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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken
Autoren: Barbara McCauley
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Kind zur Adoption suchte, und erzählte mir von dem Unfall – dass du der einzige Überlebende seist und nun niemanden mehr hättest. Wir fuhren sofort hin, und ich schloss dich vom ersten Augenblick an ins Herz. Du kamst mir so hilflos und verloren vor. Uns wurde der Vorschlag gemacht, dich vom Fleck weg zu adoptieren und mitzunehmen.”
    “Aber ist dir das nicht merkwürdig vorgekommen?”
    “Selbstverständlich. Ich wusste auch, dass das nach dem Gesetz nicht einwandfrei war. Aber mir war das alles egal. Ich drohte Edward damit, ihn auf der Stelle zu verlassen, wenn er nicht einwillige.” Mary seufzte tief. “Bestimmt war es egoistisch von mir. Ich hätte dich anderen Eltern lassen sollen – Eltern, die dich beide lieben. Ich hoffte darauf, dass Edward sich irgendwann eines Besseren besinnen und sein Herz für dich entdecken würde. Aber ich habe mich schwer in ihm getäuscht – und du musstest teuer dafür bezahlen. Das liegt mir schwer auf der Seele, das darfst du mir glauben.”
    Rand schüttelte unwillig den Kopf. “Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Jetzt kannst du es sowieso nicht mehr ändern. Und ich bin doch nicht unglücklich. Ich habe dich, und Sam und Matt …”
    “… und plötzlich sogar noch deine beiden leiblichen Geschwister”, ergänzte Mary.
    Stimmte das wirklich? Rand zog scharf die Luft ein. Bisher hatte er nichts weiter als ein paar vage Erinnerungen an sie und einen Brief, der ihm in steifer Juristensprache mitteilte, dass Seth und Lizzie noch am Leben seien.
    Mary schien seine Gedanken zu erahnen. “Du musst dich mit diesem Rechtsanwalt in Wolf River in Verbindung setzen. Sprich wenigstens mit ihm.”
    “Ich werde darüber nachdenken.”
    “Das solltest du.” Sie nickte. “Und was ist mit Grace?”
    Rand sah seine Mutter verständnislos an. “Was soll mit ihr sein?”, fragte er zurück.
    “Willst du ihr bei dieser Sache mit den Mustangs nicht helfen?”
    “Ein hoffnungsloser Fall”, erwiderte er knapp.
    Mary blickte ihm fest in die Augen. “Die hoffnungslosen Fälle sind es, die unsere Hilfe am nötigsten haben.” Mit diesen Worten wandte sie sich zum Gehen. Auf halbem Weg zum Scheunentor blieb sie noch einmal stehen. “Rand?”, rief sie leise, ohne sich umzudrehen.
    “Ja, Mom?”
    “Danke für den Fernseher.”
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    “Und noch was …”
    “Was denn?”
    “Ich hab dich sehr lieb, mein Junge.”
    Bevor er antworten konnte, war sie draußen. Rand blieb einen Augenblick gedankenverloren stehen. Dann ging er zum Sägebock, schenkte sich einen zweiten Whiskey ein und holte den Brief aus der Tasche. Er faltete ihn auseinander und las noch einmal Wort für Wort den Text, den er schon auswendig kannte.
    “Dann müssen wir es eben ohne ihn versuchen, Tom.” Unruhig ging Grace mit dem Telefon in der Hand in ihrem Motelzimmer auf und ab. Sie hatte schlecht geschlafen und wartete auf den Kaffee, den sie bei der Rezeption bestellt hatte. “Ich besorge die Ausrüstung. In zwei Tagen treffen wir uns am Eingang des Canyons.”
    Sie hörte eine Weile zu. Ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung schien nicht überzeugt zu sein. Aber das hatten sie doch schon ein Dutzend Mal durchgekaut.
    “Meine Güte, Tom”, unterbrach sie ihn ungeduldig. “Gib doch nicht so viel auf das, was erzählt wird. Sloan ist sicher sehr gut, aber er ist auch kein Übermensch.”
    Ausgerechnet ich muss das sagen, ging es Grace durch den Kopf. Während Tom langatmig seine Einwände vortrug, dachte sie an die Nacht, die sie gerade hinter sich hatte. Bis in ihre Träume hinein hatte Rand Sloan sie verfolgt. Und was für Träume! Allein bei der Erinnerung daran wurde ihr heiß, und ihr Atem flog. Dieser Mann musste sie verhext haben. Und da stellte sie sich hin und verkündete, Rand Sloan sei kein Übermensch, sondern wie jeder andere auch.
    Grace versuchte, sich wieder auf das Telefongespräch zu konzentrieren. “Tom, wir schaffen das”, erklärte sie entschieden, “auch ohne ihn. Ich weiß es.”
    Sie fuhr sich mit der Hand durch ihre wilden, noch von der Nacht zerwühlten Locken. Dabei fiel ihr Blick auf die Armbanduhr. Es war schon nach zehn. Sie hatte verschlafen und war noch immer nicht fertig angezogen, trug nur ein dünnes T-Shirt und Shorts. Dabei wollte sie bis zwölf die Ausrüstung und Vorräte besorgt haben und auf dem Weg zum Black River Canyon sein.
    “Hör zu, Tom.” Sie versuchte noch einmal, ihren Mitstreiter auf das Gelingen des
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