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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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sie noch einmal fest. » Sag Vreka … und später dem Jungen …«
    Er fand keine Worte.
    » Ich werde es ihr sagen«, versprach sie, und dann war sie fort und Rask allein.
    Er sah die Wand an, aus der das Wasser nun bereits hervorsprudelte. Seine Wunden machten ihn so müde, wie es sonst nur die Sonne in der Zwergenhöhle getan hatte, und beinahe wäre er eingeschlafen, aber er riss sich noch einmal von der letzten Dunkelheit los.
    » Du denkst, du bist stärker als wir?«
    Er schlug mit der Faust gegen die Wand. Stein splitterte ab, mehr Wasser floss ihm entgegen. Seine Knöchel bluteten.
    » Du willst Trolle töten?«
    Er spuckte auf den Boden, Blut, das sofort vom Wasser davongetragen wurde. Er richtete sich auf. Die Schmerzen waren nicht mehr wichtig. Sein Zorn war alles, was zählte.
    » Nein, du Bastard. Hörst du mich, du schuppenbewehrtes Mistvieh? Wir Trolle haben keine Angst vor einem Balaur! Wir töten dich!«
    Er warf sich mit aller Gewalt gegen die Wand. Seine Knochen brachen, aber ebenso der Stein. Ein Ruck ging durch die Welt, der Fluss presste mit aller Macht gegen den Fels.
    Einen endlosen Augenblick lang hing alles in der Schwebe. Dann barst der Stein mit einem Knirschen, das klang, als ob die Welt selbst einen letzten Schrei ausstieße, und die Macht des Wassers brach sich Bahn, riss Rask mit sich.
    Der Magy, der größte Strom des Landes zwischen den Bergen, ergoss sich in die Gebeine der Welt. Rask ergab sich der Dunkelheit. Sein letzter Gedanke war Trauer darüber, dass sein Stamm sein Fleisch nicht essen würde.
    Die Fluten stürzten in die Höhle hinab, rissen alles mit urtümlicher Gewalt mit sich. Nichts konnte ihnen widerstehen, nicht Fels, nicht Stein – und selbst der Drache nicht.
    Das Wasser spülte die Spuren der Schlacht davon und nahm alles mit in die ungeahnten Tiefen der Welt.

61
    A ls er gemeinsam mit Camila unter dem uralten Baum kniete, kam es Natiole unglaublich vor, dass sie beide tatsächlich hier waren. Über sich in den Ästen und Zweigen sah er die Tücher und Bänder, mit denen der Baum seit vielen Jahren geehrt worden war, immer wieder, sodass es fast schien, als sei er extra für das heutige Fest geschmückt worden.
    Ich danke Euch Geistern, dass Ihr sie nicht auf die Dunklen Pfade mitgenommen habt, dachte Natiole, während er seine Braut betrachtete. Nach der Schlacht hatten sich die Sonnenpriester um die junge Geistseherin gekümmert, und Natiole war kaum von ihrer Seite gewichen, bis klar war, dass sie sich von ihren Verletzungen erholen würde.
    Jetzt war von ihrer Verwundung nichts mehr zu merken. Camila trug ein schlichtes grünes Kleid, das Hals und Rücken frei ließ, und ihr langes kastanienbraunes Haar, in das Blumen geflochten waren, fiel ihr offen bis zur Hüfte.
    Maniu, ein alter Geistseher aus Doleorman, hielt die schlichte Zeremonie ab. Natiole wusste, dass es Camila schmerzte, dass Adan nicht bei ihnen sein konnte, um das Ritual zu vollziehen, aber von den Geistsehern, die in Starig Jazek geblieben waren, hatte niemand überlebt.
    » Und so vereine ich Euch, Natiole cal Sare s , und Euch, Camila, in diesem Bund«, beendete Maniu den Ritus. » Mögen die Geister und das Land Euch segnen, und möge Euer Bund ein Segen für das Land sein.«
    Als Natiole sich vorbeugte und Camila küsste, waren alle Schmerzen und Sorgen vergessen. Er verlor sich in diesem Augenblick, den er so lange herbeigesehnt hatte.
    Erst, als er die Jubelrufe der versammelten Menge hörte, lösten sich ihre Lippen voneinander. Sie sah ihn an, und er hätte seinen Blick am liebsten niemals abgewendet. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und er erwiderte es.
    » Du musst jetzt etwas sagen«, flüsterte sie.
    » Ich will dich aber nur ansehen«, protestierte Natiole leise.
    » Ich fürchte, das wird noch warten müssen.«
    Natiole erhob sich und wandte sich der Menge zu. Die Gäste der Hochzeitszeremonie hatten einen Halbkreis um den alten Baum gebildet. Als Natiole Camilas Hand nahm, klatschten alle noch lauter. Menschen riefen ihnen Glückwünsche zu, einige warfen Hände voll Blumenblätter in die Luft, ein Jauchzen ging durch die Menge.
    Im Zentrum der Gäste stand Radu mit einigen Mitgliedern des Rats, daneben Sciloi, die Marczeg Ana vertrat. Die Herrin von Ardoly hatte noch mit den letzten Resten des Aufstands gegen sie zu kämpfen und nur ihre Beraterin mit Glückwünschen gesandt. Phryges, der neben Sciloi stand, nickte Natiole würdevoll zu.
    » Dies ist ein besonderer Tag
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