsche vor der Einfahrt abstellte, sah er ihren kleinen Ford. Also ist sie zu Hause, dachte er, während er an der Eingangstür der imposanten viktorianischen Villa gleichzeitig klingelte und den Messingklopfer betätigte. Die Beerdigung und das anschließende Kaffeetrinken waren überraschend fröhlich verlaufen, und seine Tante hatte es sichtlich genossen, in den Geschichten aus dem Leben ihres geliebten Mannes zu schwelgen. Dennoch hatte Fox es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag nach ihr zu sehen oder wenigstens anzurufen, in der Sorge, dass der emotionale Tiefpunkt und die Depression einsetzen würden, sobald die Trauergäste gegangen waren und Samantha wieder sich selbst überlassen hatten. Gewöhnlich rief er immer dann an, wenn er erwartete, dass sie sich ohne Howard am einsamsten fühlen würde, kurz nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen. Obwohl sie immer guter Dinge war und ihm sagte, er solle sich keine Sorgen machen, war er entschlossen, für sie da zu sein, so wie sie und Howard immer für ihn da gewesen waren.
    Er nahm seinen Schlüssel und öffnete die Tür zu dem Haus, in dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte, seit er elf Jahre alt gewesen war. Von irgendwoher drangen Stimmen. » Samantha?«
    Auf dem Fernseher im Wohnzimmer lief ein Nachrichtensender. Ein Banner rollte über das untere Ende des Bildschirms: Wer ist der rätselhafte Racheengel? Die Frau, die Fox aus dem Fernseher heraus anstarrte, wirkte verloren und irgendwie mystisch. Ihre blasse Haut, ihr kurzes blondes Haar und die wunderschönen Augen zogen für einen Moment seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Sprecher
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