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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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für mich«, begann Natiole, als der Jubel langsam verstummte.
    » Aber sicher«, rief Radu dazwischen und grinste anzüglich. Einige der Gäste verzogen missbilligend das Gesicht, doch die meisten kicherten. Auch Natiole musste schmunzeln, ehe er sich wieder fasste.
    » Wir haben viel durchleiden müssen. Wir haben so vieles und, schlimmer noch, so viele verloren. Ein niedergebranntes Haus kann man neu bauen, verwüstete Äcker neu bestellen, aber jene, die auf den Dunklen Pfaden wandeln, sind für immer fort.«
    Stille breitete sich aus, als sich die Schwere seiner Worte auf die Anwesenden legte. Niemand hier war ungeschoren aus dem Krieg gekommen; jeder Mann und jede Frau hatten Verluste erlitten. Und sie erinnerten sich an jene, die gestorben waren.
    » Die Wunden im Land werden heilen. Auch die Wunden in unseren Herzen werden heilen, aber wir wollen niemals jene vergessen, deren Opfer uns erlaubt, diesen Tag zu feiern. Wlachaken, Masriden, Szarken, Trolle – es zählt nicht, als was wir geboren wurden, sondern einzig und allein, was wir in uns tragen.«
    Natiole legte die Hand auf sein Herz. » Für mich ist dieser Tag ein Neubeginn. Und ich hoffe, dass er es auch für Wlachkis sein kann. Wir werden unser Land wieder aufbauen, so wie wir Wlachaken es stets wieder aufgebaut haben. Wir werden jenen trotzen, die es uns stehlen wollen, egal, ob es Menschen oder Bestien sein mögen. Die Geister sehen unsere Taten, und sie sehen, dass wir sie ehren. Zeigen wir ihnen, dass wir nicht gebrochen wurden. Lasst uns feiern, lasst uns fröhlich sein, lasst uns Geschichten von jenen erzählen, die heute nicht mehr bei uns sein können!«
    Radu hob einen Becher Wein. » Auf Natiole! Auf Camila! Auf Wlachkis!«
    Viele fielen in den Trinkspruch ein, es wurde gejubelt, und dann fand sich Natiole in einer Traube von Menschen wieder, die ihm gratulierten.
    Schließlich ergriff Natiole Camilas Hand, und gemeinsam führten sie den Zug der Gäste an, führten sie zurück nach Teremi und auf die Burg. Es war ein warmer, freundlicher Herbsttag, und die abgeernteten Felder und die Bäume um sie herum strahlten in Gold und Rot.
    Während sie gemächlich den Gästen voranschritten und endlich die Stadtmauer erreichten, konnte Natiole nicht anders, als darüber nachzugrübeln, welche Verwüstungen der Krieg angerichtet hatte. Der Bürgerkrieg hatte tiefe Gräben zwischen Freunden und Familien gezogen. Camila und er hatten beschlossen, Ionnis’ verbliebene Truppen nach ihrem Sieg einfach nach Hause zu schicken, ohne die Überlebenden zur Rechenschaft zu ziehen. Natiole wollte nicht den Keim zu neuem Hass im Land legen, doch würde es dauern, bis das Misstrauen vergessen sein würde.
    Zugleich sah er, wie viel sie im Zuge ihrer Bemühungen, Teremi wiederaufzubauen, bereits erreicht hatten. Die harte Arbeit in der Stadt steckte ihm noch in den Knochen. Sein Vater hatte einst, nachdem Zorpad besiegt war, mit den eigenen Händen beim Wiederaufbau geholfen, und Natiole empfand es als seine Pflicht, S ten cal Dabrân darin zu folgen.
    Er konnte nicht ungeschehen machen, was den Menschen in Wlachkis widerfahren war, aber die Geister sollten ihn verdammen, wenn er nicht alles in seiner Macht Stehende tun würde, um ihnen zu helfen. Und dabei würde er sich nie wieder in Fragen des Zeremoniells und der Etikette verlieren, das war für immer vorbei. Mit Camila an seiner Seite begann eine neue Zeit.
    Für einen kurzen Moment wanderten seine Gedanken zu all jenen, die an diesem Tag nicht bei ihnen sein konnten – zu seinen Eltern und seinem Bruder, zu Artaynis und zu Kerr und den Trollstämmen. Er wünschte den Lebenden von Herzen alles Gute und den Toten, dass sie ihren Frieden finden mochten.
    In der Burg wurde noch das Festmahl vorbereitet, und Natiole und Camila wanderten im großen Saal von einer Gruppe von Gästen zur nächsten, um sich die Glückwünsche jeder einzelnen anzuhören. Gesichter zogen an ihm vorbei. Er versuchte, jedem zu antworten, aber es wurde zu viel, und so lächelte und nickte er bald nur noch.
    Irgendwann standen sie mit einer kleinen Gruppe Masriden zusammen, und Sciloi trat mit einem Lächeln auf Natiole zu. » Die besten Wünsche von Marczeg Ana, Voivode.«
    » Richtet ihr bitte meinen tief empfundenen Dank aus, und teilt ihr mit, dass sie jederzeit auf unsere Unterstützung zählen kann, falls sie uns benötigt.«
    Sciloi neigte das Haupt. » Ich bin sicher, dass Eure Worte sie erfreuen werden und sie auf das
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