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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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suchte seine Hand, nahm sie in ihre. » Ionnis der Verräter ist gestorben, erschlagen vom rechtmäßigen Voivoden«, sagte sie. » Dein Name ist für alle Welt tot, und sie werden beginnen, ihn zu vergessen. Aber das bist nicht du. Ich weiß, wer du wirklich bist, und bin mir sicher, Natiole wird es auch nicht vergessen. Wenn genügend Zeit vergangen ist, wird er uns mit Freuden besuchen.«
    Ionnis schwieg. Artaynis konnte die widerstreitenden Gefühle in seinem Gesicht lesen.
    » Bis dahin können wir in Colchas leben«, fuhr sie fort. » Dort weiß niemand, was geschehen ist. Unser gemeinsames Leben im Imperium, direkt im Herzen des Reiches. Hatten wir uns das nicht immer gewünscht? Weißt du nicht mehr, wie wir uns ausgemalt haben, wie wir dort leben würden?«
    Er nickte schwach.
    » Du und ich und …« Sie legte ihrer beider Hände auf ihren Bauch.
    Ionnis schloss die Augen und umklammerte ihre Finger. » Ich habe Angst, dass unser Kind für immer mit diesem Erbe leben muss«, flüsterte er.
    » Dieses Erbe wird bedeutungslos sein«, gab Artaynis mit aller Überzeugung zurück, die sie aufbringen konnte. » Natiole wird bald eine eigene Familie gründen. Und sobald er das getan hat, ist unser Kind im Spiel um die Macht in Wlachkis nicht mehr wichtig.«
    » Dann sind es wirklich nur noch wir drei«, meinte Ionnis leise.
    » Und mein Vater natürlich«, fuhr Artaynis fort, um einen heitereren Tonfall bemüht. » Er wird dir das Leben zur Hölle machen. Ständig bei uns sein, seine hunderttausend Weisheiten von sich geben, Anekdoten erzählen, die wir schon zwanzigmal gehört haben.«
    » Ich mag deinen Vater.« Ionnis lächelte leicht. Es war das erste Mal, seit sie das Land zwischen den Bergen verlassen hatten.
    Artaynis schmiegte sich an ihn. Die Ereignisse würden noch lange auf ihm lasten, das wusste sie. Vielleicht würde er sich nie vollständig von ihnen erholen, nie wieder jene Unbekümmertheit zurückerlangen, die ihn einst ausgemacht hatte. Aber er war immer noch Ionnis, immer noch der Mann, den sie liebte. Und sie würde alles dafür tun, dass er seinen Schmerz, wenn schon nicht vergessen, so doch überwinden konnte.
    Sein Arm legte sich um ihre Schulter.
    Unvermittelt hielt die Kutsche an. Draußen waren Stimmen zu hören. Artaynis gähnte. Ein Grenzposten vielleicht oder Wegegeld. Sie war müde und hoffte, dass sie bald einen Gasthof erreichen würden.
    » Herrin?«
    Der Kutscher stand an dem kleinen Fenster. Artaynis runzelte die Stirn und richtete sich auf.
    » Ja?«
    » Da war ein Bote, Herrin. Er hat mir etwas für Euch gegeben.«
    Erstaunt löste sich Artaynis von Ionnis und schob den Vorhang zur Seite. Sie waren mitten im Nirgendwo, umgeben von Feldern, dazwischen einige einsame Bauernhöfe, aber weit und breit keine Siedlung. » Ein Bote? Hier?«
    » Er ist uns auf einem Pferd gefolgt, Herrin. Ich soll Euch das hier geben.«
    Der Kutscher war offenbar genauso verwirrt wie sie selbst. Sein Schnurrbart zuckte, als er ihr einen kleinen, in weiches Leder eingewickelten Gegenstand reichte.
    » Woher kam er? Von wem ist das?«
    Das Zucken wurde heftiger. » Das hat er nicht gesagt. Er reitet schon zurück, Herrin.«
    Artaynis schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte sie den Kutscher gefragt, ob er oft mysteriöse Botschaften mitten auf der Straße empfing, aber sie hielt sich zurück und dankte ihm nur. Er sprang wieder auf den Kutschbock und trieb die Pferde an.
    Während sich die Kutsche erneut in Bewegung setzte, wickelte Artaynis den Gegenstand aus.
    Es war eine kleine Statue aus Silber. Sie stellte einen Zwerg in Rüstung dar, der einen Schild hielt und eine Axt hoch über den Kopf hob. Obwohl die obere Hälfte seines Gesichts von einem Helm bedeckt war, glaubte sie, sein Gesicht zu erkennen, und lächelte.

63
    V iele Trolle waren es nicht, die sich in der kleinen Höhle versammelt hatten. Kerr ließ seinen Blick schweifen. Die meisten von ihnen kannte er, sein Stamm bildete gemeinsam mit Rasks Trollen den größten Teil, aber es waren auch neue Gesichter darunter. Trolle, die ihren eigenen Stamm verloren hatten, einzelne oder in kleinen Gruppen. Sie alle sahen sich erwartungsvoll um, redeten miteinander, bauten sich knurrend voreinander auf, um sich Respekt zu verschaffen, und nahmen voneinander Witterung auf. Kerr reihte sich in ihre Mitte ein, verteilte freundschaftliche Rippenstöße und nahm seinen Platz unter ihnen ein, genoss es, Troll inmitten von Trollen zu sein.
    Aus dem Gang, der
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