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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken
Autoren: Barbara McCauley
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einmischte. Die meiste Zeit saß er jedoch schweigend dabei und wirkte in Gedanken versunken.
    Als Mary schließlich den Tisch abzuräumen begann, verschwanden Matt und Sam nach draußen auf die Veranda. Grace wollte aufstehen, um in der Küche zu helfen, aber Rand hielt sie zurück. Wenige Augenblicke später schleppten die beiden Brüder einen großen Gegenstand herein, der mit einer Wolldecke zugedeckt war. Mary kam aus der Küche zurück und fragte, was das zu bedeuten habe. Aber anstatt eine Antwort zu geben, führten die zwei sie zu ihrem Sessel und drückten sie hinein. Dann trugen sie das geheimnisvoll eingehüllte Etwas heran und stellten es vor ihren Füßen ab. Sie warteten noch ein bisschen, um die Spannung zu steigern, bevor sie nun die Decke wegzogen. Ein großer, nagelneuer Farbfernseher kam zum Vorschein.
    “Alles Gute zu deinem Geburtstag”, sagte Sam ernst.
    Mary starrte auf das Gerät. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ohne ein Wort zu sagen, eilte sie aus dem Zimmer. Sam und Matt sahen sich grinsend an. Noch einer in der Familie, der seine Gefühle nicht gern zeigt, ging es Grace durch den Kopf.
    “Komm, Sam, wir schließen ihn an”, sagte Matt, und sie brachten den Fernseher in eine Ecke des Wohnzimmers und stellten ihn dort auf einen niedrigen Tisch.
    “Ihre Mutter hat heute Geburtstag?”, fragte Grace und sah Rand erstaunt an.
    “So eine Art Geburtstag, ja.” Nach einem kurzen Blick zur Tür, durch die Mary verschwunden war, fuhr er fort: “Würde es Ihnen etwas ausmachen, mal nach ihr zu sehen? Ich glaube, es wäre das Beste, wenn Sie das tun.”
    Grace wusste nicht, was er damit meinte, war aber gern bereit, Mary Gesellschaft zu leisten und sich zu ihr zu setzen. Unschlüssig blickte sie auf den halb abgeräumten Esstisch. Aber Rand nahm sie sanft beim Arm und führte sie in die Richtung der Verandatür.
    “Keine Sorge. Um den Abwasch kümmern wir uns schon”, sagte er.
    Es war das zweite Mal, dass sie die Berührung und Wärme seiner großen, kräftigen Hand spürte und dass ihr ganzer Körper darauf reagierte, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Sie wollte noch etwas sagen, doch da stand sie schon draußen, und Rand zog leise die Tür hinter ihr zu.
    Nur das Licht aus dem Haus fiel auf die Veranda. Mary saß in der Hollywoodschaukel und starrte hinaus in die Nacht. Grace zögerte, näher zu treten. Sie wusste nicht, ob sie störte.
    “Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir”, forderte Mary sie auf.
    Eine Weile saßen sie dann beisammen, schwiegen und lauschten dem tausendstimmigen Zirpen der Grillen und dem leisen Quietschen der Schaukel. Von drinnen drangen gedämpft die Stimmen der Männer zu ihnen. Es war ein schöner, warmer Abend.
    “Rand meint es nicht böse”, sagte Mary schließlich in die Stille. “Aber er hat es nicht leicht im Augenblick.”
    “Meinen Sie wegen seines Vaters?”
    “Nein, bestimmt nicht. Mein verstorbener Mann und er hatten nicht das beste Verhältnis zueinander.” Mary seufzte. “Aber das war es nicht, was ich Ihnen sagen wollte. Ich habe bemerkt, wie Rand Sie angesehen hat. Ich glaube, er mag Sie ziemlich gern. Und, wenn ich das so offen sagen darf, ich finde, er könnte eine Frau wie Sie gut gebrauchen.”
    Grace schüttelte den Kopf. “Mrs Sloan …”
    “Mary.”
    “Mary, Rand hat mich mit meiner Bitte ziemlich abblitzen lassen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er irgendjemanden braucht …”
    “Ich kenne ihn besser, glauben Sie mir.” Mary lachte leise. “Manchmal vielleicht sogar besser, als er sich selber kennt.” Sie nahm Grace’ Hand und drückte sie leicht. “Jedenfalls hat es auch mir gut getan, dass Sie noch geblieben sind. Es ist schön, mal wieder mit einer Frau sprechen zu können.”
    Von drinnen hörte man die Übertragung eines Baseballspiels, und Mary richtete sich auf. “Ich sollte jetzt hineingehen und endlich mein Geschenk gebührend bewundern. Es ist so lieb von den Jungs. Und ich möchte sie nicht enttäuschen.”
    “Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich noch ein wenig hier draußen bleibe?”, fragte Grace. “Es ist ein so schöner Abend, und es ist lange her, dass ich einen solchen Nachthimmel und solche Ruhe erlebe. In der Stadt erlebt man so etwas nicht mehr.”
    “Lassen Sie sich Zeit, so viel Sie wollen. Ich sorge dafür, dass noch ein Stück Kuchen für Sie übrig bleibt.”
    “Oh, das wird bestimmt nicht einfach”, sagte Grace.
    Mary erwiderte ihr Lächeln und ging ins
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