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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition)
Autoren: Horst Evers
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lange Toni auserkoren.»
    Sie nahm einen weiteren Umschlag aus der Buchschachtel. «Hier ist sein Testament, in dem er sich auch zur Vaterschaft von Toni bekennt.» Sie gab auch diese Unterlagen Carola Markowitz.
    Lanner schaute zu Toni Karhan. Aufmerksam, aber ohne sichtbare Regung ergänzte der: «Frau Matthes hat mir schon heute Vormittag davon erzählt. Ist gut.»
    Der Kommissar drehte sich wieder zur Sekretärin: «Wissen Sie, wo Max und Helmut Machallik sich befinden? Sie sind ja jetzt quasi unschuldig.»
    «Es ist ohne Frage das Beste für die beiden, wenn sie weiterhin glauben, sie hätten ihren Vater ermordet. Und wenn sie weit weg von Berlin sind.» Claire Matthes wartete einen Moment, und als niemand widersprach, fuhr sie fort: «Natürlich wollte Erwin auch den Ratten etwas hinterlassen. Seinen geliebten Ratten. Aber was kann man denen schon schenken? Deshalb ließ er das neue Rattengift entwickeln: Die Tiere sollten durch Halluzinogene mit einem großen Glücksgefühl dahinscheiden. Und als Krönung seines Lebens sollte dieses neue Gift auch sein eigenes Schicksal besiegeln. Allerdings ließ sich in der kurzen verbleibenden Zeit nicht eindeutig ermitteln, wie es in Verbindung mit Alkohol wirken würde. Elvira, also meine Freundin Elvira Adler, die dieses Gift entwickelte, hatte große Bedenken, dass es in Verbindung mit Alkohol einen furchtbaren Horrortrip auslösen könnte. Also musste Erwin vierundzwanzig Stunden vor der Einnahme auf jeglichen Alkohol verzichten. Er entschied sich deshalb für Kamillentee und Schnittchen zum Gift.»
    Polizeipräsident Breissing schnaufte. «Das ist ja alles schön und gut, Frau Matthes. Oder auch nicht gut. Ich hoffe ja, Ihnen wird das alles irgendwann noch mal leidgetan haben. Und wenn nicht – ach, wird auch egal gewesen sein. Aber warum in aller Herren Namen hat er dann noch dieses Fest gegeben und halb Berlin in helle Panik versetzt? Was sollte dieser ganze Quatsch?»
    Frau Matthes legte den Kopf ein wenig schief und lächelte ihn spöttisch an. «Dieses Fest, lieber Herr Breissing, war doch das Herzstück seines Vermächtnisses. Er wollte, wie er es ausdrückte, den ganzen Arschlöchern noch einen richtigen Koffer hinstellen. Deshalb hat er in den Tagen vor der Feier möglichst vielen Leuten einen Grund gegeben, ihn umzubringen. Er hatte ja sowieso viele Feinde, viele hassten ihn von Herzen, auch wenn sie es verbargen. Die alle hat er noch mal angestachelt. Er hat den gehörnten Ehemännern und verflossenen Geliebten noch extra Bescheid gegeben, Salz in die Wunden gestreut, Leuten wie Maschmann oder Dr. Kersting Angst gemacht, er würde Geheimnisse ausplaudern. Er hat Politikern mit Enthüllungen gedroht, Kammerjägerkollegen mit Geschäftskriegen. Und dann hat er dieses Fest veranstaltet und Gratisproben des neuen Giftes verteilt. Jeder konnte sich ein paar nehmen. Er hatte inständig gehofft, viele seiner Freunde und Feinde würden ihn vergiften – und dann würde die Polizei nachforschen und etliche Sauereien ans Licht bringen. Gegen die feinen Herren ermitteln und manche davon in Bedrängnis bringen, überführen, ruinieren. Erwin war ganz begeistert von der Idee, dass sein Tod zu einer Art Zeitbombe in der Berliner Gesellschaft werden könnte, einer Bombe, wie er sich ausdrückte, die dann möglichst viele Arschlöcher wegblasen würde. Er war so begeistert von seinem Plan. Aber dann haben diese einflussreichen Persönlichkeiten alle Ermittlungen im Keim erstickt, und die Akte wurde mit dem absurden Ergebnis ‹Unfall› geschlossen. Wie dilettantisch das vertuscht wurde. Ich habe dauernd zu allen gesagt, ich sei überzeugt, es sei Mord gewesen, aber niemand wollte nachhaken und dem Offensichtlichen, Wahrscheinlichen nachgehen. Auch Sie, das muss ich mal loswerden, waren eine große Enttäuschung, Herr Rimschow. Sogar die Söhne sind ohne Zögern in der Firma geblieben. Die wollten einfach nicht die Sessel räumen. Also musste ich abwarten, bis der letzte Schachzug in Erwins Testament, die Rache der Ratten, vorbereitet war. Ich hatte gehofft, der öffentliche Druck durch die Rattenplage würde die Brüder irgendwann zum Aufgeben zwingen. Und ich könnte endlich Toni an die Spitze bringen und zum Retter der Stadt machen. Dann lief die Sache aus dem Ruder, fast wäre es zu spät gewesen. Aber schließlich hat sich gezeigt, dass Toni noch viel begabter und fähiger ist, als Erwin und ich immer dachten.» Sie lächelte Toni Karhan an, dann drehte sie den Kopf
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