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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot
Autoren: Kathrin Heinrichs
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verbesserte Osterfeld mich. »Aber ich habe es satt, mich ständig entschuldigen zu müssen, weil ich nicht Betriebswirtschaft studiert habe. Ich weiß doch, was sie alle denken, diese Hohl-Akademiker. Zum Denken hat es nicht gereicht, deshalb macht er jetzt in Kisten. Aber denen hab ich es allen gezeigt. Alle, die mich früher belächelt haben, denken heute: Der hat’s geschafft. Die stecke ich doch alle in die Tasche mit ihren mickrigen Beamten- und Angestelltengehältern. Auf die hört doch heute keiner mehr!«
    »Ein gemachter Mann«, sagte ich und unterdrückte jede Ironie. »Jetzt, wo auch noch das Bundesverdienstkreuz im Anmarsch ist – Kompliment!«
    »Und das soll ich mir von einem Stümper wie König kaputt machen lassen? Daß ich nicht lache!«
    »Sie scheuten also weniger eine Geldstrafe für illegale Beschäftigung als vielmehr Ihren Ansehensverlust?«
    »Ich lasse mich von einem Kerlchen wie Wilfried König nicht ruinieren und schon gar nicht von einem Arschkriecher wie Jürgen Hebel.«
    »Hatte der auch Wind davon bekommen?«
    »König hat ihm gegenüber wohl mal Andeutungen gemacht!« ereiferte Osterfeld sich. »Er hatte einen Streit mit König gehabt, weil der auch Hebels desolate Kassenführung herausbekommen hatte. Wilfried König hatte gedroht, daß er sowohl Hebel als auch mich hochgehen lassen könne. Nach Königs Tod kam Hebel dann mit haltlosen Erpressungsversuchen um die Ecke. Er wisse von der Schwarzarbeit, weil er in Döbern mit jemandem aus der Buchhaltung gesprochen habe. Außerdem könne sich jeder an fünf Fingern abzählen, daß ich es sei, der das größte Interesse an Königs Tod gehabt und Streiter nur vorgeschickt habe.«
    »Womit er ja nicht unrecht gehabt hat«, murmelte ich. »Was hat Hebel gewollt, als er Sie erpreßt hat?«
    »Na, was wohl?« schnaubte Osterfeld. »Geld natürlich! Schließlich hatte er eine Heidenangst, daß sein Betrug am Verein in Kürze der ganzen Öffentlichkeit bekannt werden könnte.«
    »Und dann haben Sie Streiter von der Erpressung erzählt? Und ihm verklickert, daß ihm Gefängnis für seine Restlebensjahre drohe, wenn er Hebel nicht aus dem Weg schaffe?«
    »Genau! Hebel wurde als Augenzeuge natürlich unhaltbar. Außerdem war Hebel unserem Ehrenmann Streiter sowieso ein Dorn im Auge. Das Gerücht um Hebels Kassenführung hatte sich inzwischen im Vorstand rumgesprochen. Sie können sich vorstellen, was das für einen Mann wie Streiter bedeutet hat.«
    »Außerdem haben Sie ihm ja wohl auch gedroht, die Produktion ins Ausland zu verlegen, wenn es weiter Probleme gäbe!«
    »Anders hätte ich einen Mann wie Streiter nie davon überzeugen können, daß Hebel ausgeschaltet werden muß, um Region, Schützenbruderschaft und seine eigene Zukunft zu retten.«
    »Trotzdem wird Streiter die Sache mit dem Abschiedsbrief wohl kaum allein auf die Reihe bekommen haben.«
    »Das stimmt«, sinnierte Osterfeld. »Da brauchte er natürlich Unterstützung. Als Hebel am Freitag morgen in mein Zimmer schneite und mir ein weiteres Mal drohte, daß er sich an die Polizei wenden würde, konnte ich ihn nicht erneut abwimmeln. Ich versprach ihm, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Ich würde ihm finanziell unter die Arme greifen, er würde mich mit meiner Döberaner Firma in Ruhe lassen. Den Fall König wollten wir beide vergessen. Wir verabredeten uns noch für denselben Abend. Allerdings machte ich klar, daß das Treffen nicht bei mir zu Hause stattfinden konnte, genauso wenig hier in der Firma. Hebel hatte selbst die beste Idee. Er schlug den »Alten Schießstand« vor, eine kleine Holzhütte im Wald, die Schützen als Grillplatz nutzen. Die Verabredung stand also. Jetzt kümmerte ich mich jedoch noch um eine andere Sache. Ich wollte einen Abschiedsbrief haben.«
    »Haben Sie die Unterschrift gefälscht?«
    »Um Gottes willen. Das hätte die Polizei mit Hilfe eines Sachverständigen sofort gemerkt. Es war viel einfacher. Jeden Tag muß Hebel als Leitender Buchhalter verschiedenste Papiere unterzeichnen. Ich bereitete kurzerhand ein Schreiben an die Leitenden Angestellten vor, in der es um eine neue Regelung zum Überstundenausgleich ging. Es wurde in vierzehn Ausführungen kopiert und sollte von mir und Hebel unterschrieben werden.« Osterfeld grinste stolz. »Es war nicht ganz leicht, aber es klappte: Ich ging mit dem Wust von Papieren zu ihm und bat ihn um seine Unterschrift, da das Schreiben noch am selben Tag verteilt werden sollte. So unterschrieb er, ohne
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