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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition)
Autoren: Horst Evers
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zu Lanner. «Dass dadurch noch einmal frischer Wind in die Mordermittlungen gekommen ist, war nur eine willkommene Zugabe.»
    Stolz, aufrecht, mit sich und der Welt im Reinen, stand die alte Frau in der Mitte des Raums. Sie wäre nun wahrscheinlich auch bereit gewesen, vom Henker zum Schafott geführt zu werden.
    Lanner stand auf, trat vor sie und faltete seine Hände im Rücken. «Frau Matthes, haben Sie Erwin Machallik das Gift eingeflößt?»
    Sie blickte ihn verblüfft an. «Nein, selbstverständlich nicht. Er hat es selbst, zusammen mit dem Kamillentee und den Schnittchen, nach der Party zu sich genommen.»
    Der Hauptkommissar nickte bedächtig und ließ seinen Blick langsam über die Versammelten wandern. «Wenn das alles so ist, denke ich, handelt es sich im Fall Erwin Machallik eindeutig um Selbstmord. Vielleicht sollte man die Ermittlungsakte auch einfach geschlossen halten. Weil es ein ‹Unfall› war.» Er machte eine Pause. «Ja, ich denke, das wäre das Beste. Carola Markowitz und ich werden uns in Kürze an den abschließenden Bericht setzen.»
    Niemand sprach ein Wort. Lanner war klar, es würde keiner Seele helfen, diesen Fall weiterzuverfolgen. Im Gegenteil. Und ihm selbst würde die Sache so, wie er sie jetzt aufgeklärt hatte, sicher mehr nutzen als schaden. In Kürze würden sicher auch andere erfahren, wie klug und diskret er die Angelegenheit gehandhabt hatte. Dies konnte für ihn in Zukunft fraglos wertvoller sein als die Verurteilung von irgendjemand. Er würde die Verbrecher jagen, die er auch kriegen konnte, und womöglich würde er sogar Leute kriegen können, die damit nie und nimmer rechneten.
    Toni erhob sich als Erster. «Wenn wir hier so weit fertig sind – zehn Millionen Ratten warten auf mich.»
    Lanner wandte sich an Georg Wolters: «Natürlich. Georg, du kannst dann die Bunkertür wieder öffnen.»
    «Klar.» Georg quälte sich aus der tiefen Sitzmulde des Sofas hoch. «Gib mir doch noch mal die Bedienungsanleitung.»
    Lanners Gesichtszüge entgleisten. Sein alter Schulfeind erwiderte den Blick nicht minder verängstigt. «Willst du damit sagen, du hast die Anleitung für die Öffnungsprozedur draußen liegenlassen?»
    «Ich dachte, du würdest sie mitnehmen!»
    «Warum sollte ich?»
    «Damit wir hier wieder rauskommen!?»
    Alle Blicke richteten sich jetzt auf Frau Matthes. Die wehrte sofort ab. «Gucken Sie mich nicht so an. Ich habe diese Tür noch nie geöffnet.»
    Zwei oder drei Minuten herrschte völlige Stille im Raum. Entsetzen und Ratlosigkeit machten sich breit. Manfred Kolbe war es, der das lähmende Schweigen schließlich brach. «Na, falls nicht einer der Anwesenden zufällig Koreanisch kann, muss jetzt wohl doch noch Otto Stark, der weiche Keks, ran. Ich hoffe mal nur, die haben den Fernsehturm schon fertig beschriftet.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Epilog
    Zwei Tage später

    Georg Wolters war ein wenig überrascht gewesen, als sich Lanner zum Wahlabend angekündigt hatte. Er wusste eigentlich, dass Georg um halb acht mit Sabine Kreutzer verabredet war. Schon bei den ersten Hochrechnungen zeichnete sich ein klarer Sieg für Koppelberg ab, womöglich würde seine Partei sogar allein regieren können. Georg erhob das Glas. «Das verdankt der praktisch Toni Karhan und uns.»
    Lanner nickte, sagte aber nichts.
    Georg versuchte, ihn zu trösten. «Tut mir leid, mit dem Machallik-Fall.»
    «Warum?»
    «Na, du wolltest damit doch reüssieren. Dein großer Fall. Und jetzt hast du ihn gelöst, und kaum jemand nimmt Notiz davon, weil alle nur vom Alexa, der U2, dem russischen Staatspräsidenten, der Berliner Wahl und dem Verkehrschaos reden. Und vor allem, weil es dann ja doch quasi ein Unfall war. Also jedenfalls pro forma.»
    Lanner lächelte. «Ach, das ist schon okay, zumindest im Revier hab ich einen anderen Stand. Und du?»
    Georg strahlte. «Alles super! Toni hat mir eine ziemlich gute Stelle in der Firma angeboten, das Kochen für Frau Adler und Ralf fällt sowieso demnächst weg. Ich hab tatsächlich Angebote von Verlagen für meine Geschichte bekommen – und das Allerbeste: Ich hatte schon zweimal Sex an diesem Wochenende! Und das ist noch nicht mal vorbei.»
    «Glückwunsch. Und, nimmst du Tonis Angebot an?»
    «Weiß noch nicht. Vielleicht mach ich mich auch als Privatdetektiv selbständig. Ich glaube, ich hab da echt Talent. Und außerdem ziemlich gute Connections zur Berliner Polizei.» Georg lachte. «Aber du bist doch nicht gekommen, weil du über meine Zukunft
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