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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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aber er lächelte. »Ich fange an zu glauben, Ihr könntet Recht haben.«
    »Also bitte. Wenigstens ein Sohn lässt sich von der Weisheit meiner Worte überzeugen.« Es kam ihm anscheinend ganz leicht und natürlich über die Lippen, und er sagte es ohne besonderen Nachdruck.
    Aber für Cecil war es ein denkwürdiger Moment. Er nahm sich vor, diesen Augenblick niemals zu vergessen, und wenn er hundert Jahre alt würde. »Dort oben am Fenster steht Rachel und winkt wie besessen«, bemerkte er.
    Jonah schaute nicht hinauf, aber er nickte, ebenso erleichtert über die Ablenkung wie der Junge. »Dann lass uns in die Halle gehen und essen. Du siehst so aus, als hätte Ruperts Tafel in beklagenswertem Maße nachgelassen. Dabei war sie noch nie sehr üppig.«
     
    Während Kapitän Hamo nach Brügge fuhr, um die Weber nach England zu holen, die einer von Jonahs flandrischen Agenten in dessen Auftrag angeworben hatte, ritt Jonah selbst nach Sevenelms.Er wolle sich von den Fortschritten beim Bau der neuen Siedlung überzeugen, erklärte er Giselle, doch das war natürlich nur ein Vorwand. David brauchte keine Beaufsichtigung – er herrschte über das stetig wachsende Sevenelms wie ein Admiral über seine Flotte. In Wahrheit wollte Jonah London entfliehen, all den gut gemeinten Besuchen von Aldermen und Gildebrüdern, denen es ein Bedürfnis war, sich persönlich von seiner Unversehrtheit zu überzeugen und ihm vor allem zu versichern, dass sie angeblich keinen Moment an die böswilligen Gerüchte geglaubt hatten. Er wollte London entkommen, dem Schatten des Tower, der Einladung zum Hof. Und als er in Sevenelms war, suchte er sich einen seichten, grasbewachsenen Hügel aus, der ein gutes Stück von allen Ansiedlungen entfernt lag, führte David dorthin und sagte: »Bau mir ein Haus. Genau hier.«
    David nickte, fragte aber verwundert: »Was willst du mit einem Haus auf dem Land?«
    »Davon träume ich schon mein halbes Leben. Ich will einen Ort, wo ich Ruhe und Frieden finden kann, weit fort von der Stadt.«
    David schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Jonah, wenn du länger als drei Tage hier bist, wirst du rastlos und findest einen Grund, nach London zurückzukehren. Du brauchst diese Stadt wie eine Pflanze das Wasser.«
    »Ich schätze, ich habe mich geändert.«
    David glaubte ihm kein Wort, aber er sagte bereitwillig: »Natürlich baue ich dir ein Haus. Sag mir nur, wie es aussehen soll.«
    »Klein. Bescheiden. Ländlich. Vielleicht mit einem Graben rundherum? Und einer Mauer mit Zugbrücke?«
    Lachend führte David ihn in sein eigenes bescheidenes, ländliches Haus und brachte unaufdringlich aus ihm heraus, was sich zugetragen hatte.
    »Ich hoffe doch sehr, mein Bruder Richard hatte nichts mit dieser teuflischen Intrige zu tun.«
    Jonah hob gleichgültig die Schultern. »Richards Vorschlag, mich zum Sheriff zu wählen, war ganz gewiss dazu gedacht, die ganze Geschichte noch ein bisschen abscheulicher zu machen.Mich erst auf den Sockel höchsten Ansehens zu hieven, damit ich umso tiefer falle und auch wirklich die ganze Stadt hinschaut. Aber was spielt das noch für eine Rolle? Jetzt ist all das ja vorbei.«
    Daran hatte David die größten Zweifel.
     
    Als Jonah zwei Tage später heimkam, berichtete Giselle ihm, dass Martin Greene ihn dringend zu sprechen wünsche. Also schickte Jonah Piers mit einer Nachricht zum Gildemeister, um ihn von seiner Heimkehr in Kenntnis zu setzen, und Greene kam noch am selben Nachmittag.
    Jonah war im Kontor und sah zerstreut von einer Kalkulation für die Vergrößerung der Hafenanlage und Lagerflächen in Tickham auf, als Meurig eintrat, um den Besucher zu melden. »Führ ihn her.«
    »Ja, Master. Es ist nur …« Meurig kratzte sich nervös am Ohr.
    »Was?«
    »Er hat zwei weitere Aldermen mitgebracht.«
    »Ah ja? Und zwar?«
    »Es sind … die Sheriffs von London, Master Jonah.«
    Jonah sah seinen eigenen Schrecken in Meurigs Augen widergespiegelt. Was nun schon wieder?, fragte er sich fassungslos. Aber er sagte lediglich: »Sie müssen mich ja für sehr gefährlich halten. Führ sie in die Halle. Ich komme gleich. Und sorg dafür, dass wir ungestört sind.«
    Meurig wies auf das geöffnete Fenster zum Fluss. »Ich kann sie auch ein paar Minuten ablenken, Sir«, murmelte er verschwörerisch.
    Jonah fand, der Vorschlag hatte durchaus seinen Reiz, aber er entgegnete mit einem strengen Stirnrunzeln: »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Ich mach mich nicht lächerlich, sondern nützlich«,
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