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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren
Autoren: Tanja Kinkel
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ä he gela s sen werden. Und Krin ließ sich nicht überzeugen, Res auch nur eine weitere Stunde Aufschub zu gewähren.
    »Aber Mutter, lass m ich doch erst mit d e r Katze s p reche n ! Sie hat wichtige Dinge gesehen.«
    »Diese Katze redet nicht, das siehst du doch. Hör m it deinen Ausreden auf, Res.«
    Natürlich h a tte die Kat z e keine A n stalten ge m a cht, auch n u r ein W ort an ih r e Mutt e r zu ric h ten, um Res zu helfen oder Res das Gehei m nis um den leeren Tross ein f ach m itzuteilen. O nein, die Katze hatte ihre blauen Augen verengt, bis sie nur noch aus Schlitzen bestanden, es sich neben dem Herd in der Küche bequem g e macht und war schließlich eingeschlafen. Kein drängender Gedanke und keines der W orte von Res hatten sie bewegen können, wieder aufzuwachen.
    Auf d e m Weg ins Arachnion fiel R e s auf, dass viel m ehr Leute auf den Straßen standen und m itein a nder schwatzten, als das für gewöhnlich d e r Fall war. Es war auch kein ge m ütliches, wohlge f älliges Schwatzen, wie es zwischen den W e berinnen üblich war, wenn m ehrere von ihnen zusam m e narbeiteten, sondern ein aufgeregtes Gewisper und Gezisch wie von brodelndem W asser in einem Koch t opf.
    » W eberin Krin«, rief die Marktfr a u Dazu m al, als sie Res und ihre Mutter entdeckte, » W eberin Krin, haben Sie schon das Neueste gehört ? «
    »Noch nicht, aber bald«, erwiderte Krin. Seit dem Tod von Res’ Vater m einte jede ver he i r a tete F r au des Ortes, b ei jed e r sich biete n den Gelegenheit m it ihr »ein ablenkendes W o r t « reden zu müssen, wie sie es nannten. Zu m i ndest verzichteten di e Da m en d i eser Ta g e darauf, ihren Kindern das Gleiche in Bezug auf Res zu befehlen, nachdem sie sich m it einigen der Gleichaltrigen geprügelt und die jüngeren durch ihr abenteuerliches Heru m streunen ebenfalls zahllose blaue Flecken davongetragen hatten.
    »Der Tross ist h eute M orgen endlich angekom m en… aber er war völlig leer. Oh, und mein Otto sagt, die Ka u f m annsgilde wüsste schon länger von ähnlichen Vorkommnissen. Nur uns hat m an bisher nichts erzählt, aber heute, heute werden sie da m it herausrücken m üssen. Schließlich kann jeder die leeren W agen sehen.«
    Ich habe sie zuerst gesehen, dachte Res, und w e nn ich endlich die Katze dazu bekomme, m i r zu verraten, was geschehen ist, dann weiß ich m ehr als ihr a lle.
    Aber ihr Ärger wich m e hr und m ehr der Neugier. Davon, dass die Kauf m annsgilde längst Bescheid über ähnlic h e Ereig n isse wusste, hatte Kunla nie etwas erwähnt. Ent w eder er ver h ei m lichte i h r Dinge, oder sein V ater verhielt sich i h m gegenüber in diesem Punkt ungewöhnlich schweigsa m .
    Sie wäre gern noch et w as länger in den Straßen geblieben, um m ehr über diese Vorkommnisse zu e r fahren, doch ihre Mutter zog sie weiter zum Arachnion. Von dem auf g eregten G elärm des hellen Tages, in dem sich jeder S chatten s c harf im Sand der Straße abzeichnete, in das ruhige, däm m r i ge Arachn i on zu treten, erinnerte Res daran, wie sie als kleines Kind ein m al f a st in den W oll- und Seidenknäueln ihrer Mutter versunken war. Das G efühl weicher W olle auf ihrer Haut war angeneh m , ab e r gleichz e itig bekam sie keine Luft m ehr.
    »Die W eberin Krin und ihre Tocht e r Res«, sa gt e ih r e M u tter zu dem Türpfosten, während sie ihn m it Öl bestrich, »bitten daru m , bis ins Innerste vorgelassen zu werden.«
    Der Türpfosten, der sehr viel schlanker war als s e in Vett e r , d e r Meilenstein a m Ortseingang, räusperte sich. » W enn die W eberin Krin das W o hlverhalten ihrer Tochter versprechen kann.«
    »Ich bin kein kleines Kind m ehr«, sagte Res gekränkt. »Ich kann für m i ch selbst sprechen. I m Übrigen habe ich nicht die Absicht, lange hier zu bleiben.«
    »O doch, das wirst du«, sagte ihre Mutter.
    Die Teppichfasern unter ihren bloßen Füßen kitzelten, während Res m it zusammengepressten Lippen weiterging. Im Laufen zogen die W andbehänge, die sie zum größten Teil schon kannte, an ihr vorüber. Der Bau des E l fenbeintur m s wechselte sich m it der Großen Reise des Grasvolks ab, der Tanz der Glücksdrachen m it dem K a m p f der Feuergeister, der ein Meer in nichts als Nebel und Da m p f auflöste. Früher hatte sie diese Figuren mit Begeisterung betrachtet, doch jetzt schienen sie ihr nur noch S c hatten zu sein, und sie wünschte sich nichts m ehr, als m i t eigenen Augen zu sehen, wer diese Schatten warf.
    In den
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