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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition)
Autoren: Horst Evers
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Weltmeistermannschaft von 1954 zu benennen.»
    Breissing verschränkte die Arme. «Oh, unser niedersächsischer Geflügelkommissar hört die Berliner Hennen gackern. Da würde er wohl auf eine der sagenumwobenen Berliner Legenden reingefallen sein.»
    Er lachte bemüht, aber Georg Wolters fuhr ihm in die Parade. «Frau Matthes hat Sie bereits früher für verdächtig gehalten, und als ich dann so lange hier in diesem Bunker eingesperrt war, habe ich mir aus Langeweile die DVD im Player dort angesehen. Machallik kündigt darauf die Rattenplage an und brüstet sich, mit nicht wenigen Frauen einflussreicher Männer mehr als nur freundschaftliche Beziehungen gehabt zu haben. Ihre Frau Birte war auch dabei. Als mir das wieder einfiel, habe ich sofort Herrn Lanner angerufen, aber der hatte gerade wenig Zeit, stand an einer Pforte oder so. Hat sich nur schnell bedankt.»
    Breissings Augen funkelten vor Wut. «Dass Sie diese vertraulichen Dinge hier in mittelgroßer Öffentlichkeit ausbreiten, wird Ihnen und dem Herrn Lanner noch mal ziemlich übel aufgestoßen sein. Das versprech ich Ihnen. Diese ganzen Dinge gehen nur mich und meine Frau etwas an.»
    Lanner tat, als hätte er den Ausbruch seines höchsten Vorgesetzten gar nicht bemerkt. Er konnte selbst kaum fassen, wie wenig Angst er verspürte, obwohl er gerade mit seiner Karriere auf einer Rasierklinge surfte. «Ich habe mich immer gefragt», Lanner baute sich jetzt direkt vor Breissing auf, «warum Sie die Ermittlungen so schnell und hastig abschließen wollten. Wen Sie schützen wollten. Wer Sie derart unter Druck setzen konnte oder wem Sie als Polizeipräsident noch einen so gewaltigen Gefallen schuldeten. Es gibt da ja verschiedene Möglichkeiten.»
    Lanner sah kurz zu Carola Markowitz. Fraglos dachte sie an ihren verschwundenen Vater. Dann wandte er sich wieder an Breissing. «Vor wenigen Stunden wurde es mir schlagartig klar. Niemand setzt Sie unter Druck. Sie schützen sich selbst – oder Ihre Frau. In dem Fall wäre die Mörderin doch nicht hier in diesem Raum. Ich denke, wenn ich nur eine Stunde allein mit Ihrer Frau im Verhörraum hätte, ließe sich so manches herausfinden.»
    Breissing schnellte vor und rammte ihm den Unterarm gegen die Brust. «Was fällt Ihnen ein? Unterstehen Sie sich!»
    Lanner wankte, hielt sich aber gerade. «Wollen Sie Ihrer Frau und Ihren Kindern das nicht lieber ersparen?» Breissing schaute zur Tür, wäre wohl gern einfach gegangen, aber angesichts der Aussichtslosigkeit dieses Verlangens holte er aus und schlug mit der Faust auf die Sofalehne. Direkt neben Kolbe krachte sie mit voller Wucht auf das Holzgerüst unter dem Polster. Der Spurensicherer blickte stumm vor Schreck in den Raum, als wäre er gerade mit knapper Not dem Tode entronnen. Auf Breissing selbst wirkte sein Ausbruch ganz anders: Der Schlag löste mit einem Mal seine extreme Körperspannung. Traurig, plötzlich wie um Jahrzehnte gealtert, sank er auf die Lehne neben den sich sichtlich unwohl fühlenden Kolbe.
    «Birte hatte es mir schon vor Jahren erzählt. Ich wusste alles. Zwischen uns war die Sache geklärt. Bernhard ist mein Sohn, und damit basta. Ich liebe den Jungen und er mich auch. Ihm kam nie der geringste Zweifel. Alles war gut. Wen interessiert schon irgendein Körpersaft, der irgendwann, irgendwo, irgendwie geflossen ist. Vater wird man nicht in einer Nacht. Vaterwerden, das dauert Jahre. Ich hatte diese Jahre mit Bernhard, und nichts stand zwischen uns. Und dann kommt dieser Schwachkopf Machallik plötzlich zu Birte und sagt, er will mit seinem Sohn reden. Es sei wichtig, er wolle ihm alles erklären. Birte ist durchgedreht. Auf der Party hat sie ihn zur Rede gestellt. Ihn angefleht, er solle unser Kind in Ruhe lassen. Er hat nur gelacht. Da ist wohl etwas bei ihr ausgeklinkt. Kurz darauf wollte sie unbedingt nach Hause. Erst am nächsten Morgen, als die Meldung von Machalliks Tod kam, hat sie es mir gestanden. Sie hat ihm das Gift in seinen Wodka geschüttet.»
    Breissing hielt sich die Hände vor die Augen. Lanner versuchte, hindurchzusehen. «Hat sie wirklich gesagt: Wodka?»
    «Ja, natürlich, warum? In den Wodka, sagte sie, den trank er gern, das wusste sie doch.»
    «Und deshalb wollten Sie die Akte um jeden Preis so schnell wie möglich schließen? Deshalb wurde alles als Unfall ausgegeben? Deshalb haben Sie die Ermittlungen verhindert und dann sogar untersagt?»
    Breissing schlug noch mal, jetzt mit der flachen Hand, auf die Lehne. «Was
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