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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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Stadtplan stammt erst aus dem 16. Jahrhundert, doch lässt sich die Geografie der Stadt, wie hier dargestellt, anhand von Beschreibungen recht zuverlässig rekonstruieren. Ob es das organisierte Verbrechen und die Diebesschule in Billingsgate im 14. Jahrhundert schon gab, bleibt hingegen der Spekulation überlassen. Die frühesten Berichte darüber finden sich erst gut hundert Jahre später, wobei zu bedenken ist, dass Heimlichkeit das oberste Ziel dieser dunklen Bruderschaften gewesen sein muss und sie durchaus im Verborgenen existiert haben mögen, lange bevor irgendwer davon erfuhr oder berichtete. Francis der Fuchs ist jedenfalls nur ein Produkt meiner Fantasie. Belegt sind indes alle hier erwähnten Rechtsfälle.
    Was mich bei der Beschäftigung mit dem Mittelalter immer wieder aufs Neue erschüttert, ist die systematische, per Gesetzsanktionierte und von der Kirche abgesegnete Gewalt gegen Frauen und Kinder. Sexuelle Gewalt, die sich durch alle Schichten zog und oft auch sehr junge Mädchen traf, ist nicht zufällig ein durchgängiges Thema dieses Romans. Die Dame der feinen Londoner Gesellschaft und ihr teures Freudenhaus hat es wirklich gegeben. Sie wurde aktenkundig, weil eine Magd sie vor dem Lord Mayor verklagte, sie zur Prostitution gezwungen zu haben. Ein Priester hatte das in Not geratene junge Mädchen dorthin vermittelt. Annot ist erfunden, aber ihr Schicksal hat sich ungezählte Male ereignet.
    Für König Edward habe ich, wie vermutlich unschwer zu erkennen war, eine Schwäche. Ich habe ihn hier trotzdem der sexuellen Nötigung bezichtigt, weil es aller Wahrscheinlichkeit nach der Wahrheit entspricht. Opfer der Vergewaltigung, von der verschiedene Chronisten berichten, war entweder die Schwägerin, die Nichte oder die Frau seines Freundes William Montagu, Earl of Salisbury. Das Einzige, was sich zu Edwards Verteidigung sagen lässt, ist ebenso banal wie abscheulich: In seinen Augen und denen seiner Zeitgenossen war es ein Kavaliersdelikt.
    Joan of Kent, die schönste Frau Englands, bekam den Schwarzen Prinzen in dritter Ehe zu guter Letzt doch noch, und ihr gemeinsamer Sohn Richard wurde König von England. Trotzdem ist es durchaus glaubhaft und wahrscheinlich, dass sie zuvor König Edwards Geliebte war und die geheimnisvolle Dame, die in Calais beim Tanz ihr blaues Strumpfband verlor und so dem Hosenbandorden zu seinem Symbol und seinem Motto verhalf. Die Biografen, die das bestreiten, argumentieren vornehmlich nach dem wenig überzeugenden Grundsatz, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
    Königin Philippa war von den historischen Figuren dieses Romans diejenige, die mich am meisten fasziniert hat. Sie hat zwölf Kinder geboren, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten, und hat es verstanden, diese große Familie zusammenzuhalten. Selbst nach ihrem Tod gab es unter den ehrgeizigen Söhnen keine nennenswerten Machtkämpfe. Sie hat mit ihrem französischen Geschmack nicht nur das englische Modebewusstsein geprägt,sondern tatsächlich die Tuchproduktion revolutioniert, indem sie die weltberühmten Handwerker aus ihrer Heimat nach England brachte. Ihr zweiter großer wirtschaftlicher Coup war der Kohleabbau und -export. Trotzdem hat sie nie so viel Geld verdient, wie sie ausgab. Sie war genauso hoffnungslos verschwendungssüchtig wie ihr Mann, denn das entsprach dem höfischen Ideal, an das sie beide glaubten. Sie hat oft politische Weitsicht und Klugheit bewiesen, und es stimmt tatsächlich, dass sie nach dem Einsturz der Tribüne beim Londoner Turnier 1331 vor dem König auf die Knie ging, um für die Zimmerleute zu bitten. Diese denkwürdige Szene wiederholte sich 1347 nach dem Fall von Calais, als es um die berühmten sechs Bürger der eroberten Stadt ging. Die Chronisten berichten, dass Edward in allen wichtigen Entscheidungen ihren Rat suchte. Er hat sie tatsächlich ständig betrogen, doch ihr Tod im August 1369 markiert den Beginn seines geistigen Verfalls und Niedergangs, von dem ich, wie auch von allen politischen Ereignissen nach 1360 und vor allem natürlich den Geschicken der Häuser Waringham und Dermond, in Das Lächeln der Fortuna erzählt habe.
     
    Dank ist an dieser Stelle immer angebracht, denn viele haben geholfen, den König der purpurnen Stadt aus der Taufe zu heben; die meisten natürlich unwissentlich und unfreiwillig, indem sie die Bücher, Artikel und Websites verfasst haben, aus denen ich meine Informationen bezogen habe.
    Danken möchte ich auch – wieder
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