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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren
Autoren: Tanja Kinkel
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konnte. Es ist einfach… nichts. Und nun ist der dritte E i erwagen auch nichts. Außerhalb der Ebene gibt es offenbar noch andere Stellen, die nichts sind, aber die Kauf m a nnsgilde wollte nicht, dass irgendje m and davon erfährt, da m it der Handel nicht aufhört.«
    Ihre Erschöpfung verflog in der Empörung, die sie erfasste. »Die Gilde wusste Bescheid und hat trotzdem nichts dagegen getan ? «
    »Ob sie etwas getan haben, konnte ich nicht herausfinden«, räu m te Kunla ein, »aber Bescheid wus s ten s i e und wollten, d a s s es e i n Gehei m nis bleibt.«
    Res setzte sich auf die K üchenbank und begann grim m i g die Honigbeerensuppe in sich hineinzul öff eln, die ih r e Mutt e r i h r au f bewahrt hatte. Sie dachte an die v i elen Reisenden, die Kunla und sie schon am M eilenstein beobachtet h a tten: Geschöpfe aus allen Teilen Phantásiens und die Bewohner Sirido m s , die für sie so alltäglich waren wie der Staub unter ihren Füßen und die sie darum beneidet hatte, die Ebene von Kenfra verlassen zu können. Die Vorstellung, dass dort draußen etwas Gefährliches auf sie wartete, kein Ungeheuer, keine Aufgabe, die m an bestehen k o nnte, sondern einfach das Nichts, und dass die Gilde davon gewusst und es absichtlich verschwiegen hatte, erwe c kte in ihr d e n W unsch, lauthals zu schreien.
    »Bei dem Tross m it Gewändern für die W eidenleute«, stieß sie hervor und u m klammerte den Löffel so fest, dass die Knöchel ihrer Hand weiß wurden, »der vor vier Wochen abfuhr, da war Lesterfeld m it dabei.«
    »Ich weiß«, mu r m elte Kunla.
    Lesterfeld gehörte zu den ältes t en Mitgliedern der Gilde und hatte im m er Zeit für sie beide gehabt, um ihnen von seinen Reisen zu erzählen oder ihre Fragen zu beant w orten. Der Tross zu den Weidenleuten hatte sein l e tzter sein solle n ; eige n t lich war er sch o n viel zu alt, um noch als Begleiter in Frage zu kom m en, aber die W e idenle u te gehörten zu seinen liebsten Handel s partnern, und jeder glaubte, dass es ein schöner, friedlicher Absch l u ss s e iner Gildent ä tigk e it werden würde. W enn Lesterfeld etwas ges c hehen war, dann wünschte sich Res die gesa m te Gilde ins Nichts, aber sie brachte es nicht ü ber sich, das zu Kunla zu sagen. Er würde sich verpflic h t et fühlen, seinen Vater zu verteidigen, sie würden m iteinander streiten, und der Tag war schon schlimm genug g ewesen.
    » W as will d i e Gil d e jet z t unt e r neh m en?«, f r agte Res sc h lie ß lich, nachdem sie ihren W un s ch zu schreien niedergerungen hatte.
    »Sie beraten noch«, erwiderte Kunla. »Vater m eint, das Beste wäre, ein paar wirklich k ostbare Te p piche ge g en Schutzzau b er ei n zutauschen, da m it die W ege wieder sicher sind.«
    Das hielt sie für keinen guten Plan; wenn etwas Gefährliches jenseits der E bene lauerte, sollte man losziehen und es bekä m p fen, dachte Res, nicht nur versuchen, sich davor zu schützen. Außerdem konnte in d er gesa m t en Ebene von Kenfra nie m and Schu t zzauber verhängen, und ganz gleich, ob m a n sie nun von den Dschinn oder Feen, den Feuergeistern oder Raben s chwätzern erwerben wollte, eine Reise durch die Glasberge würde do c h nötig sein. Aber als sie diese Gedanken laut aussprach, entgegnete Kunla nur, die Gilde wisse sicher m ehr als sie, und der rec h te Weg werde bestim m t gefunden werden. Erst als er wieder verschwunden war, be m erkte Res, dass er sie überhaupt nicht gefragt hatte, w a s m it i h r g eschehen war, s eit sie sich getrennt hatten.
    Obwohl sie nach der stundenlang e n Arbeit m üde war, hielten die Entdeckungen des heutigen Tages sie wach. Alles kam ihr vor wie ein verfilztes W ollknäuel, das m an neu wickeln musste. Es gab dort draußen et w as, das Dinge und Leute verschwinden ließ. Die Gilde, die doch die Aufgabe hatte, S i ridom zu beschützen, wusste davon und hatte es verschwiegen. Und nie m and ahnte, was als Nächstes zu tun war. Nein, das stimmte nicht; sie wusste nur zu genau, was sie als Nächstes t u n würde. Sie würde im Arachnion m i t Pallas Fä de n ertasten und ihr Gesellenstück planen.
    Hör auf zu jammern, sagte in ihrem Kopf eine Stim m e, die seltsam vertraut klang. Res schaute auf und erkannte auf dem Fenstersi m s ihres Z im m ers, vom Mondlicht ganz in Weiß getaucht, die Katze. Ihre blauen Augen wirkten sehr dunkel in der Nac h t. Sie neigte den Kopf zur Seite, dann m achte sie einen Satz und sprang zu Res auf das Bett. Kraul mich lieber. Du
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