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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken
Autoren: Barbara McCauley
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bei einer Springflut steigt das Wasser im Canyon in kürzester Zeit. Aber auch wenn es trocken bleibt, ist es für die Pferde verhängnisvoll. Sie finden nicht genügend Futter in den Schluchten, und es besteht die Gefahr, dass sie verhungern, wenn sie nicht herausfinden.”
    “Und Sie wollen jetzt in diesen Canyon, auf die Gefahr hin, selbst zu ersaufen – wegen ein paar Pferden, von denen Sie nicht einmal sicher sind, ob sie überhaupt noch leben? Um wie viele Tiere geht es überhaupt?”
    “Ich weiß es nicht genau – fünf, vielleicht sechs?”
    “Sechs?” Rand richtete sich kerzengerade auf. “Sie wollen Ihr Leben riskieren für fünf, vielleicht sechs Pferde?”
    “Wenn sie überhaupt noch leben, haben sie ohne uns kaum eine Chance, da herauszukommen.” Grace zuckte die Achseln. “Ich muss es wenigstens versuchen. Aber Sie sind nicht der Erste, der mich deshalb für verrückt erklärt.”
    “Weil Sie verrückt sind!”
    Sie sah ihm direkt ins Gesicht. “Unsinn! Sie und ich, wir könnten sie da herausholen. Wenn jemand das schafft, sind Sie es. Ich habe noch zwei Helfer, erstklassige Männer, die nur auf meinen Anruf warten. Sie sind sofort dabei, wenn Sie mitmachen.”
    “Warum akzeptieren Sie die Dinge nicht, wie sie sind? Das Leben in der Wildnis ist manchmal grausam. Die Natur gibt und nimmt. Haben wir das Recht, da einzugreifen?”
    Grace schüttelte unwillig den Kopf. Tiefe Enttäuschung erfasste sie. Sie war sich jedoch nicht sicher, ob sie enttäuscht war, weil sie den Tieren nun nicht würde helfen können, oder weil er es überhaupt nicht für nötig hielt, ihnen zu helfen. Doch wie auch immer, sie konnte auf ihn nicht zählen. In einem Punkt hatte er allerdings recht. Ihre Fahrt hierher war vergeudete Zeit.
    Ihr war zum Heulen zumute. Aber das musste sie auf später verschieben, wenn sie allein in ihrem Hotelzimmer war. So zwang sie sich zu einem Lächeln und stand auf. “Na schön. Ich habe es zumindest versucht. Jetzt gehe ich hinein und verabschiede mich. Dann sind Sie mich auch wieder los.”
    Rand folgte ihr ins Haus. Im Wohnzimmer saß Mary vor ihrem neuen Fernseher und amüsierte sich über die Wiederholung einer alten Folge von
Frasier
. Sam und Matt saßen bei ihr und strahlten über das ganze Gesicht, weil ihr Geschenk so gut angekommen war. Alle standen auf, als Grace sich nun verabschiedete. Sam und Matt wünschten ihr eine gute Heimfahrt und nutzten ein letztes Mal die Gelegenheit, um noch ein wenig mit ihr zu flirten. Grace überraschte Mary damit, dass sie sie zum Abschied umarmte.
    “Ich begleite Sie noch zum Wagen”, sagte Rand, als Grace auch ihm die Hand reichte.
    Sie wollte widersprechen, aber da hielt er ihr schon die Tür auf. Sie wusste nicht recht, ob er sie nicht schnell genug loswerden konnte oder ob er noch einen Augenblick länger mit ihr zusammen sein wollte.
    Auf der Veranda machte sie einen zweiten Versuch, sich zu verabschieden: “Es ist wirklich nicht nötig …”
    “Ich sagte doch, ich bringe Sie zum Wagen.” Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie die Stufen der Veranda hinunter.
    Die Wärme seiner Hand sandte ihr einen erregenden Schauer über die Haut. Rand war nicht der erste Mann, der anziehend auf sie wirkte. Aber derart stark hatte sie auf eine unverfängliche Berührung noch nie reagiert. Sie empfand dabei ein solches Verlangen, als habe Rand sie viel intimer berührt. Ein Verlangen, das sofort befriedigt werden wollte.
    Er öffnete ihr die Wagentür, hielt dann aber inne. Unschlüssig sah er sie an.
    “Was ich Ihnen noch sagen wollte”, begann er zögernd, “Sie waren so nett zu meiner Mutter. Ich finde das großartig von Ihnen. Sie hätte mehr davon in ihrem Leben verdient, denn sie hat es, weiß Gott, nicht leicht gehabt.”
    Du bestimmt auch nicht, dachte Grace. “Sie ist eine fabelhafte Frau, und ich bin sehr froh, sie kennengelernt zu haben. Wenn ich sie ausfindig machen kann, besuche ich sie, wenn ich mal nach Las Vegas komme.”
    Ein Leuchten trat in Rands Augen. Aber immer noch rührte er sich nicht von der Stelle.
    “Also”, sagte sie verlegen, “noch mal vielen Dank.”
    Rand schien gar nicht zu bemerken, dass sie ihm die Hand hinstreckte. Stattdessen starrte er sie an und wirkte ganz in ihren Anblick versunken. Erneut rann ihr ein Schauer über die Haut. Im nächsten Moment straffte Rand sich, drehte sich wortlos um und ließ sie einfach stehen.
    Ratlos sah sie ihm nach und hätte dann fast laut losgelacht.
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