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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition)
Autoren: Horst Evers
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war sie nur? Irgendwo musste sie doch sein! Verdammt!
    «Ah, guten Morgen. Willkommen zurück bei den Lebenden.»
    Er kannte diese Stimme, die Stimme des Fahrers. Es war keine böse Stimme. Eher eine, der er vertraute.
    «Falls Sie die Zyankalikapsel suchen – die habe ich vorsichtshalber aus Ihrem Mund genommen. Nicht, dass noch ein Unglück geschieht. Außerdem wurde sie dann anderweitig benötigt.»
    Lanner rappelte sich auf und sah Walter Rimschow am Lenkrad. Sie fuhren eine edle Limousine. «Ist das ein Bentley?»
    «Ein Jaguar, aber auch nicht viel billiger.»
    «Woher haben Sie den Wagen?»
    «Geliehen. Wir werden ihn leider zurückgeben müssen.»
    Lanner hielt sich den Kopf. Irgendjemand hatte wieder diese dröhnende Fischlagerhaus-Kühlung in seinem Kopf angeworfen. Zwischen seinen Schläfen brummte es. «Wenn wir an einer Apotheke vorbeikommen, ich bräuchte dringend was Starkes.»
    Rimschow griff neben sich und reichte Lanner eine Packung Kopfschmerztabletten und eine Flasche Wasser. «Schon besorgt. Ich ahnte, Sie würden solche Gelüste haben.»
    Lanner stellte seinen Sitz senkrecht, riss die Packung auf und spülte zwei Pillen runter. Erst als die Flasche halb leer war, setzte er sie wieder ab. «Was ist passiert?»
    «Na, Sie wurden überwältigt, gefesselt, mit dem Tode bedroht, und ich habe Sie dann befreit.»
    «Echt?»
    «Meinen Sie, sonst würden Sie jetzt hier sitzen?»
    «Nein, aber … Wie sind Sie an den vier Grazien vorbeigekommen?»
    «Gar nicht. Ich bin ihnen lieber aus dem Weg gegangen.»
    «Die haben Sie nicht bemerkt?»
    «Als ich miterleben durfte, mit welchem Schwung Sie zu Maschmann reingestürmt sind, war mir klar, Sie würden im Schlachtraum landen. Also habe ich mich da versteckt und zwischen den Lärmschutzvorhängen gewartet.»
    Lanner sah Rimschow ungläubig an. «Sie kannten diesen Raum? Haben Sie da auch schon mal gelegen?»
    «Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie können davon ausgehen, es gibt nichts Unangenehmes in diesem Beruf, das ich nicht auch schon genauso oder ähnlich erlebt hätte. Als Kersting dann mit Ihnen allein war, habe ich meine Chance genutzt. Leider einen Tick zu spät. Da hatte er Sie schon betäubt. Damit hab ich mir eine ganz schöne Schlepperei eingebrockt. Sie sind schwerer, als man meint.»
    Lanner blickte verlegen zur Seite. «’tschuldigung und danke, Sie haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet.»
    «Ganz sicher sogar.»
    «Ist das hier Kerstings Wagen?»
    «Selbstverständlich. Er hatte den Damen gesagt, er würde sofort fahren, nachdem er Sie verpackt hätte. Da war dies die unauffälligste Art, vom Hof zu reiten. Außerdem wollte ich Sie nicht bis zur S-Bahn schleppen.»
    «Sie werden uns suchen, wenn sie Kersting gefunden haben.»
    «Ich denke, das werden sie nicht. Sie und er haben ja so ziemlich die gleiche Statur. Die werden das nicht bemerken.»
    Lanner kam ein gruseliger Verdacht. «Die werden was nicht bemerken?»
    Rimschow runzelte verärgert die Stirn. Sein begriffsstutziger Beifahrer zwang ihn, Dinge auszusprechen, über die er nur ungern reden mochte.
    «Was denken Sie? Die erwarteten doch ein Paket, also mussten sie auch eins kriegen. Sonst wären wir nicht weit gekommen.»
    «Sie haben Dr. Kersting betäubt, verpackt und dann da zurückgelassen?»
    «Was denn sonst?»
    «Die werden ihn töten.»
    «Sonst hätte man Sie getötet. Sie werden doch jetzt nicht plötzlich Mitleid haben? Außerdem habe ich Kersting Ihre Zyankalikapsel unter die Zunge geschoben. Er wurde mit derselben Humanität behandelt, die er Ihnen spendiert hat.»
    Lanner schaute müde auf die Straße. In seinem Kopf hämmerte es. Die Tabletten würden erst nach einer Weile richtig wirken. Außerdem war ihm schlecht, womöglich würde er sich gleich auch noch übergeben müssen.
    Gut, er war also nicht tot. Dennoch, nahm er stark an, würde diese ganze Geschichte sein Leben erheblich verändern. Und nicht gerade zum Vorteil. Wenn er sich seine Träume in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren ausmalte, wurde ihm ganz anders. Würde er überhaupt noch schlafen können? «Sie haben ihn praktisch ermordet.»
    Verächtlich stieß Rimschow Luft durch den Mundwinkel. «Er hat sich selbst ermordet. Er selbst hat den Befehl zur Tötung gegeben, seiner Tötung. Also quasi.»
    «Das sind Spitzfindigkeiten. Sie wussten genau, es war sein Ende, als Sie ihn da so verpackt zurückgelassen haben.»
    «Und wennschon. Ich bin kein Polizist mehr. Ich bin frei. Für mich gelten nun
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