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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition)
Autoren: Horst Evers
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hätte ich denn anderes machen sollen? Sie ist meine Frau.»
    Lanner sah ihm tief in die nun unbedeckten Augen. «Die Ermittlungen seriös und ordentlich zu Ende führen lassen. Sich dann in Ruhe die Ergebnisse ansehen – und feststellen, dass Ihre Birte unschuldig ist. So gut wie unschuldig. Zumindest am Tod von Machallik.»
    Nicht nur Breissing, auch alle anderen blickten verwundert auf Lanner. Und Rimschow sah, wie Kolbe noch etwas tiefer im Polster versank.
    «Wenn irgendwer mal ein bisschen genauer hingesehen hätte, wäre demjenigen aufgefallen, dass Machallik völlig nüchtern war. Kein Quentchen Alkohol hatte er im Blut. Dieser Befund stand zunächst gar nicht und dann lediglich sehr versteckt in den Ermittlungsakten. Warum? Weil dadurch ein Unfall beziehungsweise ein Versehen noch unwahrscheinlicher geworden wäre? Weil dann klar gewesen wäre: All die Kandidaten, die Machallik Gift in diverse alkoholische Getränke geschüttet haben, wären höchstens wegen versuchten Mordes zu belangen gewesen? Weil dann nicht mehr so viele einflussreiche Persönlichkeiten Interesse am Vertuschen gehabt hätten und der wirkliche Mörder ins Visier gekommen wäre? Herr Kolbe!»
    Lanner fuhr herum und sah den Spurensicherer an, der im Sofa am liebsten unsichtbar wie ein Chamäleon geworden wäre. Sein signalroter Kopf vor dem schwarzen Leder vereitelte das. Aber Lanner hatte ihn nun so oder so am Schlafittchen. «Ich habe mich auch gefragt, warum ausgerechnet Sie, Herr Kolbe, der Sie doch sonst immer so gern und so laut und so viel über alles reden, warum Sie so gar kein Aufhebens um den Obduktionsbericht gemacht haben. Ja, ihn zuerst sogar noch an der Grenze zum Dienstvergehen unvollständig ließen und unter Verschluss hielten. Womöglich, weil Sie wussten, dass Ihr Freund Walter Rimschow Erwin Machallik nicht erst am nächsten Tag, wie geplant, sondern noch in derselben Nacht besucht hat?»
    Wie versteinert saß Kolbe da. Carola Markowitz blickte ihn erschüttert an. Rimschows eben noch entspanntes und freundliches Gesicht zeigte sich nun wachsam, auch wenn der Ex-Kommissar sich bemühte, gelassen zu wirken. «Teufel noch eins. Sie können einen echt erschrecken. Wie haben Sie das denn rausbekommen?»
    Lanner sah Rimschow tief in die Augen. «Bis eben wusste ich es noch gar nicht. Ich habe einfach mal einen Stein ins Wasser geworfen und geguckt, ob er springt.»
    Rimschow grinste. «Ihre Metapher ist schief.»
    «Damit kann ich leben. Ich habe mich nur gefragt, warum Kolbe so etwas macht, so viel riskiert. Doch nur, um einen Freund zu schützen. Einen Freund, dem er etwas schuldig war, der auch für ihn einmal ein Opfer gebracht hat. Im Ziegler-Fall.»
    «Es reicht.» Rimschow konnte seinen Ärger nicht mehr überspielen. Schroff wechselte seine Tonlage. «Fragen Sie doch einfach, was Sie wissen wollen.»
    «Ich will wissen, was passiert ist. Warum sind Sie noch in der Nacht zu Machalliks Villa im Grunewald gefahren?»
    «Er war nicht allein.» Carola Markowitz’ Stimme schnitt scharf und klar durch den Raum.
    Rimschow wurde noch wütender. «Carola!»
    Doch Markowitz ließ sich nicht mehr bremsen. «Ich hatte ihn gebeten. Ich hoffte, etwas über meinen Vater und meine Mutter zu erfahren. Es hatte sich noch in der Nacht herumgesprochen, dass Machallik in Redelaune war. Wenn er mal erzählte, hieß es, wäre er nicht mehr zu bremsen. Ich wäre in jedem Fall hingefahren. Weil er mich nicht allein gehen lassen wollte, ist Walter mitgefahren. Er passt gerne auf andere auf.»
    Lanner grinste. «O ja, davon hörte ich schon. Was hat Machallik erzählt?»
    Carola schaute zu Rimschow, der keine Miene verzog. Nach kurzem Überlegen antwortete sie: «Nichts. Er hat uns überhaupt nichts gesagt. Ich habe ihn gebeten, angebettelt, aber er meinte, er sei zu müde, wir sollten am nächsten Tag wiederkommen.»
    Lanner gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. «Ganz sicher? Bist du ganz sicher, dass du mir diese Antwort geben möchtest?»
    Carola blickte noch mal zu Rimschow. «Ja, ganz sicher. Als mir klar wurde, dass es sinnlos ist, sind wir wieder gegangen.»
    «Einfach so?»
    «Ja, einfach so.»
    Lanner und Markowitz sahen sich an. Beiden schien es leidzutun. Erst Rimschows donnernde Stimme löste die Lähmung. «Herr Lanner, ich versichere Ihnen, weder Frau Markowitz noch ich haben etwas mit dem Gifttod von Erwin Machallik zu tun. Und für alles andere ist dies hier nun wirklich nicht der richtige Ort.»
    Lanner
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